Da wäre selbst die Bahn schneller gewesen: Mehr als sechs Stunden saßen die Passagiere von LH434 am Mittwoch in der Lufthansa-A350, die sie nachmittags in München bestiegen hatten. Erst spätabends kamen sie in Frankfurt an. Dabei wollten sie eigentlich ganz woanders hin.
Täglich fliegt die Lufthansa unter der Flugnummer LH434 von München nonstop nach Chicago. Zum Einsatz kommt dabei das modernste Flugzeug in der Flotte des Kranichs: der Airbus A350-900. Auch am 15. September hob wieder eine A350 mit besagter Flugnummer in München ab. Doch statt gute neun Stunden später auf der anderen Seite des Atlantiks anzukommen, fanden sich Flugzeug, Crew und Passagiere plötzlich am späten Abend im gar nicht so weit entfernten Frankfurt wieder – und das, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon weit über sechs Stunden in der Luft gewesen waren. Was war da passiert?
Die Lufthansa betreibt aktuell 17 A350. Die D-AIXK, Taufname "Karlsruhe", fliegt seit Juni 2018 für den Kranich.
Reifenplatzer beim Start
Wer Flug LH434 zufällig über eine Tracking-App wie Flightradar24 verfolgte, konnte sehen, dass die A350 mit der Kennung D-AIXK um 15:45 Ihr Ortszeit von der Startbahn 26L des Münchner Flughafens abhob und Kurs Richtung Nordwesten nahm. Soweit, so nornal. Als der Zweistrahler jedoch gerade Glasgow in Schottland passiert und nur noch den Atlantik vor sich hatte, leitete die Besatzung eine 180-Grad-Kurve ein und kehrte um. Über Funk hatten die Piloten wohl die Meldung bekommen, dass beim Start in München wahrscheinlich ein Reifen geplatzt sei, wie das Flugunfall-Portal Aviation Herald berichtet. Offenbar waren in München entsprechende Reifenteile auf der Runway gefunden worden. Ein Beobachter am Boden sprach gegenüber dem Aviation Herald auch von einem "Knall" beim Start der A350. Aus Sicherheitsgründen habe die Crew sich dann entschlossen, den Flug nicht fortzusetzen, sondern zurückzukehren.
Die Route von Flug LH434, der eigentlich hätte in Chicago landen sollen. (Screenshot Flightradar24)
Low pass in Köln
Auf dem Heimweg gastierte die D-AIXK zunächst für einen tiefen Überflug am Flughafen Köln, damit die Lotsen dort den Schaden am Fahrwerk vom Boden aus inspizieren konnten. Danach stieg die Maschine wieder auf 19.000 Fuß, flog weiter nach Süddeutschland und kurvte dann längere Zeit zwischen München und Nürnberg, um Treibstoff zu verbrennen. Zwar bietet Airbus die A350 ab Werk mit einem optional erhältlichen Treibstoff-Ablasssystem an, die Maschinen der Lufthansa besitzen ein solches System laut dem Aviation Herald jedoch nicht. Dass die D-AIXK letztlich nicht in Frankfurt, sondern in München landete, hatte derweil einen ganz pragmatischen Grund: Da am Münchner Airport derzeit die Nordbahn saniert wird und daher nur eine Runway geöffnet ist, hätte LH434 laut Aviation Herald erst nach 23 Uhr dort landen dürfen, um den reibungslosen Ablauf des regulären Flugverkehrs nicht zu gefähren. Deshalb habe sich die Crew für die Landung in Frankfurt entschieden.
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