Starlink bildet die größte Satellitenkonstellation
Ein globales Internetnetzwerk aufbauen, das hat sich das US-Unternehmen SpaceX mit Starlink auf die Fahne geschrieben. Mindestens 12.000 Satelliten sollen dazu gestartet werden, die ersten 182 sind seit Januar 2020 im Orbit. Genug, um jetzt schon als größte kommerzielle Satellitenkonstellation einzugehen und Debatten über ihre Helligkeit auszulösen.
SpaceX, Betreiber privater Startraketen und Raumkapseln, hat am 6. Januar weitere 60 Starlink-Satelliten gestartet. Jeweils 60 der Satelliten wurden im Mai und November 2019 mit einer Falcon 9 gestartet, zwei Testsatelliten sind seit Februar 2018 im All. Weitere Starts sollen in den kommenden Monaten folgen. Bis Ende 2020 sollen so rund 1500 Starlink-Satelliten den Weltraum bevölkern.
Die Satelliten sind zu hell
Zunehmend in die öffentliche und wissenschaftliche Debatte gerieten die Satelliten wegen ihrer Sichtbarkeit am Nachthimmel, wenn das Sonnenlicht von ihrer Oberfläche reflektiert wird. Bereits wenige Tage nach dem Aussetzen der ersten 60er-Staffel im Mai letzten Jahres kursierten Bilder im Internet, die die Satelliten wie an einer Perlenschnur aufgereiht zeigen. Bei dem nun gestarteten Bündel ist ein Satellit dabei, dem SpaceX eine besondere Beschichtung verpasst hat, um die Reflexion an seiner Außenhaut zu verringern. Ob diese Technologie funktioniert, wird sich aber wohl erst in einigen Wochen oder Monaten zeigen – und die restlichen 59 Satelliten sind nach wie vor unverändert hell. Zehn der bislang 182 Satelliten sind überdies außer Funktion, rechnet man die beiden Testsatelliten vom Februar 2018 mit ein.
Statt eines Fotos der Galaxiengruppe NGC 5353/4 nahm ein Teleskop des Lowell Observatoriums in Arizona, USA, Starlink-Spuren am Himmel auf. Das Bild entstand in der Nacht des 25. Mai 2019 und zeigt das reflektierte Licht von mehr als 25 Satelliten. Kurz zuvor waren 60 Stück von SpaceX gestartet worden. Wenn die Satelliten ihre endgültige Umlaufbahn erreichen, nimmt ihre Helligkeit wieder etwas ab.
Konstellation beschäftigt die deutsche Politik
Das Satellitennetzwerk beschäftigt auch den deutschen Bundestag, der sich im Dezember 2019 dazu geäußert hat. Anlass war eine schriftliche Anfrage der FDP-Politikerin Katharina Willkomm. Sie wolle wissen, welche Schlüsse die Bundesregierung hinsichlich einer Gefährdung der wissenschaftlichen Erfoschung des Weltalls durch Starlink ziehe. Die Regierung spricht in ihrer Antwort von einem „gravierenden Wandel in der Raumfahrt“ und neuen Fragen der Nachhaltigkeit hinsichtlich Weltraumschrott, optischer Verschmutzung und der Beeinträchtigung von radioastronomischen Anwendungen.
Sichtbarkeit und Zusammenstöße
Auch astromomische Vereinigungen wie die amerikanische astronomische Gesellschaft (AAS, American, Astronomical Society) und die Internationale Astronomische Union (IAU) machen sich derweil ihre eigenen Gedanken über die Sichtbarkeit und die Wahrscheinlichkeit potentieller Zusammenstöße untereinander oder mit anderen Objekten wie beispielsweise Weltraumteleskopen. Die AAS arbeitet daran, die Auswirkungen solch einer großen Konstellation zu bewerten, bevor die Anzahl der Satelliten weiter steigt. Beispielhaft führt die AAS an, dass bei einer Konstellation mit 1584 Satelliten in einer Höhe von 550 Kilometern 90 bis 135 Satelliten in der Morgen- und Abenddämmerung sichtbar wären. Wird die Konstellation größer, so könnte die Anzahl der sichtbaren Satelliten um den Faktor fünf oder mehr in den nächsten fünf Jahren ansteigen. Die genaue Aufschlüsselung dieses Beispiels finden Sie hier.
„Dunkler Himmel“ für Beobachtungen wichtig
Die IAU erinnert daran, dass für ihre Arbeiten ein dunkler und von Radiosignalen freier Himmel essentiell sei. Sie befürchten eine „Bedrohung“ für bestehende und zukünftige Infrastruktur, wie für die Beobachtung mit großen optischen Teleskopen auf der Erde und für astronomische Forschungen mit Radioteleskopen. Aus diesem Grund hat die IAU zwei Forderungen aufgestellt: Die Designer, Entwickler und Entscheidungsträger sollen mit der astronomischen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der Satellitenkonstruktionen zu analysieren und zu verstehen. Außerdem werden die zuständigen Behörden „nachdrücklich“ aufgefordert, einen Rechtsrahmen zu entwickeln, um die „nachteiligen Auswirkungen auf die wissenschaftliche Erforschung so bald wie möglich abzuschwächen oder zu beseitigen“.
Starlink-Satelliten zurzeit über Deutschland sichtbar
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies aktuell bei wolkenlosem Himmel tun: in den nächsten Tagen ist die Konstellation in der Dämmerung zu sehen.
So sind die Satelliten über Stuttgart am 21. Januar zwischen 17.32 und 19.26 Uhr von Südwest über West-Süd-West, West und West-Nord-West zu sehen.
Noch bis einschließlich 30. Januar sind die Starlink-Satelliten in Deutschland zu ähnlichen Uhrzeiten sichtbar (Daten wieder für Stuttgart):
22. Januar: Zwischen 17.42 und 19.56 Uhr.
23. Januar: Zwischen 17.44 und 19.55 Uhr.
24. Januar: Zwischen 17.38 und 19.54 Uhr.
25. Januar: Zwischen 17.38 und 19.56 Uhr.
26. Januar: Zwischen 18.01 und 20.10 Uhr.
27. Januar: Zwischen 17.44 und 20.12 Uhr.
28. Januar: Zwischen 17.50 und 20.00 Uhr.
29. Januar: Zwischen 17.52 und 20.18 Uhr.
30. Januar: Zwischen 17.49 und 20.09 Uhr.
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