Augenkrebserregend oder einfach genial? Was auch immer Sie denken, diese MiG-21 ist ein echtes Kunstwerk. Fünf Jahre Arbeit stecken darin. Und zig Millionen bunte Glasperlen aus Afrika. Von Hand zusammengeknüpft. Schau hin, Osterhase!
Zugegeben, der erste Gedanke für die Überschrift zu diesem Artikel war wenig schmeichelhaft für das Objekt, um das es geht. Aber er spiegelt ehrlich wider, was uns spontan durch den Kopf schoss: "Ist das noch eine MiG-21 oder kann das weg?" Nun ist Kunst ja bekanntlich immer Geschmacksache und erhebt nicht den Anspruch, jedem zu gefallen – sondern eher, aufzufallen. Und auffallen, ja, das tut diese quietschbunte MiG-21, die das Museum of Flight in Seattle ab dem 21. Juni öffentlich in seinen heiligen Hallen präsentiert, auf alle Fälle. Aber irgendwie, wenn man als Luftfahrtfan den ersten Augenschock verdaut hat, und sich zudem ein bisschen mit den Hintergründen dieser Arbeit auseinandersetzt, findet man schlussendlich doch Gefallen an der wohl buntesten MiG, die es je gegeben hat. Oder – wie denken Sie darüber?
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Friedensprojekt MiG-21
Zum besseren Verständnis, hier ein paar Fakten. Diese MiG-21bis, einst mit der Kennung 8971 in Diensten der polnischen Luftwaffe, ist nicht einfach nur "bunt". Ihr farbenfrohes Kleid besteht aus unzähligen kleinen Glasperlen, die von Helferinnen und Helfern in Südafrika mühevoll in Handarbeit zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk geknüpft und über das silberne Blechkleid der ausrangierten MiG gelegt wurden. Doch damit nicht genug, auch im Triebwerksauslass, im Cockpit und rund um den Einlasskegel finden sich die bunten Perlen – während dunkelhäutige Projektbeteiligte stolz neben dem Flugzeug in "afrofuturistischen" Fliegerkombis posieren.
Entworfen wurden diese Anzüge vom südafrikanischen Künstler Ralph Ziman und seinem Team. Ziman zeichnet auch für das Projekt insgesamt verantwortlich, die Idee stammt von ihm – und ist schon ein paar Jahre alt, wie er sagt: Ziel sei es gewesen, "das meistgebaute Überschall-Kampfflugzeug der Welt zu nehmen und es von einer Kriegsmaschine in etwas Schönes zu verwandeln, das seine Bedeutung verändert." Zuvor habe er bereits Ähnliches mit einer Kalaschnikow AK-47 und einem Casspir-Radpanzer vollführt. Im Vergleich dazu aber sprengte die MiG-21 alle Dimensionen: "Es ist eine Sache, zu sagen 'hey, ich will eine MiG verzieren', und eine andere, wenn dann die 15 Meter lange MiG-21 in Deinem Studio steht", gibt Ziman in einem Video zu dem Projekt schmunzelnd zu. Andere Projektmitglieder äußern sich ähnlich.
"Afrofuturistische" Fliegerkombis fürs Personal gehören ebenfalls zu Ralph Zimans "MiG-21-Projekt".
Fünf Jahre Arbeit
Bei dieser schieren Größe des zu verschönernden Objekts wundert es wenig, dass Ziman und sein Team von den ersten Designskizzen bis zum fertigen Kunstwerk satte fünf Jahre Arbeit investieren mussten. Zugleich verkörpert die MiG-21 nach Aussage des Museum of Flight den Höhepunkt und Abschluss von Zimans Trilogie "Weapons of Mass Production", mit der der Südafrikaner "die Auswirkungen des Waffenhandels auf globale Konflikte und die fortschreitende Militarisierung" thematisiert. Ein Friedensprojekt also – passend zu Ostern.
Auf jeden Fall dürfte in diesen Tagen selbst der Osterhase beim Eiermalen neidisch werden, wenn er die bunt beperlte MiG-21 sieht. So viele Farben hat nämlich nicht mal er im Farbkasten.
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