Wildgewordener Waffenlader rammt F-16 der USAF
Im vergangenen November kam es zu einer Wüstenbasis im Mittleren Osten zu einem kuriosen Unfall, bei dem eine F-15 beschädigt und eine F-16 beinahe komplett abgefackelt worden wäre. Die US Air Force hat nun den Untersuchungsbericht veröffentlicht.
Der Unfallhergang klingt nach Slapstick, hätte aber tragisch ausgehen können. Im Mittelpunkt standen zwei Kampfflugzeuge und ein motorisierter Waffenlader, mit dem Außenlasten an die Unterflügelstationen gehoben werden. Am 17. November 2023 arbeitete ein Team auf einer "nicht genannten Basis in Südwest-Asien" (vermutlich der Muwaffaq Salti Air Base in Jordanien) mit just einem solchen Gerät an einer F-15E. Mithilfe des MJ-1 Weapons Loader sollte die Strike Eagle aufgrund geänderter Anforderungen eine neue Bewaffnung erhalten. Das Ganze erfolgte im Dunkeln, Ortszeit gegen 22 Uhr. Rund 18 Meter neben dem Jagdbomber stand eine F-16C Block 40. Die Falcon mit der Seriennummer 89-2023 gehörte zur 555th Fighter Squadron aus dem italienischen Aviano.
Belader verliert Kontrolle
Der Bediener kletterte auf den MJ-1 und setzte in Richtung F-15 zurück. Allerdings konnte er den Waffenlader nicht zum Stehen bringen, so dass er mit dem Sniper-Zielbehälter unter der Eagle kollidierte. Dabei stieß der Techniker mit Kopf und Rücken gegen den Bombenträger und wurde bewusstlos hinter dem Steuer eingeklemmt. Das hielt aber das Gefährt nicht auf, das gegen das Rad des Hauptfahrwerks donnerte. Durch den erneuten Zusammenprall änderte der wildgewordene Waffenlader die Richtung, warf dabei seinen Fahrer ab, und nahm führerlos Kurs auf die benachbarte F-16.
Die Skizze aus dem Unfallbericht der USAF zeichnet die Irrfahrt des Waffenladers nach.
Das wird teuer …
Dort krachte er in den 1400 Liter fassenden Treibstofftank unter der rechten Tragfläche – und ein Funke entzündete den austretenden Treibstoff. Der Bug der glücklicherweise nicht bemannten und nicht bewaffneten Falcon stand sofort in Flammen. Laut nun veröffentlichtem Unfallbericht entstand ein Sachschaden in Höhe von 30,24 Millionen Dollar. Als Ursache macht die Kommission den Verlust der situativen Wahrnehmung des Lader-Bedieners aus, der sich zudem nicht im Klaren über die Version des MJ-1 unter ihm war (die Modelle unterscheiden sich nämlich unter anderem im Bremssystem). Mit anderen Worten schätzte er den Abstand zur F-15 falsch ein und geriet in Panik. Daher trat er das Pedal voll durch, um sofort anzuhalten. Dumm nur, dass er Bremse und Gas verwechselte, und so in Richtung Eagle beschleunigte. Gemäß Bericht hatte er zwischen drei und fünf Sekunden, um die vorgeschriebenen Schritte zum Notstopp des Loaders zu befolgen. Genau diese kamen ihm aber nicht in den Sinn.
Die USAF verlegt ständig wechselnde Einheiten der Strike Eagle in den Mittleren Osten. Zum Zeitpunkt des Unfalls 2023 waren es Maschinen aus Lakenheath.
Unnötiger Zeitdruck
Das Fahren des Laders gehörte nicht zu seinen Hauptaufgaben, und er hatte seit mindestens drei Monaten keines dieser Gefährte mehr bedient. Der Crew Chief hatte ihn nur angewiesen, den MJ-1 etwas näher an den Anhänger mit der neuen Munition zu bewegen. Aufgrund eines Missverständnisses zur geplanten Startzeit der Eagle sah man sich nämlich unter (unnötigem) Druck. Die vorige Entladung hatte der dafür vorgesehenen Techniker ohne Probleme durchgeführt. Allerdings fand der Unfalluntersucher auch Belege, dass die Steuerung der hydrostatischen Antriebspumpe des MJ-1 aufgrund von Korrosion nach der Kollision mit dem Reifen der F-15 nicht mehr in die Ausgangsposition zurückkehren konnte. Daher kam der führerlose Lader nicht wie in einem solchen Fall vorgesehen zum Stehen.
Die zwei derzeit bei der US Air Force verwendeten Version des MJ-1-Waffenladers unterscheiden sich unter anderem in einem wichtigen Detail: der Anordnung des Bremspedals (Ziffer 2).
Unterschiedliche Pedal-Anordnungen
Zu allem Überfluss gibt es zwei Versionen des Waffenladers. Beim MJ-1B/C sind Brems- und Gaspedal 28 Zentimeter auseinander, so dass sie normalerweise jeweils mit einem Fuß bedient werden (Bremse mit dem linken Fuß). Der Abstand beim verbesserten MJ-1C beträgt jedoch nur 2,54 Zentimeter, so dass beide Pedale nur mit dem rechten Fuß betätigt werden. Der Unfallverursacher dachte, er fährt die erste Variante, und stieg mit dem rechten Fuß in die Eisen – nur leider gab der damit Vollgas.
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