A350, Dreamliner und 777 am Flughafen Leipzig

Neue Vielfalt in Leipzig
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A350, Dreamliner und 777 am ostdeutschen Cargo-Hub

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Die Pandemie hat die Luftfahrt durcheinandergewirbelt. Großraumjets transportieren nun Test-Kits und Masken statt Passagiere – auch an Orte abseits klassischer Hubs. Eine besondere Rolle im "Maskenbusiness" spielen Carrier aus dem Osten und der Flughafen Leipzig/Halle.

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Russlands Airlines waren noch nie die großen Player im Fokus europäischer Langstreckenreisender. Noch während des Kalten Krieges mussten europäische Airlines Ausgleichszahlungen an den Kreml leisten, wenn sie russische Städte in direkter Konkurrenz zu Aeroflot bedienten oder auch nur in den Luftraum des weltgrößten Landes einfliegen wollten. Diese politische Einnahmequelle finanzierte wiederum die defizitäre Aeroflot über viele Jahrzehnte mit. Während Aeroflot, Rossija und Nordwind Airlines im Bewusstsein deutschsprachiger Langstrecken-Passagiere immer noch ein Schattendasein fristen und vergleichsweise wenige Reisende über ihre russischen Hubs leiten, so waren sie schon kurz nach Beginn der Corona-Krise die ersten Fluggesellschaften, die mit umgebauten Passagiermaschinen Schutzausrüstung aus Südostasien nach Deutschland brachten. Diese Vorreiterrolle haben sie bis heute inne.

Russlands Big Player im "Maskenbusiness"

Aeroflot etwa landete Ende April 2020 das erste Mal mit Masken an Bord auf deutschem Boden. Die Maschinen vom Typ Boeing 777-300 und Airbus A330-300 starten ihre Reise zumeist in Guangzhou in China und legen einen Zwischenstopp am Hub der Airline in Moskau Scheremetjewo ein, bevor sie Kurs auf das Cargo-Hub in Leipzig oder nach Frankfurt nehmen. In Höchstzeiten konnten durchschnittlich bis zu sechs Flugverbindungen pro Woche ausgelastet werden.

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Ural Airlines stellt sich sonst verstärkt in den Dienst des russischen Inlandsverkehrs und Urlaubsreisender. Doch auch der nationale Carrier Russlands hat sich schnell an die neuen Gegebenheiten angepasst und nutzt seine A321-Flotte zum Transport von Schnelltests und anderer medizinischer Ausrüstung nach Deutschland. Das Routing startet dabei zumeist in Peking und führt über Jekaterinburg und Nowosibirsk nach Leipzig/Halle.

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Rossija Airlines ist Teil der Aeroflot Group und bedient ab Sankt Petersburg größtenteils stark nachgefragte Feriendestinationen wie Antalya oder Phuket, aber auch die europäischen Metropolen. Kurz nach Aeroflot begann Rossija ebenfalls mit dem Anbieten von Frachtflügen. Bedient werden die Routen ausschließlich mit Boeing 777-300. Hauptumschlagsplatz ist auch hier wieder der Flughafen vor den Toren Leipzigs.

© Anna Zvereva // Wikimedia Commons // CC BY 2.0 3 Bilder

Nordwind Airlines ist der größte Urlaubsflieger Russlands und die hauseigene Airline des russischen Reiseveranstalters Pegas Touristik. Die schnell wachsende Fluggesellschaft konzentriert sich auf das Charter-Geschäft zu Urlaubsdestinationen innerhalb Russlands sowie in der Türkei, Spanien, China und Thailand. Auch Nordwind Airlines setzt seine Langstreckenflotte nun für den Frachttransport nach Deutschland ein. Die Zielflughäfen zum Frachtumschlag sind dabei meist Hamburg oder Leipzig.

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Azur Air dürfte in Deutschland vor allem durch die gleichnamige und mittlerweile nicht mehr aktive Charterairline bekannt sein, die von Düsseldorf aus flog. Die russische Airline ist jedoch weiterhin im Dienst und fokussiert sich als Tochter des türkischen Reiseveranstalters Anex Tourism Group auf Urlaubsziele in Europa, Südostasien und der Karibik. Im Rahmen von Frachtchartern mit medizinischer Schutzausrüstung an Bord wird primär der Flughafen Köln/Bonn bedient.

