Verfolgungsjagd in der Tundra - Der Anfang von Polizeiflugzeugen

Beginn der Polizeiarbeit aus der Luft
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Spektuakuläre Verfolgungsjagd in der Tundra

© Lucio Perinotto

Heute sind Fluggeräte, insbesondere Hubschrauber, bei der Polizei nicht mehr wegzudenken. Doch wie so oft war der Weg zur Akzeptanz von neuer Technik lang, so auch in Kanada. Hier spielte eine spektakuläre Verbrecherjagd im hohen Norden eine entscheidende Rolle, um den Nutzen von Flugzeugen zu demonstrieren.

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Im Sommer 1931 tauchte in der Nähe von Fort McPherson, nördlich des Polarkreises rund 100 Kilometer vom Eismeer entfernt gelegen, ein unbekannter Trapper auf und begann, einige Angehörige der First Nations zu bedrängen. Als die Royal Canadian Mounted Police, die kanadische Bundespolizei, im Winter 1931/32 der Sache auf den Grund gehen wollte, wurde sie mit Gewehrschüssen empfangen – was für einen der Ordnungshüter fast tödlich ausging. Mehrere Verhaftungsversuche scheiterten. Albert Johnson – wie sich der Trapper nannte, ohne dass jemals festgestellt werden konnte, ob dies sein wirklicher Name war – floh schließlich im Januar 1932 in Richtung Alaska. Eine Gruppe von Mounties und Trappern, die sich den Ordnungshütern angeschlossen hatte, nahm die Verfolgung mit auf. Doch nachdem der flüchtige Johnson einen der Polizisten erschossen hatte, gelang es ihm, seine Verfolger in der Weite der Wildnis abzuschütteln.

Hilfe aus der Luft

Die Ordnungshüter baten nun "Wop" May, einen Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg und einen der ersten Buschpiloten, um Hilfe bei der Suche. Dieser flog sofort mit seiner Bellanca CH-300 Pacemaker in Richtung Norden, ausgerüstet unter anderem mit einer Ladung Tränengasgranaten. Diese wollte er aus der Luft auf den Mörder werfen, um ihn leichter dingfest zu machen. Ein etwas optimistischer Plan, der schließlich nicht umgesetzt wurde. Als wesentlich wirkungsvoller erwies sich die Bellanca allerdings als Aufklärer und Versorgungsflugzeug. So gelang es May mehrmals, die Schneeschuhfährte des Verbrechers aus der Luft aufzuspüren. Er flog trotz Blizzards und Stürmen unablässig und landete regelmäßig neben den Camps der auf Hundeschlitten nachsetzenden Verfolgergruppe, wo er sie über die Lage und mögliche Passagen durch Berge und Wälder auf dem Laufenden hielt. Als besonders nützlich erwies sich das Flugzeug auch, um Futter für die Schlittenhunde einzufliegen – ein im Winter rares Gut, ohne das die Verbrecherjagd hätte abgebrochen werden müssen.

Beginn der polizeilichen Luftfahrt in Kanada

So gelang es nach fast zwei Wochen Jagd durch die Wildnis, Johnson zu stellen. Im anschließenden Feuergefecht verwundete dieser einen weiteren Polizisten, Sergeant Hersey, bevor er selbst tödlich getroffen wurde. Die Verfolger blieben jedoch in Deckung, erst als May im Tiefflug über Johnson flog, dabei dessen Tod feststellte und diesen durch Flächenwackeln signalisierte, kamen die Männer hervor und sicherten den Leichnam. May landete nun neben dem Schauplatz des letzten Gefechts, nahm den schwer verletzten Hersey an Bord und flog ihn in nur 50 Minuten zum nächsten Arzt in Aklavik, wo der Lungenschuss erfolgreich behandelt wurde. Die mindestens 20-stündige Fahrt mit dem Hundeschlitten hätte der Verwundete nicht überlebt. Der vielseitige Nutzen von Fluggeräten für die Polizei war auf diese Weise eindeutig bewiesen. Fünf Jahre später, 1937, wurde schließlich die Air Section der Royal Canadian Mounted Police offiziell gegründet.

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