Honeywell testet Navigationsverfahren ohne GPS
US-Elektronikriese Honeywell hat neuartige Navigationsverfahren für Flächenflugzeuge und Hubschrauber im Flug getestet, die ohne die Nutzung von Satellitennavigation (GPS) auskommen. Damit stehen der Luftfahrt auch bei GPS-Störung oder -Ausfall sichere Ersatzsysteme zur Verfügung.
Honeywell Aerospace habe eine Testserie fortschrittlicher Navigationsverfahren erfolgreich abgeschlossen, meldete der Hersteller aus Phoenix am Mittwoch. Dazu seien Flugtests mit einer Embraer 170 und einem Hubschrauber AgustaWestland AW139 durchgeführt worden. Ziel der Versuche sei, durch neue Verfahren eine nahtlose Navigation sicherzustellen, auch wenn die GPS-Nutzung, auch GNSS genannt (Global Navigation Satellite System), ausfalle oder gestört werde. In vielen Krisenregionen, darunter über der östlichen Ostsee und über dem Arabischen Golf, hatten Piloten ziviler Flugzeuge in jüngerer Vergangenheit von verfälschten GPS-Signalen oder anderen Störungen berichtet.
Honeywell nutzt für die sogenannten "alternativen Navigationssysteme" andere Sensoren, wie Kameras, Star-Tracker zur Astronavigation, Radaranlagen, Funkempfänger und interne Navigationssysteme. Sie arbeiten unabhängig vom GPS-Empfang, der mit relativ geringer Störleistung beeinträchtigt werden kann, das sogenannte "Spoofing". Das Militär hatte alle seine eigenen, neueren GPS-Systeme deswegen in abgetrennte, geschützte und chiffrierte Bereiche verlagert, abseits des "normalen" GPS, das weiterhin besteht.
"Unsere Kunden beobachten eine Zunahme unabsichtlicher und absichtlicher Navigationsstörungen, darunter GNSS-Jamming", sagte Matt Picchetti, Vice President und General Manager, Navigation and Sensors bei Honeywell Aerospace. "Unsere modularen und erweiterbaren Navigationstechnologien setzen einen neuen Standard für Zuverlässigkeit und Genauigkeit, wenn der Satellitenempfang gestört wird."
Die alternativen Verfahren ermitteln die wichtigsten Positions-, Geschwindigkeits- und Richtungsdaten. Im Flug erprobt und demonstriert wurden jetzt folgende Methoden:
Vision Aided Navigation:
Bei dieser sichtunterstützten Navigation filmt eine Kamera die Umgebung und vergleicht sie mit einer Geländedatenbank.
Celestial Aided Navigation:
Die Beobachtung des Sternenhimmels und fester Weltraumobjekte ermöglicht eine sehr hohe Navigationsgenauigkeit auf GPS-Niveau. Die störresistente Methode wurde seit dem Kalten Krieg genutzt.
Magnetic Anomaly Aided Navigation:
Die Vermessung des Erdmagnetfeldes funktioniert bei jedem Wetter und vergleicht eine Datenbank des Erdmagnetfeldes mit dem überflogenen Gelände. Honeywell führte erstmals einen Echtzeittest im Flug mit der Embraer 170 durch, nachdem zuvor nur Labortests durchgeführt worden waren.
Außerdem wurde die Nutzung interner Navigationsanlagen in Verbindung mit der sogenannten "GPSDome"-Störabwehranlage getestet. GPSDome findet die zur Navigation benötigten Satelliten noch unter starken Störbedingungen. Honeywell will noch in diesem Jahr das erste Prototypsystem fertig stellen und ab 2023 Seriensysteme für alternative Navigation liefern. Unser Foto zeigt das Cockpit einer Embraer 170, für das Honeywell die Avionik beisteuert.
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