Die erste An-2 hob am 31. August 1947 zum Erstflug ab, etwa 18000 Exemplare des legendären Doppeldeckers folgten ihr nach. Noch heute setzen viele Nationen auf die Dienste der An-2 – so auch Kuba. Eine Firma aus Havanna baut "neue" Maschinen aus Russland zusammen.
Landwirtschaft, Post, Tourismus: Für Kuba sind die Dienste des größten einmotorigen Doppeldeckers der Welt unverzichtbar. Daran hat sich seit den 60er-Jahren nichts geändert, als die Kubaner die ersten Antonow An-2 aus der Sowjetunion erhielten. Als Sprühflugzeuge bei der Feldarbeit, für Verbindungsflüge in entlegene Regionen, aber auch zum Abwurf von Fallschirmspringern über Urlauber-Hotspots wie Varadero sind die robusten Sternmotor-Veteranen noch immer gefragte Arbeitstiere. Der Zahn der Zeit nagt aber auch an ihren Zellen – und selbst die Kubaner, Weltmeister im Improvisieren, können das nicht ändern.
Die Empresa Nacional de Servicios Aereos (ENSA) kümmert sich auf Kuba um Aufbau, Wartung und Reparatur der An-2.
Per Containertransport von Russland nach Kuba
Um den welkenden An-2-Bestand aufzufrischen, kaufte die kubanische Regierung deshalb bereits im Jahr 2017 eine unbekannte Anzahl an Flugzeugen aus russischen Beständen. Die Doppeldecker kamen, zerlegt und in Containern verpackt, auf dem Schiffsweg auf der Karibik-Insel an. Im Hafen von Mariel nahe Havanna wurden sie von der staatlichen ENSA (Empresa Nacional de Servicios Aereos) in Empfang genommen, anschließend zusammengebaut, eingeflogen und an ihren Bestimmungsort verbracht. Drei "neue" An-2 pro Monat sollen so laut kubanischen Medienberichten entstanden sein. Die ENSA ist offenbar der einzige Betrieb auf Kuba, der für den Zusammenbau und die Wartung der Maschinen zertifiziert ist. Insgesamt soll es auf der ganzen Insel nach unbestätigten Angaben etwa 60 flugfähige An-2 geben.
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Alternativlose Oldies
Irgendwann kam der Aufbau der "neuen" An-2, wahrscheinlich Flugzeuge jüngerer Baujahre, deren Zellen in Russland runderneuert wurden, bei der ENSA allerdings ins Stocken. Erst vor Kurzem, so vermelden kubanische Webseiten, hat man die Arbeiten an dem Projekt wieder aufgenommen. "Mitten in der Konfrontation mit Covid-19 baut Kuba unter strengen hygienischen und epidemiologischen Vorgaben russische An-2-Flugzeuge für Dienstleistungen in der Landwirtschaft, im Tourismus und anderen Wirtschaftsbereichen zusammen", schrieb der kubanische Journalist Bernardo Espinosa, der die ENSA für eine Reportage besuchte, auf Facebook. Wegen ihrer beinahe unverwüstlichen Bauweise, einfacher Technik sowie der Fähigkeit, nahezu überall zu landen und zu starten, dürften die An-2 im – eher spärlichen – Flugzeugpark Kubas künftig weiterhin eine Schlüsselrolle einnehmen. Eine wirkliche Alternative für die Doppeldecker ist auch auf der Karibik-Insel nicht in Sichtweite – weshalb das charismatische Blubbern des Schwezow ASch-62-Neunzylinders der An-2 über Kuba wohl nicht so schnell verstummen wird.
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