Hatte sich die Luftfahrt bisher auf die CO2-Emissionen fokussiert, so wird zukünftig auch der Einfluss von Stickoxid-Emissionen (NOx) und Kondensstreifen berücksichtigt, denn diese Effekte zusammen machen die Klimawirkung der Luftfahrt aus.
Mit Hochdruck arbeitet die Branche an der Verbesserung der Klimaverträglichkeit ihrer Produkte und an Lösungen, die die Luftfahrt nachhaltig verbessern. Ganz vorne mit dabei ist Deutschlands führender Triebwerkshersteller mit seiner Technologie-Agenda Clean Air Engine (Claire). In ihr werden Lösungsmöglichkeiten und Potenziale für nachhaltige zivile Antriebe formuliert. In drei Etappen geht’s zum emissionsfreien Fliegen.
Die erste Etappe wurde mit den hocheffizienten Triebwerken der Pratt & Whitney GTF-FamilieTM erreicht. Die MTU realisiert den GTF gemeinsam mit dem US-amerikanischen Partner. Bereits die erste Generation gilt als technische Meisterleistung: Der GTF reduziert Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen im Vergleich zur Vorgänger-Triebwerksgeneration um je 16 Prozent – ein Prozent mehr als anvisiert.
Um das volle Potenzial auszuschöpfen, arbeitet die MTU bereits an der zweiten Generation. Angetrieben mit Sustainable Aviation Fuels (SAF) oder Flüssigwasserstoff könnte die zweite GTF-Generation die Klimawirkung bereits um bis zu 65 Prozent verringern.
Die evolutionäre Weiterentwicklung der Gasturbine wird allein nicht ausreichen, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Revolutionäre Antriebskonzepte auf Basis des Getriebefans sind gefragt, den Weg in eine klimaneutrale Luftfahrt zu eröffnen. Das soll bis zum Jahr 2035 erfolgen und ist Inhalt der zweiten Etappe von Claire.
Das favorisierte gasturbinenbezogene MTU-Konzept ist der Water-Enhanced Turbofan (WET Engine), der sowohl CO2- als auch NOx-Emissionen reduziert und auch die Bildung von Kondensstreifen signifikant senkt. Dieses Konzept kann für alle Schub- und Leistungsklassen genutzt werden.
Ein weiteres revolutionäres Antriebskonzept, das die MTU im Rahmen der zweiten Claire-Stufe vorantreibt, ist eine möglichst vollständige Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Hier hat die Wandlung von flüssigem Wasserstoff in Strom mit Hilfe einer Brennstoffzelle das größte Potenzial. Flying Fuel Cell heißt das MTU-Konzept, ist nahezu emissionsfrei und soll anfangs auf kürzeren Strecken zum Einsatz kommen.
2050 markiert die dritte Claire-Etappe: Angestrebt werden weitere Effizienzverbesserungen aller Antriebstechnologien sowie die Einführung der FFC auch auf der Kurz- und Mittelstrecke. In allen Etappen soll der Einsatz von SAF und Wasserstoff gesteigert werden, denn nachhaltigen, alternativen Kraftstoffen kommt auf dem Weg zur Emissionsfreiheit am Himmel eine Schlüsselrolle zu.