Neues Helmdisplay von Collins Elbit Vision Systems
Das Joint Venture von Collins Aerospace und Elbit Systems of America strebt mit dem Zero-G einen Generationswechsel im Piloten-Informationsmanagement an. Einen ersten Kunden gibt es schon – und der Hersteller sieht auch Einsatzmöglichkeiten in Deutschland.
Das neue Helmdisplay mit dem Namen Zero-G Helmet Mounted Display System+ (HMDS+) nutzt nach Angaben von Collins Elbit Vision Systems (CEVS) die modernste Farbildschirmtechnologie mit einem ultraweiten Sichtfeld mit hoher Auflösung, integriert Nachtsichtfähigkeit sowie die Möglichkeit für erweiterte und virtuelle Realität und setzt auf einen fortschrittlichen Multi-Core-Prozessor, der für niedrige Latenz sorgt. "Es bringt ein wegweisendes Level an Informationsmanagementfähigkeit, das die Nutzung von Helmdisplays neu denkt, um überlegene Aufgabenpriorisierung und schnellere Entscheidungsfindung zu ermöglichen", sagt John Rogers, Associate Director of Requirements and Capabilities for the 6th Generation Fighter Aircraft Programs bei Collins Aerospace.
Der Helm selbst besteht aus Composite-Material. Es sei das leichteste Helmdisplay-System, das je entwickelt wurde, so Rogers. Zum genauen Gewicht wollte er jedoch noch keine Angaben machen. "Es ist um eine wesentliche Prozentzahl leichter [als bisherige Systeme; d. Red.]. Als jemand, der die meiste seiner Flugzeit bei der US Air Force Helme getragen hat, kann ich sagen, dass dieser Helm ein massiver Wandel hinsichtlich Gewicht und Schwerpunkt darstellt", sagt Rogers, ehemaliger F/A-18C- und F-22-Pilot bei der Air Force. Das bisherige Joint Helmet Mounted Cueing System der F/A-18 beispielsweise wiegt etwas weniger als 2 Kilogramm, das Helmet Mounted Display System der F-35 etwas mehr als 2 Kilogramm.
Regelmäßige Display-Upgrades und Software-Updates würden dafür sorgen, dass das Helmdisplay-System immer auf dem neuesten Stand bleibe. "Der Prozessor läuft mit einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht", sagt Rogers. Die Architektur erlaube hohe Datentransferraten und die Software sei kompatibel mit anderen Systemen.
Hoffnung auf Eurofighter und FCAS
Im Vergleich zum F-35 Helmet Mounted Display System, das auch das Head-up-Display integriert, bringe die nächste Helmdisplay-Generation völlig neue Möglichkeiten mit. Einerseits könnten sie wie herkömmliche Systeme genutzt werden, also "heads-up, eyes out", um beispielsweise Ziele oder die eigene Formation zu sehen. Andererseits sei auch eine andere Nutzung denkbar, ähnlich jener, die Apple mit seiner neuen Augmented-Reality-Brille Vision Pro anvisiert. Augmented oder Virtual Reality seien beispielsweise für Trainingszwecke interessant, so Rogers.
Der erste Kunde von Zero-G ist die US Navy. CEVS wurde bereits Anfang August mit der Entwicklung, Ingenieursdienstleistungen, Logistik und Testunterstützung eines verbesserten Helmdisplay-Systems für die F/A-18E/F und E/A-18G der Block-III-Konfiguration beauftragt. Der Auftrag hat einen Wert von 16 Millionen US-Dollar und umfasst die Lieferung von sechs Helmdisplays, 21 Massenmodellen, sechs Ersatzvisieren, drei Cockpit-Einheiten, zwei Flugzeugkits und Supportzubehör. "Die Arbeiten werden in Haifa, Israel (30 %); Wilsonville, Oregon (25 %); Merrimack, New Hampshire (25 %); Cedar Rapids, Iowa (10 %); und Fort Worth, Texas (10 %) durchgeführt und voraussichtlich im Juli 2025 abgeschlossen sein", so die Navy in einer Ankündigung. CEVS hofft, im Anschluss einen Auftrag zur Nachrüstung der gesamten Flotte zu erhalten.
Der Zero-G soll nach dem Willen von CEVS aber nicht nur Super-Hornet- und Growler-Piloten der US Navy das Leben erleichtern, sondern sich auch relativ einfach an andere Kampfflugzeuge der vierten, fünften und sechsten Generation anpassen lassen. Dazu gehören auch der Eurofighter und das deutsch-französische FCAS. "Wir sind Teil verschiedener Arbeitsgruppen, insbesondere in Deutschland, die sich sowohl mit dem Eurofighter als auch mit nachfolgenden, künftigen Kampfflugzeugen beschäftigen. Wir freuen uns, hoffentlich mit Eurofighter zusammenzuarbeiten. Denn wir glauben, dass das dieser Plattform eine enorme Menge an Fähigkeiten geben könnte", sagt Rogers. Auch die FCAS-Akteure seien sehr an Zero-G interessiert.
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