Europas letzte Passagier-727 M-STAR landet auf dem Friedhof

Aus für Boeing 727 M-STAR
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Europas letzte Passagier-727 landet auf dem Friedhof

© Patrick Zwerger 14 Bilder

Mit ihrem leuchtend weiß-blauen Antlitz war sie wohl die schönste Boeing 727, die überhaupt noch auf der Welt umherflog. Seit 2011 bereicherte sie als M-STAR den Himmel. Gebaut wurde die VIP-727 1981. Jetzt trat sie ihren – höchstwahrscheinlich – letzten Flug an.

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Das Luftfahrtregister der Isle of Man hat künftig einen Eintrag weniger. Und der Himmel ist dadurch wieder um einen Klassiker der Luftfahrt ärmer. Denn die weiß-blaue Boeing 727-200 mit dem passenden Kennzeichen M-STAR, 42 Jahre alt, hat sich am Mittwochnachmittag auf dem Flugzeugfriedhof Cotswold (Kemble) in England zur Ruhe gesetzt.

© flybyeigenheer (CC BY-SA 2.0)

Ihr letzter Flug führte die M-STAR am 31. Januar von Dubai über Tekirdag und London-Stansted nach Cotswold (Kemble). 

Rückkehr? Nicht ausgeschlossen

Dass die M-STAR Kemble je wieder in einem Stück verlässt, ist unwahrscheinlich – wenn auch nicht ganz ausgeschlossen. Vorerst soll die VIP-727 dem Vernehmen nach für zwei Jahre auf dem Airport in der Grafschaft Gloucestershire eingemottet werden. Findet sich in dieser Zeit ein neuer Nutzer, der sich für den raren Dreistrahler begeistern kann, könnte dieser ein Comeback erleben. Zumindest theoretisch. Praktisch wird es allerdings tatsächlich eher auf eine Zerlegung der M-STAR hinauslaufen – früher oder später. Schließlich ist der Flughafen Cotswold die Heimat des Verwertungsunternehmens Air Salvage International.

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Von Haus aus ein Luxus-Jet

Für die M-STAR geht damit nach gut vier Jahrzehnten wohl eine schillernde Karriere zu Ende. Begonnen hatte diese im Oktober 1981, als die Boeing 727 mit der Seriennummer 22687 an die US-Firma Wistair International ausgeliefert wurde. Schon damals war sie mit einer VIP-Kabine ausgestattet, trug allerdings beigefarbenen Lack und flog zunächst unter der Kennung N5423N, ab 1982 dann als N721MF. 1999 erhielt die Maschine ein Upgrade auf den von B.F. Goodrich angebotenen 727-Top-Status "Super 27". Dieses Umbauprogramm sah den Austausch der seitlichen JT8D-Motoren gegen modernere – und größere – JT8D-217/219 vor, die ursprünglich von der McDonnell-Douglas MD-80 stammten. Auch Winglets wanderten im Zuge dessen an die Flügelspitzen der 727.

© Patrick Zwerger
Umbau zur Super 27 Wie die Boeing 727 zum fliegenden Hot Rod wurde

Auch in Deutschland zu Gast

Im Jahr 2000 wechselte der frisch aufgerüstete VIP-Jet zu Wedge Aviation aus Houston (Texas), flog von 2008 bis 2010 als N727LL für die Wells Fargo National Bank, wurde von dort als M-ETIS an Azer Management weitergereicht und landete schließlich 2011 bei Starling Aviation mit Hauptsitz auf den Cayman Islands. Registriert blieb die 727 aber weiter in Europa – und war fortan als M-STAR unterwegs. In den letzten Jahren ihres aktiven Daseins traf man die M-STAR vor allem in Paris und Dubai an – aber auch an diversen Flughäfen in Deutschland. So residierte sie im Oktober 2017 einige Tage auf dem Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden und war auch mehrmals in Friedrichshafen zu Besuch. Dort landete sie im vergangenen Jahr sogar gleich zweimal, zuletzt Ende Juli 2023.

© Markus Altmann

Die beiden Spezial-Sprühflugzeuge G-OSRA und G-OSRB sind jetzt die letzten aktiven Boeing 727 in Europa.

Nur noch zwei 727 in Europa

Mit dem Aus für die M-STAR bleiben in Europa lediglich zwei aktive Boeing 727 übrig. Beide gehören dem britischen Unternehmen Oil Spill Response und werden von 2Excel Aviation betrieben. Einst als Frachter im Dienst für den Paketriesen FedEx, stehen sie heute als Sprühflugzeuge im Einsatz. Ihr Metier ist der Kampf gegen im Meer ausgelaufenes Erdöl, den sie mit einem eigens eingebauten 15-Tonnen-Tank in der Kabine aufnehmen. Der Tank ist gefüllt mit Chemikalien, die dabei helfen sollen, Ölteppiche auf der Meeresoberfläche einzudämmen. Dazu besitzen die beiden – ebenfalls zu Super 27 umgerüsteten – Boeing 727 eine spezielle Sprühvorrichtung.

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