Aus für die letzte Schweizer Hunter: Papyrus fliegt nicht mehr

Keine Jet-Warbirds mehr in der Schweiz?
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Aus für Papyrus: letzter Hunter fliegt nicht mehr

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Einst galt die Schweiz als Paradies für Jet-Warbirds. Entsprechende Barschaft vorausgesetzt konnte man sogar in ehemaligen Kampfflugzeugen wie Hawker Hunter oder Dassault Mirage III mitfliegen. Dies hat sich in den letzten Jahren dramatisch gewandelt. Nun hat es auch den vielleicht berühmtesten Vertreter erwischt.

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Hunter, Vampire, Venom, sogar eine Mach-2-schnelle Mirage III: Früher gab es in der Schweiz so viele flugfähige Jet-Oldtimer wie so mancher Kleinstaat aktive Kampfflugzeuge in der Flotte hatte – zeitweise mehr als 20 Stück. Der vielleicht bekannteste Jet ist die berühmte Papyrus-Hunter. Die Maschine hatte ihre ungewöhnliche Lackierung im Jahr 1993 anlässlich der Außerdienststellung des Musters bei der Fliegerstaffel 15 in St. Stephan erhalten. In Anlehnung an das Wappen der Einheit, das einen ursprünglich aus einer Tageszeitung gefalteten Papierflieger zeigt, fiel die Entscheidung, das Flugzeug praktisch zu einer fliegenden Zeitung zu machen. Als Hauptschriftzug einigte man sich natürlich auf "Fliegerstaffel 15". Der Erstflug des nun auf den Namen "Papyrus-Hunter" getauften Flugzeugs erfolgte am 18. November 1993. Im Jahr darauf verabschiedete sich die Schweizer Luftwaffe endgültig von dem britischen Jagdbomber.

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Eine solche Formation wie bei der Air Mollis 2006 wird es leider nie wieder geben.

Zweite Karriere als Warbird

Dem Engagement des Hunter-Vereins Obersimmental ist es zu verdanken, dass der Papyrus nicht als Sockelflugzeug endete, sondern wieder in die Luft gehen konnte. Am 18. August 2000 war es so weit: Der Oldie hob nach sechs Jahren Pause zu seinem erneuten Erstflug ab, jetzt mit ziviler Zulassung. Seit dem war er auf zahlreichen Flugtagen in der Schweiz und Europa zu Gast.

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Keine Feier des letzten Flugs

Zur fälligen Jahreskontrolle startete der Hunter am 17. Oktober 2022 von St. Stephan nach Altenrhein an den Bodensee. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass es der letzte Flug gewesen sein sollte. Das Vorhaben, in Altenrhein einen Unterhaltungsbetrieb für Hunter-Flugzeuge aufzubauen, scheiterte jedoch. Auch der Versuch, in Zusammenarbeit mit Lortie Aviation zumindest ein letztes Jahr Flugbetrieb zu ermöglichen, war nicht von Erfolg gekrönt. Das kanadische Unternehmen betreibt eine Flotte von Huntern zur Zieldarstellung für verschiedene Streitkräfte.

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Die letzten beiden fliegenden Hunter der Schweiz sollten in Altenrhein gewartet werden.

Papyrus bleibt in der Schweiz

Da ein Verkauf ins Ausland nicht infrage kam, nahm der Verein ein Angebot von Hawker Hunter Aviation an, die ebenfalls Dienstleistungen für militärische Zieldarstellung durchführen. Die Briten übernehmen die Kosten für den Rücktransport der Hunter nach St. Stephan auf dem Straßenweg, und erhalten dafür im Gegenzug dessen Triebwerk. Die Heimkehr soll Mitte März beginnen. In St. Stephan soll dann ein Museum rund um den ehemaligen Warbird entstehen, der mit einem Avon-Antrieb aus der statischen Ausstellung wieder komplettiert wird.

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Am 25. Mai 2023 führte die zivil zugelassene Mirage III in Payerne ihre letzten beiden Flüge durch.

Oldtimer-Sterben in der Schweiz

Neben den steigenden Kosten und der schwieriger werdenden Wartung hatten den Warbirds strengere Vorschriften des Schweizer Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) zu schaffen gemacht. Daher wurden immer mehr Jets stillgelegt oder ins Ausland verkauft. Zuletzt gab es nur noch zwei flugfähige Hunter in der Schweiz: die Papyrus und den Trainer der Amici dell’Hunter. Aber auch hier zog das BAZL im vergangenen Jahr wie schon bei der Mirage III endgültig den Stecker und sprach ein Grounding aus. Der Doppelsitzer ging daraufhin nach Kanada. In der Schweiz gibt es jetzt nur noch drei Vampire- und Venom-Jets im Register – hoffentlich noch möglichst lange.

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