EB-707 Cóndor: Die wohl hässlichste Boeing 707 der Welt wird zerlegt

EB-707 Cóndor mit Knollennase
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Die wohl hässlichste Boeing 707 der Welt wird zerlegt

© Fuerza Aérea de Chile 10 Bilder

Sie war nicht schön, aber selten – und militärtechnisch ein großer Wurf für Chile: Die Boeing EB-707 Cóndor diente der chilenischen Luftwaffe lange als Frühwarnflugzeug. Jetzt sind von der Boeing mit der kuriosen Knollennase nur noch ein paar Reste übrig.

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Es ist ein trauriger Anblick, den die einzige EB-707 Cóndor der Chilenen dieser Tage bietet. Nur noch die leere Hülle ist übrig von dem einst stolzen Flugzeug, das rund drei Jahrzehnte zum zentralen Inventar der chilenischen Luftwaffe zählte. Fotos, aufgenommen vor wenigen Tagen, zeigen die EB-707 ohne Triebwerke, ohne Vorderrumpf und innerlich entkernt. Die Zerlegung des kultigen 707-Derivats, einst unverzichtbare Frühwarn-Plattform für Chile, ist schon weit vorangeschritten. Die Chilenen ersetzten die Cóndor ab 2022 durch zwei gebraucht gekaufte Boeing E-3D Sentry aus Beständen der britischen Royal Air Force. Für die EB-707 blieb bereits seit diesen Tagen nur noch die Reserverolle – und schließlich die des Zaungasts am Boden. Nun ist das seltene Flugzeug, die vielleicht hässlichste Boeing 707 aller Zeiten, endgültig Geschichte.

Was die EB-707 ebenso markant wie optisch unansehnlich machte, war vor allem ihre dicke Knollennase – komplettiert durch ihre dicken Backen. Unter diesen skurrilen Ausbuchtungen versteckten sich die Phased-Array-Antennen des AESA-Radars EL/M-2075 Phalcon aus Israel – je zwei davon in den Wangenverkleidungen, eine im stark verdickten Rumpfbug und eine weitere in einer weniger stark ins Auge fallenden Ausbuchtung am Heck.

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AESA-Radar aus Israel

Das von den Unternehmen IAI und ELTA entwickelte System machte die EB-707 Cóndor nicht nur zu einer ausnehmend hässlichen Vertreterin ihrer Zunft, sondern auch zu einer relativ potenten Plattform für die Luftraum- und Seeüberwachung. Rund 400 Kilometer weit konnte das Radar der Cóndor blicken. Die jetzt als Nachfolger eingesetzten E-3D nutzen statt AESA-Technik ein Radar mit passiver elektronischer Strahlschwenkung und überblicken mit ihren "Drehtellern" auf dem Rumpfrücken ein etwas größeres Gebiet. Dank modernerer CFM-56-Triebwerke können sie zudem deutlich wirtschaftlicher eingesetzt werden. Die EB-707 Cóndor flog bis zuletzt mit den originalen, uralten JT3D-Turbofans von Pratt & Whitney – genau wie die E-3A-Vierstrahler der NATO-Frühwarnflotte im deutschen Geilenkirchen.

© Hippocamelus (CC BY-SA 3.0)

Die EB-707 Cóndor war nicht nur optisch ein interessantes Stück Luftfahrtgeschichte. Statt im Museum landete das Flugzeug nun auf dem Schrott.

Gebaut vor 60 Jahren

Neben der EB-707 der Chilenen wurden in den 90er-Jahren nur zwei weitere Boeing 707 mit dem Phalcon-Radarsystem ausgerüstet. Sie gehörten der israelischen Luftwaffe. Allerdings firmierte nur die chilenische Maschine als EB-707 Cóndor. Sie basiert auf einer Boeing 707-385C, die das Licht der Welt 1965 als gewöhnlicher Airliner erblickte. Nachdem Boeing sie eine Zeitlang für Testzwecke genutzt hatte, stieß die Maschine 1969 zu LAN Chile und 1990 zur chilenischen Luftwaffe. Die ließ das Flugzeug Mitte der 90er-Jahre in Israel zum fliegenden Radarsystem aufrüsten. Da die inzwischen 60 Jahre alte Zelle am Ende ihrer Lebensdauer stand, tauschten die Chilenen schließlich ihr wertvolles Einzelstück gegen die britischen Second-Hand-Sentrys – und begannen in diesem Frühjahr endgültig damit, die EB-707 Cóndor zu zerlegen.

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