Lebensgefährliche XF-84H: Das lauteste Flugzeug der Welt

Monster-Turboprop Thunderscreech
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Republic XF-84H: Das lauteste Flugzeug der Welt

© US Air Force 7 Bilder

Außer Lärm nichts gewesen: Fast 6000 PS sollten der XF-84H zu beeindruckenden Flugleistungen verhelfen. Aber fast alle der wenigen Testflüge endeten mit einer Notlandung. Dabei war das Monstrum auch noch in 40 Kilometer Entfernung zu hören.

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Mitte der 50er Jahre waren die Turbojet-Antriebe noch alles andere als leistungsstark, dafür aber extrem durstig. Abhilfe sollte hier das neu entwickelte Konzept des Turboprops schaffen. Da die Kombination von Gasturbine und Propeller noch Neuland darstellte, beschloss das US-Militär, ein entsprechendes Aggregat für die Verwendung in einem Jagdflugzeug zu erproben. Die Wahl fiel nicht auf irgendeinen Antrieb, sondern auf den mächtigen XT40 von Allison. Das Monstrum lieferte 4360 Kilowatt Leistung und besaß eine sehr unbefriedigende Zuverlässigkeit. Er kam auch in den Senkrechtstart-Projekten der US Navy zum Einsatz, die auf dem Heck sitzend starten und landen sollten.

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Jagdbomber als Testobjekt

Die US Air Force stellte zwei Exemplare des Jagdbombers Republic F-84 Thunderstreak zur Verfügung. Sie bekamen den riesigen XT40 samt einer für Überschallgeschwindigkeiten ausgelegten Dreiblatt-Luftschraube in den Bug verpasst. Zum Ausgleich des mächtigen Drehmoments des Propellers diente eine dreieckige Flosse hinter dem Cockpit. Ein T-Leitwerk ersetzte die normale Ausführung, um nicht von den Verwirbelungen des Antriebs beeinflusst zu werden. Die beiden ehemaligen Jets erhielten die Bezeichnung XF-84H – und den inoffiziellen Beinamen Thunderscreech (Donnerndes Kreischen).

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Lebensgefährlicher Lärm

Der Lärm des Antriebs stellte nämlich eine bis heute wohl nicht mehr übertroffene Bestmarke auf. Selbst im Leerlauf erreichten die Propellerspitzen Überschallgeschwindigkeit und sorgten für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Auch die Vibrationen konnten bei der Bodenmannschaft körperliche Schäden hervorrufen. In einem Fall arbeitete ein Mechaniker in einer in der Nähe abgestellten C-47 während eines Bodenlaufs einer XF-84H – und wurde bewusstlos. Trotz Gehörschutz verursachten die Schockwellen Übelkeit und Kopfschmerzen. Das Personal auf dem Kontrollturm verwendete schließlich zur Kommunikation mit der Mannschaft auf der Flight Line Lichtsignale. Zu allem Überfluss musste der Motor vor jedem Einsatz eine halbe Stunde warmlaufen. Am 22. Juli 1955 in Edwards startete schließlich die erste Maschine zu ihrem Jungfernflug. Der Albtraum für die Wartungs-Crews setzte sich bei den Testpiloten fort: Von den bis Oktober 1956 durchgeführten zwölf Flügen endete nur ein einziger ohne Notlandung.

© US Air Force

Nach nur zwölf Testflügen brach die US Air Force die Erprobung der XF-84H ab.

Trotz Spitzengeschwindigkeit versagt

Vor allem der unzuverlässige XT40 sorgte für Probleme, aber es gab auch Schwierigkeiten mit Vibrationen und dem Hydraulik-System. Ein Testpilot soll nach seinem ersten Einsatz in der Thunderscreech geweigert haben, ein weiteres Mal ins Cockpit des Krachmachers zu steigen. Trotz aller Zwischenfälle überlebten beide Maschinen das kurze Testprogramm. Zwar erreichte die XF-84H eine Geschwindigkeit von 837 km/h und ist damit eines der schnellsten Propellerflugzeuge überhaupt. Aber in den angepeilten Überschallbereich konnte sie nicht vordringen. Außerdem zeigte sich recht schnell, dass sich der damalige Turboprop nicht für einen Jäger eignete. Das erste Flugzeug steht heute im National Museum of the United States Air Force in Dayton, während das zweite Exemplar auf dem Schrott endete.

© US Air Force

Die erste XF-84H steht heute im Museum in Dayton.

Technische Daten

Antrieb: ein Allison XT40 A-1 mit 4360 kW Leistung
Länge: 15,67 m
Spannweite: 10,18 m
Höhe: 4,67 m
Leermasse: 8132 kg
Startmasse: 12293 kg
Höchstgeschwindigkeit: 837 km/h

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