Mit der Global 7000 will Bombardier an der Spitze der Business Jets mitspielen und die Gulfstream G650 herausfordern. Die Entwicklung des im Oktober 2010 angekündigten Vorzeigemodells war jedoch weit schwieriger als zunächst gedacht.
Der erste Prototyp der Global 7000 startete am 4. November 2016 mit der nüchternen Bezeichnung „First Flight Test Vehicle“ zum Jungfernflug. Ed Grabman und Copilot Jeff Karnes saßen an diesem Tag am Steuer des Bombardier-Jets. Auch Testingenieur Jason Nickel befand sich an Bord und stand den Piloten bei technischen Fragen zur Seite. Der Flug dauerte zwei Stunden und 27 Minuten. Während dieser Zeit prüfte die Crew die allgemeine Funktionsfähigkeit der Systeme, die Bedienbarkeit und die Flugeigenschaften. Der Zweistrahler kletterte stufenweise auf über 6000 Meter und erreichte dabei eine Geschwindigkeit von 444 km/h.
Der Erstflug erfolgte mit zweijähriger Verzögerung des gesamten Global-7000-Programmes, was verschiedene Gründe hatte. Zum einen wirkte sich die Finanzkrise der letzten Jahre auch auf das Segment der Business Aviation aus. Zudem musste Bombardier zunächst sein parallel laufendes Regionalflugzeugprogramm der CSeries abschließen, bevor das Unternehmen die Kapazitäten für das 7000er-Projekt freimachen konnte. Doch der Hauptgrund für die Verzögerung war, dass sich die Kanadier 2015 dazu entschlossen, die Flügel des ursprünglichen Global-7000-Designs zu überarbeiten. Dadurch sollten vor allem die Reichweite und die Startfähigkeit von kurzen Pisten aus profitieren.
Bis Mitte Februar akkumulierte das Testprogramm etwa 100 Stunden. Dazu zählte auch die Reise vom Hauptwerk in Toronto zu Bombardiers Testzentrum in Wichita, Kansas, wo die Flugversuche fortgesetzt werden. Diese sollten in den nächsten Monaten große Fortschritte erzielen, da in Kürze weitere Testflugzeuge in Dienst gestellt werden sollen. Bombardier plant den Bau von fünf Prototypen. Der zweite ist inzwischen fertiggestellt und wurde bei Redaktionsschluss in Toronto auf den Erstflug vorbereitet. Der Fokus wird hier, wie schon beim „First Flight Test Vehicle“, auf der Durchführung von Triebwerkstests liegen. Bei Flugzeug Nummer drei sind die elektronischen Bordsysteme und die Avionik an der Reihe. Mit Fertigstellung der vierten und fünften Prototypen, die vollständig ausgerüstet sind und sogar ein serienreifes Interieur erhalten werden, erreicht das Flugtestprogramm schließlich seinen Höhepunkt.
Zu den ersten Kunden, deren Namen von Bombardier bekannt gegeben worden sind, zählt das amerikanische Unternehmen NetJets, das Inhaberanteile von Geschäftsreiseflugzeugen verkauft und Maschinen vermietet. Der Schweizer VIP-Charter Comlux bestellte zwei Flugzeuge, um damit sein Angebot auszubauen. Die Comlux-Flotte setzt sich derzeit aus mehreren Bombardier Challengern, Global 5000, Global Express XRS sowie Airbus-Jets zusammen. „Die Global 7000 füllt mit ihrer größeren Kabine die Lücke zwischen unseren kleinen Langstreckenflugzeugen und den großen VIP-Airbussen“, erklärt Comlux-CEO Richard Gaona.
Hohe Reichweite und viel platz in der Kabine
Das Interesse an der Global 7000 kommt nicht von ungefähr: Neben allen Annehmlichkeiten, die die rund 17 Meter lange Kabine mit sich bringt – sogar ein separater Ruhebereich für das Bordpersonal ist vorgesehen –, beeindruckt auch die Reichweite des Jets: 13 700 Kilometer (7400 NM) soll er bei Mach 0.85 und acht Passagieren an Bord fliegen können. Damit überträfe die Global 7000 sogar die Reichweite der Gulfstream G650 (12 960 km). Direktflüge von New York nach Dubai oder von London nach Singapur wären somit möglich. Die Maximalgeschwindigkeit des Bombardier-Flaggschiffs liegt bei ebenfalls beachtlichen Mach 0.925.
Für den Antrieb sorgen zwei von Grund auf neu entwickelte Passport-Triebwerke von GE Aviation. Die Zertifizierung erfolgte am 23. Mai 2016 durch die US-Luftfahrtbehörde FAA. Die Entwicklung fand in Kooperation mit Techspace Aero, einem belgischen Ableger des Triebwerksspezialisten Safran, und mit dem japanischen Zulieferer IHI statt. Ein einteiliger Titan-Fan mit 132 Zentimeter Durchmesser zählt zu den Besonderheiten des GE Passport. Im Vergleich zu konventionellen Konstruktionen spart dieser Aufbau Gewicht, ohne dabei an Stabilität zu verlieren. Um die Aerodynamik zu optimieren, besitzen der Bläser und Teile des Turbineninneren eine spezielle Oberflächenbeschichtung, die den Luftwiderstand senkt. Das GE Passport soll dadurch nicht nur einen um acht Prozent sparsameren Kraftstoffverbrauch haben, sondern auch weniger Schadstoffe verursachen als das BR725 von Rolls-Royce, das auch die Gulfstream G650 antreibt.
Im Cockpit kommt das Vision Flight Deck mit Fly-by-Wire und Side-Stick zum Einsatz;sein Debüt hatte es in Bombardiers CSeries. Es bietet unter anderem ein Enhanced Vision System, das bei schlechten Sichtverhältnissen etwa beim Landeanflug hilft. Das System nutzt eine Infarotkamera des Typs CMA-2700 SureSight von Esterline.Sie soll eine fünfmal bessere Auflösung als das Vorgängermodell besitzen. Dasselbe System wird voraussichtlich auch in die Global 8000 implementiert, wobei die Weiterführung des 8000er-Programms zurzeit ungewiss scheint.
Die Auslieferungen der ersten Global 7000 sind für die zweite Jahreshälfte 2018 vorgesehen. Der Jet soll laut Aussage von David Coleal, CEO von Bombardier Business Aircraft, ab Indienststellung bis Ende 2020 drei Milliarden US-Dollar Umsatz einspielen.
Technische Daten: Global 7000
Daten Bombardier Global 7000
Hersteller: Bombardier
Sitzplätze: maximal 17
Verwendung: Geschäftsreiseflugzeug
Antrieb
Hersteller: General Electric
Typ: Passport
Anzahl: 2
Schub: 73 kN (16 500 lbs)
Avionik
Hersteller: Bombardier
Typ: Vision
Abmessungen
Länge: 33,9 m
Höhe: 8,2 m
Spannweite: 31,7 m
Innenlänge: 16,64 m
Innenhöhe: 1,91 m
Innenbreite: 2,11 m
Massen und Mengen
Leermasse: 25 764 kg
maximale Startmasse: 48 194 kg
maximale Landemasse: 38 918 kg
Tankinhalt: 21 523 kg
Flugleistungen
Startstrecke: 1814 m
Landestrecke: 856 m
Reisegeschwindigkeit: Mach 0.85
Höchstgeschwindigkeit: Mach 0.925
Dienstgipfelhöhe: 51 000 ft (15 545 m)
Reichweite: 7400 NM (13 705 km)
FLUG REVUE Ausgabe 04/2017
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