Zu Unrecht unterschätzt? AMX-Jagdbomber tritt ab
Mitunter übersehen oder unterschätzt, leistete der kleine Jagdbomber zuverlässige Dienste bei den italienischen Luftstreitkräften. In weltweiten Einsätzen leistete er mehr Flugstunden als so manches andere Muster. Nun geht er nach 35 Jahren in Rente.
Am 5. April verabschiedete sich die Aeronautica Militare Italiana von ihrem in Koproduktion mit Brasilien entstandenen Jagdbomber AMX. Die Feier fand beim 51° Stormo in Istrana statt. Das Kampfflugzeug hatte sich 35 Jahre in Dienst bei der AMI befunden. Dabei war das erste Geschwader auch das letzte: 1989 hatte das 51° Stormo die ersten Exemplare des kleinen Flitzers in Empfang genommen. Drei weitere Einheiten folgten: das 2° Stormo in Rivolto, das 3° Stormo in Villafranca und das 32° Stormo in Amendola. Dort löste die AMX neben der G.91 auch den F-104 Starfighter ab. Insgesamt beschafft Italien 110 Einsitzer und 26 zweisitzige AMX-T.
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Weltweit im Einsatz
In der Folge absolvierte das Muster mehr als 240.000 Flugstunden und war laut AMI in 33 Ländern aktiv, von Norwegen über Kanada bis hin nach Kuwait. Im Laufe seiner Karriere erfuhr der Jet mehrere Upgrades auch in Bezug auf Avionik, Sensoren und Präzisionsbewaffnung. Daher erwies er sich auch bei internationalen Einsätzen als leistungsfähig, aber auch kostengünstig. Seine operationelle Karriere umfasst 18.500 Einsatzstunden und begann während des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien sowie später im Kosovo. Von 2009 bis 2014 flog die AMX über Afghanistan, 2011 in Libyen und von 2016 bis 2019 über dem Irak. In Italien trug sie den Spitznamen "Ghibli" nach einem Sahara-Wüstenwind – oder vielleicht auch dem gleichnamigen Maserati-Sportwagen.
Eine Fünfer-Formation machte einen letzten Trainingsflug. Vier AMX sollen in Piacenza erhalten bleiben.
Vier Jets für fliegendes Museum
Jedenfalls war der kleine Jet bei seinen Piloten recht beliebt. "Heute verabschieden wir uns von einem Flugzeug, das die Geschichte der Luftwaffe geschrieben hat", sagte der Chef der italienischen Luftwaffe, General Luca Goretti während der Veranstaltung. Nach dem Start von mehreren AMX-Vertretern gab es auch eine gemischte Formation mit je einem Eurofighter, F-35 und Tornado. "Für uns ist ein Flugzeug kein einfaches Stück Eisen, sondern ein Teil der Familie." Aus diesem Grund will Goretti das Andenken an die AMX besonders ehren: für die kommenden Wochen ist die Landung von vier noch flugfähigen Exemplaren – je zwei Einsitzer und zwei Trainer – in Piacenza vorgesehen. Dort soll in Zukunft ein fliegendes Museum der Aeronautica Militare entstehen. Damit könnte die Ghibli vielleicht auch in Zukunft noch am Himmel zu sehen sein.
Letzter Betreiber Brasilien
Zur Entwicklung des leichten Luftnahunterstützungs-Flugzeugs unter anderem als Nachfolger der G.91 hatten sich Aeritalia und AMX in den 80er Jahren zusammengetan. Der Prototyp war am 15. Mai 1984 zu seinem Erstflug gestartet. Da sich keine Exportkunden fanden, blieben Italien und Brasilien die einzigen Nutzer. Nach der Außerdienststellung in Europa fliegen die letzten Vertreter dieses Typs nun als A-1 bei der Força Aérea Brasileira. Einige davon erhielten bei Embraer ein Upgrade und sollen noch bis zum Anfang des kommenden Jahrzehnts in Dienst bleiben.
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