Deutscher Luftverkehr verpasst den Anschluss

Aufkommen fällt weit hinter die EU-Erholung zurück
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Deutscher Luftverkehr verpasst den Anschluss

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Deutschlands Luftverkehrsentwicklung fällt seit der Corona-Krise weit hinter das Aufkommen in der restlichen EU zurück. Manche Sektoren, etwa der innerdeutsche Verkehr abseits der Drehkreuzflughäfen, stagnieren auf sehr niedrigem Niveau. Viele Flugverbindungen seien heute außerdem nur noch mit Umsteigen über ausländische Drehkreuze herstellbar, beklagt die Branchenorganisation Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft, BDL.

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Der BDL-Vorsitzende Jens Bischof, im Hauptberuf ist er Vorstandsvorsitzender von Eurowings, stellte die Lage am deutschen Luftverkehrsmarkt bei einer BDL-Pressekonferenz am Mittwoch in Köln vor. Die Entwicklung sei "alarmierend", Deutschland habe den Anschluss an die europäische Luftverkehrsentwicklung verloren. Während das übrige Europa beim Luftverkehr 102 Prozent des Wertes vor der Pandemie erreicht habe, also reales Wachstum, liege Deutschlands Luftverkehr erst bei 83 Prozent des Aufkommens vor Corona, also real noch immer im Minus. Dies sei eine für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt bedrohliche Entwicklung.

Besonders stark eingebrochen bleibe das deutsche Aufkommen abseits der Drehkreuze, sowie im innerdeutschen und europäischen Verkehr. Außerdem sei das Streckennetz gegenüber der Zeit vor Corona weiterhin stark ausgedünnt. Viele Verbindungen ließen sich nur noch mit Umsteigen im Ausland bewältigen. Deutsche Drehkreuze hätten ihre frühere Vormachtstellung für den deutschen Luftverkehr verloren. Auch gebe es in den weltweit wichtigsten Luftverkehrs-Wachstumsmarkt Asien immer weniger direkte Langstreckenflüge ab Deutschland. Dagegen eroberten Drehkreuze in der Türkei und am Golf eine immer wichtigere Rolle, auch für deutsche Umsteiger.

Zu hohe Abgaben benachteiligen einseitig den eigenen Standort

Ursache der Entwicklung sei eine einseitige Standortbenachteiligung Deutschlands, durch sprunghaft gestiegene, staatliche Kosten. Insbesondere die deutliche Erhöhung der Luftverkehrssteuer, zuletzt um 25 Prozent im Mai, bremse die Entwicklung in Deutschland erkennbar, auch gegenüber anderen EU-Staaten. Die Fluggesellschaften machten einen Bogen um die deutschen Airports, so der BDL. Aber auch die Flugsicherungskosten seien unverhältnismäßig stark gestiegen.

Bei den Klimaschutzmaßnahmen befürworte der BDL weiterhin die Einführung von SAF und das EU-Programm "Fit for 55", allerdings müsse eine einseitige Benachteiligung von EU-Standorten vermieden werden. Auswärtige Airlines müssten das drei- bis fünfmal so teure SAF-Kerosin nur für den Zubringer aus der EU zu ihrem Drehkreuz tanken. Den anschließenden Langstreckenflug dürften diese dann aber kostengünstig mit herkömmlichen Kerosin durchführen. Dagegen würden EU-Airlines bei Nonstopflügen verpflichtet, die gesamte Strecke mit dem teuren SAF zurückzulegen, finanziell eine erhebliche Benachteiligung. Dagegen streiche der Bund seine Anlaufhilfen für SAF gerade von bisher zwei Milliarden Euro auf nur noch 100 Millionen Euro zusammen.

Forderung: Keine weiteren Erhöhungen

Für das nächste Jahr sei schon wieder eine Erhöhung der Luftverkehrssteuer geplant. Der BDL fordere hierzu ein Moratorium, also den Verzicht auf weitere Erhöhungen. Auch die Kosten der Sicherheitskontrollen dürften nicht immer weiter steigen. Bischof sagte auf Nachfrage der FLUG REVUE, angesichts der Entwicklung sei er, bezüglich wirtschaftlicher Folgen für die deutsche Flughafenlandschaft, "sehr konkret besorgt."

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