Das Norwegian Air-Management stampft die Langstrecke ein. Damit wird die Vision des Airline-Mitgründers Björn Kjos Geschichte, die eine Revolution des Langstreckengeschäfts mit Billigflügen zu vorsah. Laut Rettungsplan soll sich Norwegian nun auf Europa konzentrieren.
"Unsere Kurzstrecken waren immer Norwegians Rückgrat und werden nun die Grundlage für den Aufbau eines widerstandsfähigen Geschäftsmodells bieten", kommentierte CEO Jacob Schram die Pläne. Mit bis zu 50 Schmalrumpfflugzeugen will das Management im Lauf dieses Jahres die europäischen Ziele der Airline bedienen. Derzeit sind nur sechs Maschinen auf Inlandsrouten in Norwegen unterwegs.
Norwegian konzentriert sich fortan voll auf Europastrecken. Die Langstrecke wird geopfert.
Schon vor der Krise hoch verschuldet
Norwegian Air steht in Norwegen und Irland unter Gläubigerschutz – und das Management unter dringendem Zugzwang, einen tragfähigen Rettungsplan zu präsentieren. Die Airline war bereits hoch verschuldet, als die Coronakrise im vergangenen Jahr ihre volle Wucht entfaltete. Auch ohne die Pandemie wäre es unter diesen Vorzeichen schwierig geworden, die Langstrecke mit Billigpreisen zu einem lukrativen Geschäft zu machen. Selbst Kjos hatte wohl eingesehen, dass ein Gewinn vor der Haustür wahrscheinlicher ist: noch unter seiner Ägide zog die Airline sich wieder aus Argentinien zurück, wo sie zuvor mit dem Erwerb von Dutzenden Routenlizenzen das Staunen der Branche auf sich gezogen hatte.
Die Flotte von Norwegian beherbergt (noch) 35 Boeing 787. Keine davon ist aktuell aktiv.
"Solider Businessplan"
Indem das Management diese Erkenntnis nun konsequent umsetzt hofft es, das Vertrauen der Investoren und auch der norwegischen Regierung zurückzugewinnen. "Ich freue mich, heute einen soliden Businessplan präsentieren zu können, der einen Neustart ermöglicht", sagte Schram. "Mit der Konzentration auf die Kurzstrecke wollen wir bestehende und neue Investoren gewinnen, unsere Kunden zufriedenstellen und die Infrastruktur und Reisebranche in Norwegen, den nordischen Ländern und Europa unterstützen." Die Verhandlungen mit Leasinggebern laufen bereits auf Hochtouren: Die Airline hatte auf dem Höhepunkt ihres Expansionskurses 140 Flugzeuge im Dienst. Für 2022 plant sie 70 ein. Eine Boeing 787 ist dabei offensichtlich nicht mehr vorgesehen.
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