Zum ersten Mal werden Flugzeuge, Besatzungen und Mechaniker in ein und derselben deutsch-französischen Einheit arbeiten. Diese beispiellose Integration zeigt die Stärke und Kohärenz der europäischen Verteidigung", so die französische Verteidigungsministerin Florence Parly im September 2020 bei der Grundsteinlegung für die gemeinsame Hercules-Staffel auf der Base Aérienne 105 in Évreux-Fauville. Offiziell soll die Lufttransporteinheit am 1. September 2021 ihren Dienst aufnehmen – zunächst mit den zwei C-130J-30-Transportern und den beiden KC-130J-Tankern der Armée de l’Air et de l’Espace, die derzeit noch auf der BA 123 in Orléans-Bricy fliegen. Die erste deutsche Maschine wird nun im Februar 2022 erwartet, etwa ein halbes Jahr später als zunächst gedacht. Mit drei C-130J-30 und drei KC-130J der Luftwaffe soll die volle Stärke dann bis Mitte 2024 erreicht sein.
Neue Staffel in Évreux
Für die neue Staffel werden in Évreux ein Hangar mit drei Plätzen für Wartung und Instandhaltung gebaut ebenso wie Betriebsflächen und Abstellplätze auf einem 20 Hektar großen Gelände. Die Kosten werden mit 70 Millionen Euro beziffert, die sowohl von Frankreich als auch von Deutschland finanziert werden. Für die Ausbildung liefert CAE einen Simulator und einen Beladetrainer. Insgesamt 260 Personen, je 130 Franzosen und 130 Deutsche, werden auf der Basis in der Normandie stationiert. Derzeit läuft noch die Ausbildung der deutschen Piloten und Techniker bei der US Air Force in Little Rock.

Beschafft werden die Hercules als Ergänzung für die A400M-Flotten beider Länder, besser gesagt, um Defizite des Airbus-Transporters auszugleichen. Es geht dabei zum einen um den Einsatz von kurzen, unvorbereiteten Pisten, mit denen die Franzosen bei ihrer andauernden "Barkhane"-Mission in der Sahelzone zurechtkommen müssen, und zum anderen um die Luftbetankung von Hubschraubern wie dem Caracal (EC725). Dieser kann dann zum Beispiel Rettungseinsätze mit bis zu vier Stunden Dauer durchführen.
Die Luftwaffe und die Armée de l’Air et de l’Espace reihen sich somit in die Schar der zwei Dutzend Nutzer in 21 Staaten ein, die bis Dezember 2020 insgesamt 474 C-130J Super Hercules erhalten haben.
Legendärer Transporter
Diese mit neuen Rolls-Royce-Triebwerken (AE2100D3 mit Achtblatt- Propeller) und aktueller Avionik (große Bildschirme und Head-up-Displays im Cockpit) entwickelte Version des legendären Transporters startete vor nunmehr 25 Jahren, am 5. April 1996, zum Erstflug. Wegen diverser technischer Probleme verlief die Truppeneinführung zunächst zäh. Der Erstkunde, die Royal Air Force, nahm ihr erstes Flugzeug mit drei Jahren Verspätung am 23. November 1999 bei einer Zeremonie auf der Hauptbetriebsbasis in Lyneham in Empfang. Das Pentagon war mit seinen Bestellungen zunächst zögerlich, und 2004 untersuchte die Air Force sogar Möglichkeiten, die Beschaffung zu stoppen.
Inzwischen hat sich die C-130J allerdings etabliert. Wie bei den Vorgängern wurden vom Basis-Transporter über ein halbes Dutzend Varianten abgeleitet. So gibt es auch eine AC-130J, die als vierte Generation des "Gunships" alternde AC-130H/U/W des Air Force Special Operations Command ersetzen soll. Ein Prototyp startete am 31. Januar 2014 zu seinem Erstflug. Nach Abschluss der Versuche mit der "Ghostrider" im Juni 2015 wurde die anfängliche Einsatzfähigkeit 2017 erreicht. Die erste AC- 130J-Staffel, die 73rd Special Operations Squadron, wurde am 23. Februar 2018 in Hurlburt Field, Florida, aktiviert.
