Falcon 9 bringt EarthCARE in den Orbit

Europäische Wissenschaftsmission
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Falcon 9 bringt EarthCARE in den Orbit

© SpaceX 8 Bilder

Der ESA-Forschungssatellit ist erfolgreich von Vandenberg ins All gestartet. Bis die ersten wissenschaftlichen Daten verfügbar sind, wird es aber noch einige Monate dauern.

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Wolken hängen tief über Space Launch Complex-4 auf der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien. So tief und dick, dass die von der europäischen Weltraumorganisation ESA eingeladenen Reporter und Fotografen die Falcon 9 mit ihrer wertvollen wissenschaftlichen Nutzlast, dem EarthCARE-Satelliten, kaum sehen können. Fünf Sekunden nach dem Start am Dienstag um 15.20 Uhr Ortszeit (Mittwoch, 0.20 Uhr MESZ) ist die SpaceX-Trägerrakete im Nebel verschwunden, die Wucht ihrer neun Merlin-Triebwerke ist hingegen noch länger hörbar.

Als die erste Stufe knapp acht Minuten nach dem Start in der Landezone neben der Startrampe herunterkommt, ist die Oberstufe mit EarthCARE noch unterwegs ins All. Zehn Minuten nach dem Start entlässt sie ihre Nutzlast in den Orbit. Um 01.14 Uhr MESZ empfängt die Bodenstation Hartebeesthoek in Südafrika das erste Signal des Forschungssatelliten. Bill Simpson, Startkampagnen-Manager der ESA, bestätigt später erleichtert, dass es ein Start wie aus dem Bilderbuch war: "Das Einschießen in den Orbit war perfekt." Dadurch hat der Satellit Treibstoff gespart, der für eine Verlängerung der Mission über ihre geplante Dauer von drei Jahren, oder auch für einen gezielten Wiedereintritt am Lebensende des Satelliten genutzt werden kann.

Flugkampagne mit DLR-Forschungsflugzeug

EarthCARE soll nun erforschen, welchen Einfluss Wolken und Aerosole, das sind kleine Partikel in der Atmosphäre, auf den Wärmehaushalt der Erde haben. Denn bisher sind die großen Unbekannten in der Gleichung. Mit seinen Daten soll EarthCARE nicht nur dabei helfen, Klimamodelle besser zu machen, sondern auch die Wettervorhersage. Der Satellit trägt vier Instrumente an Bord: das Wolkenradar (CPR, Cloud Profiling Radar) der japanischen Raumfahrtagentur JAXA, das europäische Atmosphärenlidar (ATLID), sowie ein Multispektral-Imager (MSI) und ein Breitband-Radiometer (BBR), beide ebenfalls aus Europa.

In den kommenden Wochen werden die Instrumente nacheinander eingeschaltet und in Betrieb genommen. Im Sommer folgt eine Kalibrierungs- und Validierungsphase, die vom Forschungsflugzeug HALO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie verschiedenen Bodenmessungen unterstützt wird. Erste Daten von EarthCARE sollen der Wissenschaft Ende des Jahres zur Verfügung gestellt werden.

Falcon 9 als "Zwischenlösung"

Die Falcon 9 beschreibt der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher nach dem Start als "Zwischenlösung". "Wir wollen natürlich unseren eigenen Zugang zum Weltraum wiederherstellen, und das werden wir dieses Jahr bewerkstelligen", sagt er. Damit meint er den für die ersten beiden Juliwochen geplanten Erstflug der Ariane 6 sowie die Rückkehr der Vega-C Ende des Jahres. Am Dienstag haben in Sardinien ein erfolgreicher Test des Zefiro-40-Feststoffmotors der Vega-C stattgefunden, ein erster Meilenstein.

Doch bis die beiden europäischen Trägerraketen bereit sind, ist Europa jedoch weiter auf SpaceX angewiesen: Die kleineren ESA-Satelliten Arctic Weather Satellite und Φsat-2 sowie zwei Galileo-Satelliten stehen dieses Jahr noch auf der Startliste von Elon Musks Unternehmen. Wegen der europäischen Trägerraketenkrise – Ariane 6 in Verzug, Vega-C mit einem Fehlstart beim zweiten Flug – mussten bereits vorher das Euclid-Weltraumteleskop und zwei Galileo-Satelliten auf Falcon 9 ausweichen.

Für den EarthCARE-Satelliten selbst macht es keinen Unterschied, welche Rakete ihn in den Orbit gebracht hat. Denn trotz des zweifachen Wechsels der Trägerrakete – von Sojus zu Vega-C und schließlich zu Falcon 9 – waren keine Designänderungen nötig. Allerdings musste der Satellit im europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum ESTEC in den Niederlanden deutlich breiter getestet werden, weil damals noch nicht klar war, welche Rakete es am Ende werden würde. Mit den tief hängenden, dichten Wolken war Vandenberg aber sicher der passende Vorgeschmack auf die künftigen Forschungsobjekte von EarthCARE.

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