Am Montag wurde das Antonow-Werk im Westen von Kiew offenbar angegriffen. "Die Besatzer haben das Antonow-Werk beschossen", teilte die Stadtverwaltung über den Messenger-Dienst Telegram mit. Feuerwehr und Rettungsdienst seien im Einsatz. Bei dem Angriff wurde auch ein Hochhaus getroffen. Laut Medienberichten gab es mindestens zwei Tote und sieben Verletzte. Auf Social-Media-Kanälen wurden Videos geteilt, die Feuer und eine große Rauchwolke über dem Antonow-Gelände zeigen sollen.
Der traditionsreiche ukrainische Hersteller Antonow hat in dem Serienwerk am Flugplatz Swjatoschyn in den vergangenen Jahren nur wenige Flugzeuge gebaut. Das Unternehmen musste seit der Annexion der Krim durch Russland umdisponieren, die Lieferung von russischen Bauteilen nach Kiew wurde aufgrund gegenseitiger Sanktionen eingestellt. Beim überarbeiteten Militärtransporter An-132D hatte Antonow auf westliche Zulieferer wie Liebherr-Aerospace (Zapfluftsystem), Pratt & Whitney Canada (PW150A-Turboprop-Triebwerke) und Honeywell (Avionik) gesetzt. Das Flugzeug sollte auch in Saudi-Arabien gefertigt werden. Allerdings wurde die Entwicklung des Flugzeugs 2019, zwei Jahre nach seinem Erstflug, ausgesetzt.
Im Dezember 2021 hatte Antonow jedoch das Rollout der ersten An-178-100R gefeiert. Der Militärtransporter ist mit westlicher Avionik ausgerüstet, am Entwicklungsprogramm sind mehr als 30 ukrainische Unternehmen beteiligt. Der Erstflug war für das erste Halbjahr 2022 geplant. Und auch ein ziviles Flugzeug, die An-158, sollte im Werk in Kiew wieder gebaut werden.
Ende Februar war das größte Frachtflugzeug der Welt, die Antonow An-225, bei einem russischen Angriff auf den Flughafen Hostomel nach der ukrainischen Hauptstadt Kiew zerstört worden. Im nun beschossenen Serienwerk befindet sich die zweite, unvollendete An-225. Ob sie bei dem Angriff beschädigt oder zerstört wurde, ist unklar.