HC-130J Bei der Coast Guard
Insgesamt sollen bis 2024 an die 40 "Ghostrider" geliefert werden.Die EC-130J steht bereits seit September 2004 bei der 193rd Special Operations Squadron der Pennsylvania Air National Guard im Einsatz. Sieben Command Solo wurden beschafft. Sie sind mit großen Antennen unter den Tragflächen und am Seitenleitwerk bestückt, um auf verschiedenen Frequenzen Fernseh- und Radiosendungen abstrahlen zu können. Unter dem unverfänglichen Titel "Military Information Support Operation" erlauben sie die psychologische Kampfführung im Einsatzgebiet, wie bei der Operation in Libyen im Jahr 2011.

Bei der US-Küstenwache flog die neue Hercules ab Oktober 2003 zunächst für Transportaufgaben. Im Februar 2008 wurde dann das erste mit einem Missionssystem aufgerüstete Flugzeug übernommen. Zur Ausrüstung gehören nun zwei Bedienkonsolen hinter den Piloten, ein Sensorbehälter unter der Nase und ein Seeüberwachungsradar Elta EL/M2022 unter dem Rumpf. Damit ist die HC-130J für Such- und Rettungsaufgaben ebenso gerüstet wie für Eispatrouillen vor der Atlantikküste oder die Suche nach Schmugglerbooten im Pazifik.
FLIR-Sensor
Ebenfalls unter der Bezeichnung HC-130J läuft eine Hercules-Version der US Air Force, die für die Rettung von abgeschossenen Crews aus dem Kampfgebiet vorgesehen ist. Dazu können sie entweder auf unvorbereiteten Pisten landen oder als Tanker Rettungshubschrauber wie die HH-60G Pave Hawk ins Zielgebiet begleiten. Auch Lastenabwürfe sind möglich. Ihre gefährlichen Aufgaben erledigen die Combat Kings vornehmlich nachts. Deshalb sind sie unter anderem mit einem FLIR-Sensor unter der Nase ausgerüstet. Auch dem Selbstschutz wird mit Radar- und Lenkwaffenwarnsensoren sowie Täuschkörperwerfern hohe Priorität beigemessen.
Die HC-130J startete am 29. Juli 2010 zum Erstflug. Nach dem Testprogramm bei Lockheed Martin in Marietta begannen die Lieferungen nach Davis-Monthan AFB im September 2011. Ab 2012 war die 79th Rescue Squadron einsatzbereit. Langfristig sollen etwa 75 Combat King II beschafft werden, um die HC-130P/N zu ersetzen.
Fortdauernde Probleme
Neben der Air Force erneuert auch das US Marine Corps seine Hercules-Flotte. Hier geht es um den Ersatz der Tankerversionen KC-130F/R/T durch eine auf dem J-Modell basierende Version. Die KC-130J flog bereits am 9. Juni 2000 zum ersten Mal. Fortdauernde Probleme mit den Mk32B-Schlauchbehältern von Flight Refueling erforderten jedoch eine Umstellung auf die bewährten Behälter von Sargent Fletcher.

Mit Ski in die Antarktis
Unter der Bezeichnung LC-130J wird die Hercules mit zusätzlichen Kufen am Fahrwerk geführt. Verwendet werden sie vom 109th Airlift Wing der New York Air National Guard in Scotia, New York, um Versorgungsflüge in der Arktis und Antarktis durchzuführen. Die MC-130J ist ein Tanker für die US Air Force, deren Aufgabe vor allem in der Unterstützung von Spezialkräften besteht. Dafür wird vornehmlich nachts geflogen, um Hubschrauber und die CV-22 Osprey zu betanken. Die Ausrüstung entspricht in etwa der der HC-130J. Das erste Flugzeug hob am 20. April 2011 ab, und die Lieferungen begannen am 29. September 2011 zur 522nd Special Operations Squadron in Cannon AFB, New Mexico.
