Nach Zwangspause: Austrian Airlines macht sich startklar

Klein aber fein
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Austrian Airlines macht sich wieder startklar

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Mitarbeiter, Systempartner, Österreich und Eigentümer Lufthansa haben zusammen über eine Milliarde Euro locker gemacht, um Austrian Airlines endlich wieder in die Luft zu hieven. Kleiner als zuvor, aber mit klarem Auftrag: Das Drehkreuz Wien muss erhalten bleiben.

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Anders als bei der Konzernmutter Lufthansa wird sich der österreichische Staat nicht an der AUA beteiligen, sichert sich aber über einen Aufsichtsrat ein Mitspracherecht. Gleich zwei Vertreter wird der Staat in die Eigentümer-Holding entsenden. Das staatliche Rettungspaket ist über Pfandrechte abgesichert. Schafft die AUA den Neustart nicht, geht sie in das Eigentum der Republik über.

Rettungsplan mit mehreren Geldquellen

Auf zwei getrennten Presseterminen stellten Regierung und der Lufthansa-Konzern am Montag die Eckpunkte des Rettungsplans vor. Zu einer Kapitalhilfe von 300 Millionen Euro, die jeweils zur Hälfte von der Lufthansa und dem österreichischen Staat gestellt wird, und einem zu 90 Prozent abgesicherten Bankenkredit über weitere 300 Millionen Euro kommt auch noch ein Beitrag der Belegschaft in Form eines zeitlich begrenzten Gehaltsverzicht im Wert von ebensfalls 300 Millionen Euro. Im Gegenzug verpflichtet sich Austrian auf Kündigungen zu verzichten, trotz eines unvermeidbaren Rückbaus ihres Netzwerks. Weitere Mittel werden auch von Systempartnern wie dem Flughafen Wien, der Austro Control und zahlreichen Zulieferern aufgebracht. Den nicht rückzahlbaren Staatszuschuss verbucht die Lufthansa-Tochter als Schadensabdeckung aufgrund der durch staatliche Reiseeinschränkungen bedingten Einstellung des Luftverkehrs.

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Schwerpunkt Ökologisierung

Die staatliche Unterstützung ist an zahlreiche Auflagen gebunden. Neben einer Standortgarantie für zehn Jahre (bis 2030) inklusive des Erhalts der Marke "Austrian Airlines" und der Aufrechterhaltung der Langstrecken verpflichtet sich Austrian Airlines für eine Ökologisierung des Flugbetriebs. Dazu zählt neben einer Modernisierung der Flotte auch die Senkung der CO2-Emmissionen um jährlich 1,5 Prozent. Bis 2030 soll der Ausstoß von CO2 pro 100 Passagierkilometer von derzeit 9,55 Kilogramm auf 8,5 reduziert werden. Eine weitere Auflage der Regierung ist der Rückbau des Kurzstreckenverkehrs. Flüge auf Strecken unter drei Stunden Fahrzeit sollen künftig auf die Bahn verlegt werden. Ultrakurzstrecken will der Staat künftig mit einer erhöhten Ticketabgabe von 30 Euro pro Strecke besteuern.

Mindestpreis für Flugtickets

Erstmalig in Europa will Österreich auch einen Minimalflugpreis durchsetzen. Laut Umweltministerin Leonore Gewessler dürfen künftig in Österreich keine Tickets mehr unter dem Gebührenwert von 40 Euro verkauft werden. Die Zeit der Ultrabilligflüge sei damit vorbei, betont Gewessler in Richtung Billigairlines. Zu wenig, urgiert die Gewerkschaft vida am Dienstag, sie will eine Untergrenze auf Höhe der Selbstkosten.

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Die verbliebenen 14 Dash 8-Turboprops werden die Flotte noch schneller verlassen als ursprünglich geplant.

Schnelleres Ende für die Dash 8

Bereits im Vorfeld kündigte Austrian Airlines eine deutliche Verkleinerung ihrer Flotte an. So sollen beschleunigt alle 14 Turboprops vom Typ Q400 ausgeflottet werden sowie sieben Airbus A319 und drei der ältesten Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing 767-300ER. Keine Priorität sieht Austrian-CEO Alexis von Hoensbroech derzeit für die Erneuerung der Langstreckenflotte, dazu würden die aktuellen Kapitalzuschüsse auch nicht reichen, fügte Lufthansa-Chef Carsten Spohr hinzu, betont aber die Verfügbarkeit aus offenen Bestellungen bei den Herstellern. Lufthansa plane jährliche Investitionen in Höhe von 3 Milliardfen Euro, die je nach Rentabilität an die Airlines der Lufthansagruppe verteilt werden. Mit einem gestrafften Netz will Austrian bis 2023 wieder zu einen Wachstumskurs zurück kehren und dann auch Flotte und Belegschaft aufstocken.

Endlich wieder abheben!

"Wir wollen wieder fliegen", dem Credo der Mitarbeiter folgt Austrian Airlines ab 15. Juni, zunächst im Nachbarschaftsverkehr sowie zu den wichtigsten Euroropazielen. Zwar ziehe die Nachfrage bereits wieder an, das Angebot bleibe aber vorerst auf fünf Prozent der ursprünglich für Sommer 2020 geplanten Kapazität beschränkt. Bis 1 .Juli will Austrian ihr Zubringernetz jedoch soweit hochfahren, dass sie auch wieder auf Langstrecke gehen kann. Geplant sind Anfang Juli erstmal wieder Flüge nach New York, Washington und Chicago in den USA, sowie Bangkok in Südostasien.

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