Die NASA schmiedet Pläne für den Fall, dass sich die bemannten Flüge der beiden kommerziellen Kapseln von Boeing und SpaceX bis ins nächste Jahr hinein verschieben. Nach der angekündigten erneuten Verschiebung der zuvor geplanten unbemannten Testflüge bleibt die Frage offen, ob die Kapseln noch dieses Jahr einsatzbereit sein werden.
Der Vertrag zwischen der US-amerikanischen und der russischen Raumfahrtbehörde über Mitfluggelegenheiten von NASA-Astronauten an Bord der russischen Sojus-Kapsel läuft Ende diesen Jahres aus. Falls bis zu diesem Zeitpunkt die beiden US-Kapseln nicht einsatzfähig sein sollten, ist die durchgehende amerikanische Präsenz an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) in Gefahr.
Plan B der NASA
Um sich für den Fall der Fälle abzusichern, möchte die Raumfahrtbehörde zwei zusätzliche Plätze in der Sojus-Kapsel bei Starts im Herbst 2019 und Frühjahr 2020 erwerben. Damit wäre es NASA-Astronauten möglich, unabhängig vom weiteren Verlauf der Tests bei Boeing und SpaceX auch nach 2019 an Bord der ISS zu bleiben.
Nötig wird diese Maßnahme, da die USA seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms keine eigenen Startmöglichkeiten für ihre Astronauten mehr haben. Der letzte Vetrag zwischen Russland und den USA, geschlossen 2015, sah Mitfluggelegenheiten für US-Astronauten bis einschließlich 2018 vor. 2017 sicherte sich die Raumfahrtbehörde das Recht auf fünf weitere Sitzplätze in der russischen Kapsel. Davon wurden zwei für die Erweiterung der amerikanischen Crew-Stärke auf der ISS genutzt, die restlichen drei waren für Flüge im Jahr 2019 vorgesehen. Erst mit dem Einsatz der Kapseln von SpaceX und Boeing können wieder Astronauten ohne Beteiligung ausländischer Raketen ins All fliegen.
Auch für den Fall, dass sich die Einsatzbereitschaft der beiden Kapseln mit einem gebuchten Sitz in der Sojus überschneide, sieht die NASA in ihrem „Plan B“ nur Vorteile, ermögliche dies doch einen sanften und sicheren Übergang.
Einsatzbeginn der kommerziellen Kapseln verzögert sich
Anfang Februar hatte die NASA verkündet, dass sich der erste bemannte Testflug der Kapsel Crew Dragon von SpaceX voraussichtlich auf Juli diesen Jahres verschieben wird. Boeing plant für seinen CST-100 Starliner frühestens im August den ersten Testflug mit Astronauten an Bord. Zuvor stehen jedoch noch die Erstflüge beider Raumschiffe auf dem Programm, die aktuell für das Frühjahr angekündigt sind. Im Anschluss daran soll zunächst ein Test des Rettungssystems stattfinden, bevor erstmals Menschen an Bord gehen werden. Doch um regelmäßige Flüge zur ISS anbieten zu können, müssen beide Unternehmen noch einen weiteren Schritt abschließen: die Zertifizierung durch die NASA selbst. Diese kann jedoch erst nach den unbemannten und bemannten Tests erfolgen und sollte ursprünglich bereits Ende 2017 abgeschlossen sein. Nun wird bei der NASA damit gerechnet, dass zumindest eine der beiden Kapseln bis September 2020 zertifiziert und einsatzbereit sein wird.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.