Türkei will Eurofighter: Bleibt Deutschland beim Nein?
Als Ersatz für den sich hinziehenden Kauf von F-16 Fighting Falcons will die Türkei auf den Eurofighter umsteigen. Ob die Ankündigung mehr als nur ein Druckmittel gegen die USA ist, könnte sich heute in Berlin zeigen.
"Wir wollen Eurofighter kaufen. Es ist ein sehr effektives Flugzeug", sagte der türkische Verteidigungsminister Yasar Guler gestern während einer Parlamentssitzung in Ankara. "Großbritannien und Spanien sagen ja, und arbeiten jetzt daran, Deutschland zu überzeugen." Wenn dies "gelöst ist, planen wir den Kauf von 40 Eurofighter-Jets."
Die Türkei sucht unter anderem einen Nachfolger für die F-4 Phantom.
Neu oder alt?
Das Thema dürfte auch beim heutigen Staatsbesuch von Recep Erdogan in Berlin auf der Agenda stehen. Aufgrund der türkischen Haltung zum Nah-Ost-Konflikt hatten sich die Beziehung zu Deutschland deutlich verschlechtert. Zur Diskussion steht scheinbar die Lieferung in zwei Paketen mit jeweils 20 Maschinen. Unklar ist jedoch, inwieweit es sich um neue oder gebrauchte Jets handelt. Besonders Großbritannien hat Interesse, seine älteren Typhoons der Tranche 1 abzugeben. Allerdings scheint ein Kauf neuer Flugzeuge deutlich sinnvoller. Die älteren Eurofighter verfügen nämlich nur über eingeschränkte Luft-Boden-Fähigkeiten und benötigen umfangreiche Modernisierungen, wenn sie als Ersatz der türkischen F-4 Phantom als Jagdbomber gedacht sind. Laut dem Portal "Turkish Defence News" sollen die Eurofighter mit einem modernen AESA-Radar ausgestattet sein.
Eigentlich will die Türkei ihre F-16-Flotte weiter ausbauen.
Verzögerter F-16-Kauf
Damit wäre dann wohl der Kauf von 40 neuen F-16 des Standards Block 70 in den USA vom Tisch, der sich seit Oktober 2021 hinzieht. Das State Department hatte bereits in diesem Frühjahr die Lieferung von 79 ebenfalls angefragten Upgrade-Kits im Wert von 259 Millionen Dollar genehmigt. Damit könnte Turkish Aerospace zumindest die entsprechende Zahl von Fighting Falcons modernisieren. Allerdings steht auch hier die endgültige Freigabe durch den US-Kongress weiterhin aus.
Endmontagelinie in Gefahr
Am Mittwoch hatten rund 3000 Airbus-Angehörige auf einer Kundgebung in Manching auf die drohende Schließung der Eurofighter-Endmontage ab 2030 aufmerksam gemacht, sollte es keine weiteren Bestellungen geben. Im Mittelpunkt stand der mögliche Kauf der Tranche 5 durch die Bundeswehr. Airbus-Vorstand Michael Schöllhorn forderte auch eine Einigung der europäischen Nationen auf klare Export-Richtlinien. Hintergrund ist der am deutschen Einspruch gescheiterte Eurofighter-Export an Saudi-Arabien.
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