Noch fliegen sie – aber vermutlich nicht mehr lange. Seit Jahren hat Bulgarien alle Mühe, seine alternde MiG-29-Flotte einsatzklar zu halten. Elf Exemplare des legendären Sowjet-Fighters stehen offiziell noch im aktiven Dienst bei den Bulgaren. Davon galten zuletzt nur noch sechs als flugbereit. Wartungsengpässe und fehlende Ersatzteile machen die "Fulcrums" flügellahm. Dabei ist die MiG-29 aktuell das einzige Muster im Repertoire der bulgarischen Luftwaffe, das den heimischen Luftraum verteidigen kann.
Unterstützung aus Polen
Aus diesem Grund unternimmt Bulgarien alles, was möglich ist, um den Flugbetrieb der restlichen MiGs so lange wie möglich abzusichern. Wichtigster Partner bei diesem Unterfangen ist Polen, das selbst noch eine stattliche Anzahl des ehemals gefürchteten Warschauer-Pakt-Kampfjets besitzt. Nach Angaben des bulgarischen Verteidigungsministers Dimitar Stojanow legen die Polen sogar eine ihrer MiG-29 still, um deren Klimow RD-33-Triebwerke an den darbenden NATO-Partner abzugeben. Gleichzeitig sollen im kommenden Jahr insgesamt sechs RD-33 aus Bulgarien zur Reparatur nach Polen kommen.

Die MiG hinterlässt eine Lücke
Erklärtes Ziel der bulgarischen Regierung ist es, die MiG-29 noch bis Jahresende 2023 am Laufen zu halten. Dann jedoch ist wohl definitiv Schluss – was Bulgariens Luftwaffe vor ein Problem stellt. Denn der designierte Nachfolger, die Lockheed Martin F-16 Block 70, verspätet sich. Statt 2023, wie ursprünglich avisiert, werden die ersten von insgesamt 16 bestellten Maschinen nun erst 2025 erwartet. Bis die F-16 wirklich einsatzbereit sind, verstreichen locker weitere zwei Jahre. Das ergibt eine zeitliche Lücke von mindestens vier Jahren, in denen Bulgarien ohne eigene Luftverteidigung dasteht.

Geleaste Lückenfüller
Um diesen Zustand bestmöglich zu abzufedern, nimmt Bulgariens Regierung bereits jetzt Amtshilfe anderer NATO-Nationen in Anspruch. So verlegten 2022 sowohl spanische Eurofighter als auch F-35A aus den Niederlanden zeitweise nach Bulgarien. Parallel dazu sucht das Balkanland offiziell nach einem Übergangsmuster für seine Luftwaffe. Konkret geht es um das Leasing von gebrauchten "Lückenfüller-Kampfjets" für den entsprechenden Zeitraum, wie Verteidigungsminister Stojanow ausführte. Sein Ministerium schickte entsprechende Anfragen an Frankreich, Israel, Italien, die Niederlande, Spanien, Schweden und die USA.

Gripen für Bulgarien?
Während Italien, die Niederlande und Spanien postwendend abwinkten, signalisierten Frankreich und Schweden offenbar Interesse. Die Franzosen hätten wahlweise Dassault Rafale oder Mirage 2000B/C im Angebot, während Schweden ein Leasingpaket für die Saab JAS 39 Gripen schnüren könnte. Konkrete Angebote gingen bislang jedoch weder für die eine noch für die andere Lösung bei den Bulgaren ein, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Sofia.