Angesichts der Corona Flaute will Lufthansa ihre Flotte bereinigen. Flugzeuge mit einem Alter über 25 Jahren und große Vierstrahler kommen als erste auf den Prüfstand.
Bei der Vorlage der Jahresbilanz 2020 am Donnerstag sagte Lufthansa-Konzernchef Spohr, er halte eine Rückkehr der A380 in den Liniendienst bei Lufthansa für unwahrscheinlich. Alle LH-Flugzeuge dieses Musters seien im "deep storage", also Langzeit-eingelagert. Auch für die A340-600 sehe er keine Chance zur Rückkehr. Nur die Boeing 747-8 bleibe aktiv. Auch alle Flugzeuge mit einem Alter über 25 Jahren stünden vor der Aussonderung. Deswegen werde Lufthansa Cargo nach drei MD-11F bis zum Sommer fünf weitere Dreistrahler ausmustern.
Erholung ab Mitte des Jahres?
In der Pandemie habe Lufthansa zwei Drittel ihres Umsatzes, drei Viertel ihrer Passagiere und ein Fünftel ihrer Mitarbeiter verloren. Nun bereite sich das Unternehmen auf eine Rückkehr des Marktes vor, an dem man gestärkt teilhaben wolle. Künftig werde der Privatreiseverkehr noch wichtiger als der Geschäftsreiseverkehr sein und Langstrecken bräuchten länger zur Erholung als Kurz- und Mittelstrecke. Schon Mitte dieses Jahres könnte Lufthansa ihr Angebot wieder auf die Hälfte von 2019 hochfahren, womit ein positiver Cashflow möglich würde.
Vor der Krise habe Lufthansa 760 eigene Flugzeuge betrieben und 40 weitere "wet" geleast. Nun seien 115 Flugzeuge ausgemustert worden, während 2021 nur zwölf neue zum Bestand kämen. 2020 seien 350 Flugzeuge abgestellt gewesen. 2021 solle diese Zahl auf 250 sinken und 2022 auf 150. 2024 wolle man fast wieder das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 erreichen und 100.000 Mitarbeiter beschäftigen. Um diese bis dahin halten zu können, seien bis dahin Teilzeitmodelle nötig, auch mit den Piloten.
Ab Juni wolle Lufthansa mit Eurowings Discover und drei Flugzeugen den Langstreckenbetrieb zu Ferienzielen aufnehmen. Diese Langstreckenflotte solle im Winter auf sieben Flugzeuge wachsen. Die Mittelstreckenflotte von Eurowings werde von jetzt 15 aktiven Flugzeugen bis zum Sommer wieder auf 45 Flugzeuge wachsen.
Die ersten Boeing 787 sollen 2022 zum LH-Konzern kommen. Lufthansa selbst wird den Dreamliner ebenfalls fliegen, sagt Carsten Spohr.
Dreamliner für Lufthansa
Lufthansa Cityline erhalte als CRJ-Ersatz gebrauchte A319 aus dem Bestand von Lufthansa oder Austrian Airlines. Letztere trenne sich von ihren A319. Lufthansa selbst werde auch Boeing 787 betreiben. Ab Ende 2022 werde bei LH eine neue Business Class eingeführt. In der Gewichtung werde die Premium Economy Class wachsen, und die First Class und Business Class verkleinert. Dennoch wolle LH "premium" bleiben und die First Class, das First Class Terminal in Frankfurt und den HON-Circle-Vielfliegerstatus behalten.
Um den künftigen Kapitalbedarf zu decken, stehe eine Kapitalerhöhung oder der Verkauf von Anteilen zur Diskussion. Lufthansa wolle Teile von Lufthansa Technik verkaufen, ohne die Kundenbeziehungen zu stören und ohne Know-how zu verlieren. Die Lufthansa-Gruppe hatte das Jahr 2020 mit einem operativen Verlust in Höhe von 5,5 Milliarden Euro abgeschlossen.
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