Steigt Indonesien beim türkischen Kaan-Kampfjet ein?
Indonesiens Regierung flirtet mit dem Stealth-Kampfjet Kaan aus der Türkei – und bringt sich als Entwicklungspartner ins Gespräch. Doch wirklich bieten kann Indonesien nicht allzu viel, wie ein anderes Fighter-Projekt mit indonesischer Beteiligung nahelegt.
Indonesiens Präsident Prabowo Subianto weilte kürzlich zu Besuch in Ankara bei seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan. Dabei sprachen die Staatsoberhäupter unter anderem über Rüstungsfragen – und offenbar auch über den Stealth-Kampfjet Kaan, den der türkische Konzern Turkish Aerospace Industries (TAI) aktuell entwickelt. Dieses Projekt scheint es Subianto besonders angetan zu haben: "Indonesien möchte sich gemeinsam mit der türkischen Industrie an der Entwicklung des Kampfjets der fünften Generation (...) beteiligen", zitiert die indonesische Nachrichtenagentur Anatara den Präsidenten ihres Landes. Subianto gab außerdem bekannt, dass Indonesien und die Türkei die Gründung eines gemeinsamen Rüstungsunternehmens planen, ohne dazu jedoch konkrete Informationen zu nennen.
Woher das Interesse Indonesiens rührt, der Türkei bei der Entwicklung ihres ersten hauseigenen Fighters unter die Arme zu greifen, ist auf den ersten Blick schwer zu sagen. Eigentlich sitzen die Indonesier bereits in ähnlicher Form als Entwicklungspartner beim südkoreanischen Kampfjet KF-21 Boramae mit im Boot. Auf jedem der sechs bisher gebauten Boramae-Prototypen prangt neben der südkoreanischen auch die indonesische Flagge. Allerdings hat die Partnerschaft der beiden Länder in der jüngeren Vergangenheit stark gelitten – und möglicherweise rührt daher das entflammte Interesse Jakartas am türkischen Tarnkappen-Jet.
Die KAI KF-21 Boramae trägt nach wie vor die indonesische Landesflagge. Aber vielleicht nicht mehr lange?
Südkorea sauer auf Jakarta
So stutzte Südkorea im vergangenen Jahr den indonesischen Beitrag zur KF-21 stark zusammen. Ursprünglich hatte Indonesien für eine Projektbeteiligung von 20 Prozent unterschrieben. Vorgesehen waren als Gegenleistung ein umfassender Technologietransfer, einer der sechs Prototypen sowie eine für die Bedürfnisse der indonesischen Luftwaffe optimierte KF-21-Variante. Allerdings bewies Indonesien gegenüber Südkorea eine sehr schlechte Zahlungsmoral – wohl auch aufgrund eigener knapper Kassen – und kam seinen vertraglich vereinbarten Verpflichtungen nie wirklich nach. Ein Spionageskandal, bei dem indonesische Techniker mutmaßlich dabei erwischt wurden, wie sie Daten zur KF-21 auf einem USB-Stick stehlen wollten, zerrüttete das Verhältnis beider Partner weiter.
Nutzen oder Risiko?
Immer wieder kursierten Gerüchte, Südkorea würde Indonesien aus dem Boramae-Programm ganz ausschließen. Geschehen ist das bislang nicht, aber womöglich sucht Indonesiens Regierung bereits ein neues Betätigungsfeld – namentlich in der Türkei. Ob sich die Türken mit einem derart unzuverlässigen Partner aber einen Gefallen tun würden, bleibt zweifelhaft. Eine Entwicklungspartnerschaft mit finanzstärkeren Nationen wie etwa den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien oder auch Aserbaidschan stünde im Vergleich dazu sicher auf stärkeren Füßen.
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