Trump stellt Indien die F-35 in Aussicht - ein PR-Gag oder mehr?

PR-Manöver mit Stealth-Kampfjets?
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Trump stellt Indien die F-35 in Aussicht

© Patrick Zwerger 28 Bilder

Das Schaulaufen der Superfighter in Indien hat Russlands Su-57 jüngst für sich entschieden – doch die Retourkutsche aus Washington kam prompt: US-Präsident Trump sagte, er werde Indien den Weg zur F-35 ebnen. Was steckt hinter dem PR-Geplänkel?

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Die Russen genossen es spürbar, dass sie und ihr Top-Kampfjet Su-57 auf der Aero India im Rampenlicht standen. Die Darbietung von Pilot Sergej Bogdan im Cockpit des Suchoi-Fighters bei Indiens größter Luftfahrtmesse war erstklassige Werbung – flankiert von Russlands ausdrücklichem Angebot, eine Lizenzfertigung für die Su-57 in Indien aufzubauen, sollten sich die Inder für den Kauf des Stealth-Jets made in Russia entscheiden. Eine solche Einbindung der indischen Industrie könne weltweit kein anderes Kampfjetprojekt der fünften Generation bieten, unterstrich Russlands Rüstungskonzern Rostec – wohl wissend, dass Indiens Luftfahrtindustrie in besonderem Maße an einem Technologietransfer interessiert ist, der die hauseigenen Programme beflügeln könnte.

Einen solchen Technologietransfer können die USA für die F-35 sicher nicht bieten – dafür glänzt der Stealth-Fighter von Lockheed Martin mit vielfach höheren Produktionsraten und dürfte im Vergleich zur Su-57 der komplettere, modernere und insgesamt bessere Kampfjet sein. Nicht zuletzt deshalb schielten die Inder in der Vergangenheit immer wieder auf die F-35, ohne jedoch ein allzu konkretes Interesse durchblicken zu lassen. Eine entsprechende Ausschreibung der indischen Luftwaffe für einen Fighter der fünften Generation gibt es zumindest bis heute nicht – wodurch das hochstilisierte Duell zwischen Ost und West, zwischen Su-57 und F-35, weitgehend zum inhaltsarmen PR-Gefecht degradiert wird.

© Rostec / UAC
Treffen der Super-Kampfjets Su-57 und F-35A Auge in Auge in Indien

Indien und F-35 – wie soll das gehen?

Gerade auf diesem Gebiet aber lassen sich die USA ungern die Butter vom Brot nehmen. Für US-Präsident Donald Trump gilt das persönlich in besonderen Maße – weshalb er den Staatsbesuch des indischen Premierministers Modi in Washington D.C., der sich zeitlich mit der Aero India nahe Bangalore überschnitt, in der vergangenen Woche mit Vergnügen dafür nutzte, die F-35 von Lockheed Martin zurück ins Rampenlicht zu rücken. "Wir werden unsere Waffenverkäufe an Indien um viele Milliarden Dollar steigern", erklärte Trump auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Modi. "Außerdem ebnen wir den Weg, Indien letztlich mit den Stealth-Kampfflugzeugen vom Typ F-35 zu beliefern."

Wie das so einfach gehen soll im Hinblick auf Indien, dessen Streitkräfte in beträchtlichem Maße russische Technik nutzen und zum Beispiel das Flugabwehrsystem S-400 besitzen, wegen dessen Beschaffung die Türkei 2019 von den USA aus dem F-35-Programm ausgeschlossen wurde, führte der neue starke Mann im Weißen Haus nicht näher aus. Hersteller Lockheed Martin zeigte sich erfreut und "ermutigt" über Trumps Aussage, betonte aber, letzten Endes keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf zu haben. Geschäfte dieser Art würden stets auf Regierungsebene entschieden.

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Indiens Zurückhaltung

Die indische Regierung reagierte im Gegenzug betont verhalten auf Trumps Aussage. Modi selbst ging bei der Pressekonferenz mit Trump gar nicht konkret auf das F-35-Thema ein. Indiens Verteidigungsminister Vikram Misri erklärte diesbezüglich gegenüber Reportern, er glaube nicht, dass "der Prozess der Anschaffung einer modernen Luftfahrtplattform durch Indien" bereits begonnen habe. "Das ist derzeit etwas, das sich im Stadium eines Vorschlags befindet", so Misri. Der Minister selbst ergänzte, dass seine Regierung bei Rüstungsgeschäften mit dem Ausland ein "aufwändiges Verfahren" nutze, das unter anderem die Einholung und Bewertung von Angeboten bei mehreren Herstellern einschließe.

Heißt konkret: Bis in Neu-Delhi ein derlei geartetes Geschäft angeschoben wird, kann es einige Jahre dauern – zumal es, wie erwähnt, für die Beschaffung eines Kampfjets der fünften Generation, in Indien (noch) gar keine passende Ausschreibung gibt. Sollte also jemals eine F-35 – oder auch eine Su-57 – in den Farben der indischen Luftstreitkräfte abheben, wird dies mit Sicherheit nicht in naher Zukunft geschehen.

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