Seit Russland im Jahr 2014 die Krim, die davor zur Ukraine gehörte, in sein Herrschaftsgebiet eingegliedert hat, schwelt am Schwarzen Meer der Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Bruderstaaten. Die Ukraine wirft den Russen im Einklang mit der westlichen Welt einen Bruch des Völkerrechts vor, Russland wiederum sieht sich mit der Einverleibung der Krim, abgesichert durch eine Volksabstimmung im Nachgang, klar im Recht. Die Krimkrise beschleunigte jedenfalls die Orientierung der Ukraine Richtung Westen. Zwar sind die Ukrainer (noch) nicht Mitglied der NATO, allerdings erklärten beide Seiten erst im Juni, ihre Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Eine Entscheidung, die Russland naturgemäß gar nicht schmeckt.

Stratofortress nähern sich der Krim
Dass es der NATO mit der Partnerschaft tatsächlich ernst ist, bewies am 4. September eine weitere Mission der Bomber Task Force, die von drei Boeing B-52H Stratofortress der US Air Force durchgeführt wurde. Die Langestreckenbomber sind seit dem 22. August in Europa, gehören zum 5th Bomb Wing aus North Dakota und brachen am vergangenen Freitag zu einem Übungsflug im ukrainischen Luftraum auf. Dabei flogen sie bis auf eine Distanz von etwa 25 Kilometer an die Grenze zur Krim heran und trafen unterwegs mit Su-27 und MiG-29 der ukrainischen Luftwaffe zusammen. Das United States European Command (EUCOM), das den Einsatz koordinierte, sprach hinterher von einem "wichtigen Integrationstraining mit ukrainischen Kampfjets". Dabei habe man auch das Ziel verfolgt, "Russland abzuschrecken und Verbündete wie Partner abzusichern".

"In-your-face statement" gegen Russland
Manch außenstehender Beobachter wertete die Mission derweil als Provokation. Der dänische Friedensforscher Hans Kristensen etwa schrieb auf Twitter, er könne sich seit Ende des Kalten Krieges nicht an ein vergleichbares Manöver erinnern. Die eingesetzten B-52H seien in der Lage, Atomwaffen zu tragen. Er frage sich, ob der Übungsflug habe vom Präsidenten abgesegnet werden müssen, schließlich sei die Ukraine nicht Mitglied der NATO. "Aufgrund ihrer Langstreckenraketen und ihrer Anfälligkeit für Luftverteidigung würden sie in einem Krieg wahrscheinlich nie so nah fliegen", so Kristensen weiter. Daher sei dies ein echtes "In-your-face statement" gegenüber Russland.
Ähnliche Mission bereits im Mai
Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass ukrainische und US-Kampfflugzeuge in der Schwarzmeerregion nahe des russischen Luftraums gemeinsam übten. Ende Mai gab es bereits ein ähnliches Zusammentreffen zwischen Su-27, MiG-29 und Rockwell B-1B, die damals ebenfalls im Rahmen der Bomber Task Force unterwegs waren. Russland nahm seinerzeit die Trainingsmission argwöhnisch zur Kenntnis und setzte die Flugabwehr in Alarmbereitschaft. "Die Aktivitäten der US-Luftwaffe und der US-Marine sowie ihrer Verbündeten in der Nähe der Grenzen der Russischen Föderation haben stark zugenommen", konstatierte das russische Militär damals.