Die Peregrine-Mondlandefähre von Astrobotic soll am 23. Februar auf dem Erdtrabanten landen. Auch deutsche Nutzlasten sind an Bord. UPDATE: Astrobotic meldet einige Stunden nach dem Start eine Anomalie.
Die Peregrine Mission One ist am Montag um 8.18 Uhr (2.18 Uhr Ortszeit) erfolgreich mit der neuen ULA-Trägerrakete Vulcan Centaur vom Space Launch Complex-41 der Cape Canaveral Space Force Station in Florida gestartet. In einer Höhe von rund 500 Kilometern wurde Peregrine rund 50 Minuten nach dem Start ausgesetzt und fliegt von dort aus allein weiter zum Mond. Astrobotic hat Kontakt zum Lander und den Empfang von Telemetriedaten bestätigt. Allerdings meldete das Unternehmen rund sieben Stunden nach dem Start, dass eine Anomalie aufgetreten sei, die verhindere, dass das Raumfahrzeug eine stabile Orientierung zur Sonne erreiche. Das Team arbeite an dem Problem. Weitere Updates soll es geben, sobald entsprechende Daten verfügbar und analysiert seien.
Der privat entwickelte Mondlander Peregrine (auf Deutsch: Wanderfalke) soll nach mehr als sechs Wochen Flugzeit am 23. Februar auf der Mondoberfläche in der Nähe der Gruithuisen-Vulkankuppeln landen. Es wäre die erste US-amerikanische Mondlandung seit Ende des Apollo-Programms 1972.
Peregrine ist 1,9 m hoch und 2,5 m breit.
Astrobotic hat seinen Sitz in Pittsburgh, Pennsylvania und wurde 2007 gegründet – damals mit dem Ziel, im Rahmen des Google Lunar X-Prize einen Rover zum Mond zu bringen. Die Peregrine Mission One ist die erste Mission der NASA-Initiative "Commercial Lunar Payload Services" (CLPS). Im Rahmen dieses Programms beauftragt die NASA US-amerikanische Unternehmen, Nutzlasten zur Vorbereitung bemannter Artemis-Missionen zum Mond zu bringen.
20 Nutzlasten auf dem Weg zum Mond
Peregrine ist etwa 1,9 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 2,5 Metern und kann bis zu 120 Kilogramm Fracht transportieren. Der Lander trägt insgesamt 20 Nutzlasten aus sieben Ländern und von 16 kommerziellen Kunden, davon fünf der NASA: das Strahlungsmessgerät LETS (Linear Energy Transfer Spectrometer), NIRVSS (Near-Infrared Volatice Spectrometer System), das Zusammensetzung, Oberflächentemperatur und Struktur des Mondbodens untersucht, NSS (Neutron Spectrometer System) zur indirekten Suche nach potenziellen Wasservorkommen, das Massenspektrometer PITMS (Peregrine Ion-Trap Mass Spectrometer), das die Zusammensetzung der Verbindungen in der Mondatmosphäre nach dem Abstieg analysiert sowie das Instrument LRA (Laser Retroreflector Array), das präzise Messungen des Abstands zwischen anderen umkreisenden oder landenden Raumfahrzeugen und dem Lander ermöglicht.
Auch ein Messgerät des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist an Bord von Peregrine: Der Strahlungsdetektor M-42 soll Werte aus der ungeschützten, freien Mondumgebung liefern. Die Daten sollen dazu dienen, Schutzmaßnahmen für künftige astronautische Missionen zu entwickeln.
Zudem schickt der deutsche Paketdienstleister DHL 151 MoonBoxen mit Peregrine zum Mond. Dabei handelt es sich um bis zu 2,54 Zentimeter breite und 5,08 Zentimeter hohe Kapseln mit Andenken von Menschen aus aller Welt. Darunter befinden sich nach Angaben von DHL ein Brief des ersten privaten Astronauten Richard Garriott, von Kindern geschriebene Geschichten und ein Stein des Mount Everest.
Erfolgreicher Erstflug der Vulcan Centaur
Für die Vulcan-Schwerlastrakete von ULA, einem Joint Venture von Lockheed Martin und Boeing, war es der erste Flug, genannt Cert-1. Die Entwicklung der Rakete begann 2014 und hat sich aufgrund veränderter Anforderungen und technischer Probleme um rund fünf Jahre verzögert. Die Vulcan besteht aus zwei Stufen und bis zu sechs Feststoffboostern. Die erste Stufe wird von zwei neu entwickelten BE-4-Triebwerken von Blue Origin angetrieben, als Treibstoff kommen Flüssigmethan und Flüssigsauerstoff zum Einsatz. Die Oberstufe namens Centaur V verfügt über zwei RL-10-Triebwerke von Aerojet Rocketdyne und fliegt mit Flüssigwasserstoff und Flüssigsauerstoff. Die Vulcan Centaur wird die Atlas V und die Delta IV Heavy von ULA ersetzen.
Neben Peregrine transportierte die Vulcan als zweite Nutzlast die Mission Enterprise Flight ins All – eine kleine Sonde, die individuelle Kapseln mit der Asche von Toten, DNA-Proben des menschlichen Genoms sowie Namen und Botschaften von Menschen aus aller Welt mit sich führt.
Cert-1 war der erste von zwei Zertifizierungsmissionen, damit die Rakete künftig Nutzlasten für die US Space Force befördern darf. Cert-2 soll nach Angaben von ULA in den kommenden Monaten stattfinden, im Sommer ist der erste Start für das Militär geplant.
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