Erstflug des Airbus A330neo

Bewährter Großraumzweistrahler mit neuen Triebwerken
Erstflug des Airbus A330neo

Veröffentlicht am 19.10.2017

Die erste A330neo, Werknummer MSN1795, Registrierung F-WTTN, hob mit dem Rufzeichen AIB01TN um 9.57 Uhr von der südwestlichen Startbahn in Toulouse ab und verschwand schon kurz nach dem Abheben, noch mit ausgefahrenem Fahrwerk, mit leichten Nickbewegungen in der Wolkendecke. Nach dem Abheben in nordwestlicher Richtung nahm das Flugzeug zunächst Kurs nach Südwesten in Richtung der Pyrenäen und drehte dann nach Norden. Zunächst prüft die Besatzung die grundsätzlichen Flugeigenschaften und das sogenannte Handling, und "öffnet" schrittweise den Flugbereich. Danach folgen simulierte Landeanflüge, mit denen die spätere Landung geprobt wird. 

Mit der A330neo modernisiert Airbus sein Erfolgsmodell A330 mit vielen technischen Neuerungen der A350. Dazu gehören neueste Trent-7000-Triebwerke von Rolls-Royce, verbesserte Flügel mit CFK-Sharklets, viele A350-Systeme und die Kabineneinrichtung im neuesten A350-Stil. Gegenüber älteren Konkurrenzmodellen verspricht Airbus für die A330neo einen um 25 Prozent gesenkten Kraftstoffverbauch.

Wie die bisherige A330 wird auch die A330neo in zwei Längen angeboten: Als A330-900, die heute zum Erstflug startete, und als kürzere A330-800, die sich bereits im Bau befindet. Drei Flugzeuge, zwei A330-900 und eine A330-800, werden für Flugerprobung und Zulassung genutzt. Deren geplantes Flugprogramm dauert insgesamt 1400 Stunden. Die erste A330-900 soll Mitte 2018 an die portugiesische Fluggesesllschaft TAP ausgeliefert werden.

Beim Erstflug war die A330-900 über vier Stunden in der Luft

UPDATE: 

Eine gute halbe Stunde nach dem Abheben war die A330neo mit simulierten Landeanflügen beschäftigt. Dabei wurden Geschwindigkeiten zwischen 160 Knoten und 128 Knoten, knapp oberhalb der späteren Aufsetzgeschwindigkeit, erreicht. Die Flughöhen lagen bisher unter 10000 Fuß, so dass die Druckkabine noch nicht in Betrieb sein muss.

UPDATE 2:
Die Besatzung an Bord besteht im Cockpit heute aus den Testpiloten Thierry Bourges und Thomas Wilhelm und dem Test-Fight-Engineer Alain Pourchet sowie, an den Konsolen in der Kabine, aus den Flight-Test-Engineers Jean-Philippe Cottet, Emiliano Requena Esteban und Gert Wunderlich. Bei Airbus-Testprogrammen sind die "Test-Flight-Engineers" jeweils fest einem einzelnen Testflugzeug zugeordnet, dessen Rüststand sie ständig genau kennen. Sie fliegen im Cockpit mit. Die "Flight-Test-Engineers" in der Kabine leiten dagegen den Ablauf der einzelnen Flugtests an und überwachsen diese. Dazu haben sie Konsolen, die alle Systeme an Bord zeigen und Kamerabilder aus dem Cockpit und von Teilen des Flugzeugs.

UPDATE 3:
Die A330neo fliegt jetzt in 20000 Fuß Höhe mit 292 Knoten. Fahrwerk und Klappen sind vollständig eingefahren, die Druckkabine ist in Betrieb. Laut Airbus-Flugtestchef Patrick du Ché ist die Rückkehr kurz vor 14 Uhr geplant, vor der Landung wird noch ein niedriger Überflug durchgeführt. Beim Erstflug könnte die A330neo heute noch auf 30000 Fuß Höhe steigen. Laut du Ché ist die Besatzung mit den Flugeigenschaften sehr zufrieden.

UPDATE 4:
Start und Landung werden heute ausnahmsweise im "Direct Law" durchgeführt, dem nur von den Testpiloten genutzten, direkten Modus der elektronischen Flugsteuerung. Linienpiloten fliegen später im "Normal Law", bei dem Computer alle Steuerbewegungen der Sidesticks und Ruderpedale ständig automatisch filtern und optimieren. Dadurch werden die Ruderausschläge reduziert, der Widerstand vermindert und man spart Kraftstoff. Außerdem fliegt sich das Flugzeug mit der elektronischen Aufbereitung für die Piloten komfortabler und sehr ähnlich wie alle anderen Airbus-Muster, so dass eine Umschulung zwischen Airbus-Mustern kürzer dauert.

UPDATE 5:
Gegen 13.15 Uhr befand sich die A330neo auf dem Rückweg von der Atlantikküste bei Nantes und war mit hohem Tempo in knapp 30000 Fuß Höhe unterwegs. In einer guten halben Stunde wird der neue Zweistrahler wieder über Toulouse erwartet.

UPDATE 6:
Begleitet von einem Falcon-20-Fotoflugzeug befindet sich die A330neo nun in der Nähe des Pyrenäen-Hauptkamms, um für Fotos zu posieren. Dabei achtet das Begleitflugzeug auch auf etwaige Hydrauliklecks oder offene Luken am Prototyp. Danach kann die A330neo zur Landung einschweben, wobei zunächst ein niedriger Überflug in etwa 100 Metern Höhe geplant ist.

UPDATE 7:
Mit einem niedrigen Überflug und einer sanften Landung in Toulouse endete um 14.10 Uhr der Jungfernflug des ersten Airbus A330neo. Die Testbesatzung hisste an den geöffneten, seitlichen Cockpitfenstern Airbus-Fahnen und rollte damit direkt vor das Auslieferungszentrum, wo vor Journalisten ein Empfang durch die A330neo-Programmleiterin Odile Jubécourt und Airbus-Programmchef Didier Evrard stattfand. Airbus-Verkehrsflugzeug-Vorstandschef Fabrice Brégier kündigte an, die maximale Startmasse der A330neo noch um etwa vier Prozent auf 251 Tonnen erhöhen zu wollen. Damit würde der überarbeitete Zweistrahler Langstrecken, wie jene von Kuala Lumpur nach London, nonstop schaffen.