Atran fliegt jetzt An-12 statt 737: Neustart mit Fracht-Oldtimer

Neustart mit Uralt-Frachter
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Russische Atran hebt wieder ab - mit An-12 statt 737

© Aleksandr Markin (CC BY-SA 2.0) 11 Bilder

Im März 2022 musste die Volga-Dnepr-Tochter Atran all ihre im Westen geleasten 737-Frachter abstellen. Krieg und Sanktionen brachen ihr das Genick. Jetzt wagt Atran den Neustart – mit verändertem Geschäftsmodell und einer 53 Jahre alten Antonow An-12.

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Die Antonow für den Atran-Neustart hat schon einiges gesehen. Gebaut im Jahr 1970, trat die An-12, die heute als RA-11373 registriert ist, noch im selben Jahr ihren Dienst als Transporter bei der sowjetischen Luftwaffe an. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR fand sich die "rote 12", so ihre damalige Kennung, im Arsenal der neuen russischen Luftstreitkräfte wieder. Dort blieb se bis ins Jahr 2000, kam zunächst ins Depot, gelangte 2001 in die aktive Flotte des Flugzeugwerks Komsomolsk am Amur (KnAAZ), flog später Fracht für die Fernost-Airline Russkaja Arktika und stand zuletzt in Diensten von Kosmos Airlines, einer Tochter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos.

© Atran

52 Jahre alter Hoffnungsträger: Die An-12 mit der Kennung RA-11371 und frisch angebrachtem Atran-Schriftzug.

Zurück in die Zukunft

Am 12. September 2023 startete die RA-11373 nun in ein weiteres, neues Kapitel ihrer mehr als fünf Jahrzehnte langen Laufbahn. Mit zwölf Tonnen Fracht im Gepäck begab sich die Oldschool-Antonow vom Moskauer Vorstadtflughafen Schukowski in die sibirische Stadt Norilsk. Der Flug markierte zugleich den offiziellen Startschuss für das Comeback der Volga-Dnepr-Tochter Aviatrans Cargo, kurz Atran, als Anbieter von Luftfrachtdienstleistungen. Rund ein halbes Jahr hatte sich die Airline laut Aussage ihres kaufmännischen Direktors Alexander Ponomarew darauf vorbereitet – angefangen von der Suche nach einem geeigneten Flugzeug über Instandsetzungsarbeiten an selbigem bis hin zu Fragen bürokratischer Natur. Auch eine passende Besatzung für die An-12 musste man sich laut Ponomarew erst zusammensuchen. Die Zeiten, in denen Atran letztmals aktive An-12 in der Flotte führte, liegen schließlich schon rund 15 Jahre zurück.

© Alex Pereslavtsev GFDL 1.2

Atran betrieb bis in die 2000er-Jahre hinein mehrere An-12, stellte dann aber komplett auf 737-Umbaufrachter um. 

Sanktionen würgten Atran ab

Dass die alte Antonow bei Atran jemals wieder eine Rolle spielen würde, daran glaubte damals sicher niemand. In den vergangenen Jahren trat Atran als reine Boeing-Airline auf und bot mit bis zu neun 737-Frachtern Charterdienste an – innerhalb Russlands, doch verstärkt auch ins europäische Ausland. Nach Russlands Einmarsch in der Ukraine und den darauf folgenden westlichen Sanktionen war dieses Geschäftsmodell mit einem Schlag Geschichte. Die bei AerCap aus den Niederlanden geleasten 737 standen sich fortan an mehreren Moskauer Flughäfen das Fahrwerk in den Bauch. Im Sommer 2022 entließ die Volga-Dnepr-Gruppe außerdem den Großteil der Atran-Belegschaft – um ein gutes Jahr später mit einer neu formierten Rumpftruppe wieder an den Start zu gehen.

© Volga Dnepr Group // Atran Airlines

Zum Zeitpunkt der russischen Invasion in der Ukraine bestand die Atran-Flotte aus insgesamt neun bei AerCap geleasten 737-400 und 737-800.

Neues Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell, das Atran mit ihrer "neuen" An-12 im Auge hat, ist allerdings – wenig überraschend – ein völlig anderes, wie Airline-Chef Dimitri Sorokin gegenüber russischen Medien erläuterte: "Wir planen, die nördlichen abgelegenen Regionen mit lebenswichtigen Gütern und Produkten zu versorgen und ein Streckennetz aufzubauen, das von der saisonalen Nachfrage abhängt", so Sorokin. Die An-12 als robuster, unverwüstlicher "Fracht-Dinosaurier" dürfte sich bei diesem Unterfangen als durchaus gute Wahl bewähren. Atran stehe überdies in aktivem Kontakt mit Behörden und Einzelhandelsvertretern vor Ort, damit der "Aufbau der Luftlogistik" in den schwer zugänglichen Gebieten weiter voranschreite. "Wir sehen bereits einen positiven Trend in der Entwicklung der Kleinluftfahrt und der Sanierung kleiner Flughäfen", sagte Sorokin.

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