Was machte die russische Iljuschin Il-96 in Berlin?

Besuch aus Moskau
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Was machte die russische Il-96 in Berlin?

© Papas Dos (CC BY-SA 2.0) 12 Bilder

Russische Flugzeuge sind seit mehr als einem Jahr aus dem europäischen Luftraum verbannt – eigentlich. Umso verblüffter dürfte mancher Anwohner des Flughafens BER am Samstag gewesen sein, als in Berlin eine Iljuschin Il-96 der russischen Regierung einschwebte.

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Vierstrahler sind am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg ein eher seltener Anblick – erst recht, wenn sie am Leitwerk auch noch die russische Flagge tragen. Denn seit Ende Februar 2022 haben Flugzeuge aus Russland in den Ländern der EU generell Flugverbot und kommen weder rein noch raus. Aber wie fast immer, gibt es auch für diese Regel eine Ausnahme. Und so kam es, dass am vergangenen Samstag, dem 22. April, tatsächlich eine vierstrahlige Iljuschin Il-96-300 der russischen Regierungsflotte am BER einschwebte – sehr zur Freude aller Berliner Planespotter. Das Flugzeug mit der Kennung RA-96014 verweilte rund drei Stunden auf dem Vorfeld, bevor es schließlich kurz nach 12 Uhr mittags wieder Richtung Moskau aufbrach.

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Iljuschin als Diplomaten-Taxi

Die Hintergründe des Fluges sind schnell erzählt. Die Bundesregierung wies Ende der vergangenen Wochen eine nicht genau bekannte Zahl russischer Diplomaten aus Deutschland aus – nach Angaben des Auswärtigen Amtes, um "die nachrichtendienstlichen Tätigkeiten" der Russen in Deutschland zu reduzieren. Das russische Außenministerium wertete dies als "feindlichen Akt" und kündigte seinerseits an, im Gegenzug 20 deutsche Diplomaten des Landes zu verweisen.

Währenddessen schickte der Kreml notgedrungen eine Il-96 seiner VIP-Flugstaffel als "Taxi" nach Berlin, um die in Deutschland nicht länger erwünschten russischen Beamten abzuholen. Für solcherlei Flüge hatte es in Europa bereits im vergangenen Jahr mehrfach Sonderregelungen gegeben, die es den russischen Piloten ermöglichten, ihre Landsleute einzusammeln und nach Hause zu fliegen. Allerdings mussten sie dabei stets den Luftraum anderer europäischer Nationen meiden, was teilweise absurde Umwege mit sich brachte.

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Flug über die Ostsee

Im Falle des Fluges von Moskau-Wnukowo nach Berlin hielt sich die Flugstrecke trotzdem in Grenzen. Zwar steuerte die RA-96014 nach dem Start von Moskaus drittgrößtem Airport über die Ostsee, anstatt Berlin wie früher direkt durch Belarus und Polen anzufliegen – trotzdem kostete der Schlenker in den internationalen Luftraum die Crew nicht übermäßig Zeit, weshalb sie die Reise in unter drei Stunden bewältigte. Der Rückflug von Berlin nach Moskau erfolgte später auf derselben Route. Die gut 19 Jahre alte Il-96-300, die ihre Karriere einst als Airliner bei der verblichenen Kras Air startete, schwebte um kurz nach 16 Uhr Ortszeit wieder in Wnukowo ein.

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