Nahe des schwer vom Bürgerkrieg gezeichneten Aleppo bildet Syriens Luftwaffe neue Kampfpiloten aus – auf 50 Jahre alten Schulfugzeugen. Die Lage ist prekär, doch seit 2018 läuft der Trainingsbetrieb wieder auf Hochtouren. Auch dank russischer Hilfe.
Die Spuren der Verwüstung sind noch immer allgegenwärtig: Flugplatzgebäude mit geborstenen Dächern säumen die Flightline des syrischen Luftwaffenstützpunkts Kuweires, gut 30 Kilometer östlich der Millionenstadt Aleppo. Zwei Jahre lang, von 2013 bis 2015, belagerten islamistische Rebellen den Fliegerhorst und griffen die eingekesselten Soldaten immer wieder an – bis im November 2015 die "Tiger Forces", Elitekämpfer der syrischen Armee, für die Befreiung sorgten. Nur 300 der 1100 in Kuweires stationierten Syrer sollen die Belagerung überlebt haben.
Social Media Inhalt
Einzige Kampfpilotenschule
Kaum waren die IS-Rebellen jedoch zurückgedrängt, baute Syriens Regierung den Stützpunkt wieder auf. Heute beherbergt Kuweires das landesweit einzige Trainingszentrum für angehende Kampfpiloten. Seit 2018 wird in Kuweires wieder Pilotennachwuchs ausgebildet. Unterstützt von rusischen Kampffliegern, sammeln junge Kadetten hier in Theorie und Praxis ihre ersten Erfahrungen mit Jet-Flugzeugen. Rund 50 von ihnen stehen nun kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung.
Die L-39 Albatros der syrischen Luftwaffe sind bald 50 Jahre alt.
Auf alten Schiffen lernt man segeln
General Yousef Ahmad Hassan, stellvertretender Direktor der Flugschule, ist stolz auf seine Rekruten. Denn das Training, das sie absolvieren, findet unter erschwerten Bedingungen statt. In den kargen Baracken der Basis büffeln die jungen Piloten Theorielektionen, draußen auf dem Vorfeld klettern sie anschließend in die Cockpits ihrer Trainingsgeräte vom Typ Aero L-39 Albatros. Mit verblichenen Hoheitszeichen und abgewetztem Anstrich wirken die in der Tschechoslowakei gebauten Jets ziemlich heruntergerockt – kein Wunder, haben die ältesten von ihnen doch rund fünf Jahrzehnte auf dem Buckel.
General Yousef Ahmad Hassan, stellvertretender Direktor der Flugschule, ist stolz auf den syrischen Pilotennachwuchs.
Pilot und Mechaniker in einer Person
Qualifizierte Techniker, die die alten Flugzeuge in Schuss halten, sind ebenfalls rar gesät. Deshalb erstreckt sich der Unterricht für die Piloten in Kuweires nicht nur auf aviatische Gesichtspunkte. Die Kadetten lernen auch, den Zustand ihrer Jets eigenständig zu überwachen und Reparaturen wenn nötig selbst vorzunehmen.
"Unsere Aufgabe ist es, hochqualifizierte Piloten für unsere Armee auszubilden", unterstreicht General Hassan. Eine Modernisierung des Trainingsbetriebs steht für ihn deshalb weit oben auf der Agenda. Immerhin kann die Flugschule seit Kurzem auf moderne Simulatoren zurückgreifen. Doch Hassan weiß: "Unsere Piloten werden weiterhin gegen militante Rebellen kämpfen. Wir müssen unser Trainingsniveau erhöhen, um auch effektiv zu sein."
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.