Euclid soll das Universum in bisher ungekannter Präzision dreidimensional kartieren. Ende Juli soll die Sonde an ihrem Ziel, dem Lagrange-Punkt L2 ankommen.
Die Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA ist am Samstag um 17.12 Uhr MESZ an der Spitze einer Falcon 9 von SpaceX von Cape Canaveral, Florida gestartet. Am Sonntag zündete Euclid die Schubdüsen, um auf die richtige Bahn zum Lagrange-Punkt L2, 1,5 Mllionen Kilometer von der Erde entfernt, zu gelangen. Die Sonde soll Ende Juli dort ankommen. Der wissenschaftliche Betrieb wird nach Tests Ende September beginnen.
Euclid wird von L2 aus, wo sich auch das James-Webb-Teleskop der NASA und das Gaia-Teleskop der ESA befinden, Milliarden von Galaxien in einem Umkreis von zehn Milliarden Lichtjahren beobachten und hochauflösende Bilder im sichtbaren und infraroten Wellenlängenbereich aufnehmen. Dabei sollen zwei rätselhafte Komponenten unseres Universums entschlüsselt werden: dunkle Materie und dunkle Energie. Dunkle Materie lässt sich nicht direkt nachweisen, aber sie beeinflusst die sichtbare Materie durch ihre Schwerkraft. Dunkle Energie ist eine mysteriöse Kraft, die das All offenbar schneller expandieren lässt.
Blick in die Vergangenheit des Alls
Die ESA-Sonde soll die größte und genaueste dreidimensionale Karte des Universums erstellen. Das soll nach Angaben der ESA Informationen darüber liefern, wie Materie über riesige Entfernungen verteilt ist und wie sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat. Astronomen könnten so auf die Eigenschaften der dunklen Energie und der dunklen Materie schließen. Euclid soll dabei zehn Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückblicken.
Die Mission ist auf sechs Jahre angelegt, mit der Option auf fünf Jahre Verlängerung. Gebaut wurde Euclid von Thales Alenia Space. Airbus war für das Nutzlastmodul verantwortlich, auf dem das ebenfalls von Airbus entwickelte Spiegelteleskop mit 1,2 Metern Durchmesser und die beiden daran angeschlossenen Instrumente VIS (Kamera für den sichtbaren Wellenlängenbereich) und NISP (Nahinfrarot-Spektrometer und -Photometer) sitzen. Das NISP mit Detektoren der NASA stammt von einem internationalen Konsortium, geleitet vom Laboratoire d'Astrophysique de Marseille. Das VIS wurde von einem Konsortium unter der Führung des Mullard Space Science Laboratory des University College London gebaut.
Steuerung der Mission und Kommunikation mit der Sonde liegen beim Europäischen Raumfahrtkontrolluentrum (ESOC) in Darmstadt. Für die riesigen Datenmengen von Euclid – bis zu ein Terabit pro Tag – wurde das Estrack-Netz der ESA mit Tiefsee-Antennen aufgerüstet. Diese Daten werden vom Euclid-Konsortium analysiert, einer Gruppe von über 2000 Wissenschaftlern aus über 300 Instituten in Europa, den USA, Kanada und Japan.
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