Der frühere Boeing-Testpilot Mark Forkner ist vor einem Geschworenengericht in Fort Worth vom Vorwurf des Betruges freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, als technischer Testpilot im 737-MAX-Programm die Luftfahrtbehörde FAA in vier Fällen getäuscht zu haben.
Die Geschworenen sprachen Forkner in den vier verbliebenen Fällen vom Vorwurf der Täuschung der FAA im MAX-Erprobungs- und Zulassungsprogramm frei. Zwei weitere Vorwürfe waren schon vorab fallen gelassen worden. Forkners Verteidigung hatte geltend gemacht, dass ihn die Boeing-Ingenieure nicht über kurzfristige Änderungen an der Software für die Schutzautomatik MCAS informiert hätten, die später die Ursache zweier MAX-Abstürze mit 346 Toten wurde. Außerdem werde der frühere technische Testpilot im MAX-Programm hier zum Sündenbock für Mängel gemacht, die an höherer Stelle bei Boeing zu verantworten seien, so die Verteidigung.
Boeing hatte in der 737 MAX anfangs eine radikale Schutzautomatik (MCAS) installiert, die ein Aufbäumen des Flugzeugs beim plötzlichen Schubgeben aus dem Langsamflug ohne gesetzte Klappen, verhindern sollte. Die Automatik griff über eine Schnellverstellung der Höhenrudertrimmung ein und zwang dadurch die Flugzeugnase nach unten. Die erste Fassung der MCAS-Software konnte jedoch auch irrtümlich ausgelöst werden und noch dazu mehrfach hintereinander tätig werden, bis sich der Eingriff nicht mehr manuell durch die Piloten übersteuern ließ. Erschwerend kam hinzu , dass die Piloten im Flughandbuch anfangs nicht über die neue Automatik informiert worden waren und dass nicht alle serienmäßigen Cockpitanzeigen, wie eigentlich vorgesehen, Auskunft über die Meßwerte der, seinerzeit zwei, Anstellwinkelgeber gaben.
Nach einem Grounding und technischen Modifikationen hatten FAA, EASA und andere Luftfahrtbehörden nach eigenen Flugtests die modifizierte 737 MAX wieder uneingeschränkt zum Passagierverkehr freigegeben. Außerdem wurde die FAA finanziell und personell besser ausgestattet und Boeing hat die internen Abläufe und disziplinarischen Unterstellungen im Unternehmen verändert, so dass die hauseigenen Ingenieure nicht wieder unter den Druck von Programmleitungen geraten können und stattdessen wieder alleine dem Chefingenieur unterstehen. Alle MAX-Piloten werden nun in der Bedienung des neuen Systems geschult, dass nun ständig drei Meßwerte miteinander vergleicht und nur noch ein Mal pro Auslösung tätig wird.
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