Dschingis Khan nimmt Kurs auf Leipzig

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MIAT Mongolian Airlines hatte zwar schon vor der Pandemie Berlin-Tegel und Frankfurt als Ziele im internationalen Streckennetz vorzuweisen, trotzdem gehören die Boeing 767 der mongolischen Staatsairline nicht zum täglichen Bild an deutschen Airports. Während der Pandemie kommen die Maschinen verstärkt als "Prachter" ab Peking zum Einsatz und nehmen nach einem Zwischenstopp am Heimatflughafen in Ulaanbaatar Kurs auf Nord- oder Ostdeutschland. Erste Adresse: Leipzig/Halle.

© Leipzig/Halle Airport

Echter Exot in Hamburg und Leipzig: Boeing 767-300 "Prachter" von MIAT Mongolian Airlines.

Usbekistans Staatscarrier als Gast

Uzbekistan Airways verbindet sonst nur Frankfurt als einziges deutsches Ziel mit dem Flughafen Taschkent. In den letzten Wochen waren die Boeing 767 der usbekischen Staatsairline jedoch auch regelmäßiger Gast in Leipzig, um vom weltweiten Nachfrageboom nach Frachtkapazität zu profitieren.

© Gennady Misko // Wikimedia Commons // CC BY 2.0

Die Fluggesellschaft besitzt insgesamt sieben Maschinen vom Typ Boeing 767-300ER, wovon eine als VIP-Version für die Regierung betrieben wird.

Moderne Giganten im Dienste der Humanität

Während aus Usbekistan und der Mongolei vor allem ältere Flugzeuge zum Einsatz kommen, fliegen einige Masken und Schnelltests auch an Bord hochmoderner Flugzeuge der neuesten Generation. So verband Vietnam Airlines im Sommer letzten Jahres im Rahmen einer Charterkette Leipzig mehrmals mit ihrem Heimatflughafen in Hanoi. Dabei nutzte sie den Airbus A350. Aus Shanghai Pudong landete unter anderem Juneyao Airlines mit Boeing 787-900 in Frankfurt am Main und Leipzig/Halle. Vergangene Woche schickte TUI fly Belgium für das identische Routing die kleinere Dreamliner-Ausgabe 787-800 an das ostdeutsche Cargo-Hub. Anfang Februar setzte Air Asia X zudem ihren modernsten Jet, den Airbus A330-900, auf der Route Bangkok-Sharjah-Leipzig-Bangkok ein.

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Tourismus-Profis satteln um

Die spanische Wamos Air sowie die portugiesische Hi Fly waren bisher namhafte Größen im Charter- und Wetlease-Geschäft und operierten für große europäische Airlines wie Condor oder Veranstalter von Kreuzfahrten. Nachdem diese Sparte beinahe vollständig weggebrochen ist, stellen die einstigen "Touristenbomber" mittlerweile ihre Kapazität ebenfalls in den Dienst der medizinischer Hilfe und transportieren Test-Kits, Masken sowie Schutzausrüstung – unter anderem nach Erfurt, Leipzig oder Hamburg.

© BriYYZ // Wikimedia Commons // CC BY 2.0 5 Bilder

Leipzig/Halle mit Schlüsselfunktion

Schon vor der Pandemie kam dem Cargo-Hub Leipzig-Halle in Sachen Frachtumschlag eine besondere Rolle im deutschen Luftverkehr zu. Während dann ab März 2020 der weltweite zivile Luftverkehr weitgehend zum Erliegen kam, konnte Leipzig seine Flugbewegungen im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen konstant um fast zwölf Prozent ausbauen. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur, die für die Verteilung der Masken, Test-Kits und Impfstoffe notwendig ist, wurde der ostdeutsche Flughafen während der Pandemie zu einem der größten Umschlagsplätze in Europa.

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Fazit

Corona hat die Luftfahrt grundlegend verändert und wird auch nach dem ersehnten Wiedererstarken der Tourismusbranche noch eine Weile seine Spuren in den Kondensstreifen des globalen Luftverkehrs hinterlassen. Airports abseits der großen Hubs, wie der Flughafen Leipzig-Halle, wurden zu Zielen der modernsten Widebody-Airliner. Dass diese Entwicklung nur temporär sein kann, ist unumstritten – dass sie noch eine ganze Weile anhalten dürfte, aber ebenso. Die Frage ist nur: wie lange noch?

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