Im brandenburgischen Cottbus hat am Dienstag ein neuartiges Simulatorzentrum für Schulkinder den Betrieb aufgenommen. Die "Newton Flight Academy" basiert auf dem pädagogischen Konzept einer norwegischen Stiftung, die Schulkinder in jungen Jahren mithilfe von anschaulichen und kindgerechten Übungen im Flugsimulator motivieren will, sich für die künftig besonders wichtigen MINT-Fächer zu begeistern, also für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik.
Die Newton Flight Academy im Cottbusser "Stadtforum K", einem früheren Kaufhaus in der Innenstadt, wurde am Montag feierlich durch Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, Oberbürgermeister Tobias Schick und die US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann, eingeweiht, denn die deutsche Abteilung des US-Branchenriesen Boeing unterstützt die neue Bildungsstätte finanziell.
Binnen sechs Monaten flugbereit
Ministerpräsident Woidke berichtete in seiner Rede, die Idee der Ansiedlung sei erst Ende 2022 bei einem Besuch in Washington D.C. entstanden. Der eigentliche Aufbau in Cottbus sei in nur sechs Monaten bewerkstelligt worden. Die Akademie besteht aus drei professionellen Flight Training Devices des Unternehmens "virtual-fly.com", die ein- oder zweimotorige Flugzeuge wie Cessna 172 oder Diamond DA62 darstellen und Flugaufgaben mittels der professionellen Missionsplanungssoftware "prepar3d" simulieren. Die jeweils zweisitzigen Simulatorkabinen sind mit kompletten Glascockpits, allen Bedienelementen und Schaltern, einem halbkreisförmigen Monitorsystem und Bewegungssystem ausgestattet. Die gleichen Anlagen, sie kosten jeweils einen hohen fünfstelligen Euro-Betrag in der Anschaffung, sind in den USA auch durch die FAA für die Instrumentenflug- und CPL-Ausbildung zugelassen, und halten auch harten Dauerbetrieb aus.
Flugaufgaben über Norwegen
In Cottbus werden die Simulatoren von Schülern benutzt, die stets von einem "Fluglehrer" begleitet werden. Die Schüler sollen, so das aus Norwegen stammende Konzept der Newton Flight Academy, bei der Flugvorbereitung und Durchführung, quasi nebenbei, den Nutzen guter Mathematik- und Naturwissenschaftskenntisse lernen. Dadurch will die Newton Flight Academy, die bereits Filialen in 14 Orten betreibt, das Interesse junger Menschen an MINT-Fächern fördern. Die Kinder sollen sich aus eigenem Antrieb für die anfangs oft trocken wirkenden Stoffe interessieren, indem sie anschaulich deren Anwendungsfelder kennenlernen. Die dafür pädagogisch konzipierten Flugstunden bestehen typischerweise aus fünfstündigen Blöcken, im Wesentlichen der ausführlichen Flugvorbereitung, wobei Kurse und Entfernungen auf der Karte ermittelt, vorberechnet und Einheiten umgerechnet werden müssen, etwa Kilometer in Seemeilen. Die für Kinder spannenden Flugaufgaben sind zum Beispiel "Rettungsflüge" zu einer verunglückten Segelyacht oder einer brennenden Berghütte. Dabei nutzt die aus Norwegen stammende Newton Flight Academy die malerische Umgebung des Flughafens Bodø in Norwegen.
Boeing fördert MINT-Ausbildung
Boeing fördert die erste Ansiedlung einer Newton Flight Academy durch die Beschaffung der drei Flugsimulatoren und deren Personalfinanzierung in der Anlaufphase, sagte Michael Haidinger, President, Boeing Deutschland, Benelux, Zentral- & Osteuropa gegenüber der FLUG REVUE in Cottbus. Für 2025 hat auch Rolls-Royce bereits seine Unterstützung signalisiert. Den Betrieb des Zentrums, der auch mit den Schullaboren des DLR verknüpft werden soll, hat das Center for Hybrid Electric Systems (Chesco) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) übernommen. Am Dienstag begann die erste Schulklasse ihre Simulatorflüge. Mittelfristig soll das Zentrum auch für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Dann sollen die für Schüler kostenlosen Flüge auch gegen einen geringen Betrag für Fluginteressierte geöffnet werden. Unser Foto zeigt die US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutman (rechts), bei einem Probeflug am Montag in Cottbus. Gutmann appellierte in ihrer Rede dazu, die transatlantischen Beziehungen weiter auszubauen, durch Partnerschaft und Bildung Toleranz zu fördern und durch die Qualifizierung in Naturwissenschaften und Technik bessere Erfolgschancen für zukünftige Generationen zu schaffen.
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