Die "Hurricane Hunters" der 53rd Weather Reconnaissance Squadron in Keesler AFB, Mississippi, gehörten zu den ersten militärische Nutzern der J-Version. Sie erhielten ihre WC-130J ab September 1999 und haben inzwischen zehn Flugzeuge im Bestand. Mit ihnen fliegen sie bei Bedarf in Höhen zwischen 150 und 3000 Metern direkt in Hurrikans und Winterstürme vor der amerikanischen Küste, um genauere Informationen über die Stärke und Zugrichtung zu erhalten. Die Missionen können bis zu 18 Stunden dauern.
Entwicklung, Integration, Nachrüstung und Produktion
Die J-Version der Hercules ist also inzwischen dabei, alle wichtigen Aufgaben von ihren Vorgängerversionen zu übernehmen. Das Pentagon hat deshalb im Januar 2020 mit Lockheed Martin einen neuen Mehrjahresvertrag im Wert von drei Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro) geschlossen, der bis 2025 weitere Lieferungen für die US Air Force (24 HC/MC-130Js), das Marine Corps (20 KC-130Js) und die Küstenwache (Optionen für sechs HC-130Js) umfasst. Im Juli 2020 folgte dann ein Generalvertrag in Höhe von 15 Milliarden Dollar, der bis 16. Juni 2030 läuft und vorsorglich die Entwicklung, Integration, Nachrüstung und Produktion der C-130J für alle Varianten beinhaltet. Die im August 1954 erstmals geflogene Hercules hat also noch eine lange Zukunft vor sich – schon heute ist der Frachter das Militärflugzeug mit der längsten ununterbrochenen Produktionsszeit.

Die C-130J-Kunden
Die C-130J haben in über zwei Jahrzehnten mehr als zwei Millionen Flugstunden absolviert. 21 Länder haben den Transporter bestellt.
Australien
Royal Australian Air Force (12 x C-130J-30)
Bahrain
Royal Bahraini Air Force (2 x C-130J-30 aus RAF-Beständen)
Bangladesch
Bangladesh Air Force (5 x C-130J aus RAF- Beständen)
Dänemark
Kongelige Danske Flyvevåben (4 x C-130J-30)
Deutschland
Luftwaffe (3 x C-130J-30, 3 x KC-130J ab 2022)
Frankreich
Armée de l’Air et de l’Espace (2 x C-130J, 2 x KC-130J ab Januar 2018)
Großbritannien
Royal Air Force (10 x C-130J, 15 x C-130J-30, werden derzeit verkauft)
Indien
Indian Air Force (12 x C-130J-30)
Irak
Luftstreitkräfte (6 x C-130J-30)
Israel
Luft- und Weltraumkräfte (9 x C-130J-30)
Italien
Aeronautica Militare (12 x C-130J, 10 x C-130J-30)
Kanada
Royal Canadian Air Force (17 x C-130J-30)
Katar
Qatar Emiri Air Force (4 x C-130J-30)
Kuwait
Luftstreitkräfte (3 x KC-130J)
Neuseeland
Royal New Zealand Air Force (5 x C-130J-30 bestellt im Juni 2020)
Norwegen
Royal Norwegian Air Force (4 x C-130J-30)
Oman
Royal Air Force of Oman (2 x C-130J-30)
Saudi-Arabien
Royal Saudi Air Force (2 x KC-130J, drei bestellt)
Südkorea
Republic of Korea Air Force (4 x C-130J-30)
Tunesien
Al Quwwat al-Jawwiya al-Jamahiriyah At’Tunisia (2 x C-130J-30)
USA
US Air Force (136 x C-130J, 13 x AC-130J, 7 x EC-130J, 10 x WC-130J, 34 x HC-130J, 51 x MC-130J, über 70 weitere geplant)
US Marine Corps (57 x KC-130J)