Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA ermittelt heutige, reale Passagiermaße, auch jene dickerer und größerer US-Fluggäste. Damit soll der tatsächliche Platzbedarf hinsichtlich Sitzbreite und Sitzabstand besser für verbesserte Kabinenmaßvorgaben erfasst werden, damit Evakuierungen stets innerhalb der vorgeschriebenen Frist klappen.
Die FAA hat noch bis November eine öffentliche Anhörung begonnen, um von US-Fluggästen schriftlich deren Bedürfnisse hinsichtlich der Sitzmaße zu erfragen. Die FAA hatte festgestellt, dass die für Flugzeugzulassungen erforderlichen Evakuierungstests nicht mehr die reale Passagiermischung widerspiegeln. Kinder, Alte, Kranke und Behinderte dürfen nämlich aus Sicherheitsgründen wegen der Verletzungsgefahr nicht an diesen Tests als Testpersonen teilnehmen. Damit ist in der Realität eine längere Evakuierungsdauer zu erwarten, als es die Testergebnisse mit grundsätzlich immer nach Sportlichkeit ausgewählten Testpersonen versprechen.
Sind 90 Sekunden noch zu schaffen?
In allen Verkehrsflugzeugen müsssen Kabinenbesatzung und Passagiere binnen 90 Sekunden durch die Hälfte der Notausgänge evakuiert werden können. Nur die Piloten evakuieren sich auf eigenen Wegen aus dem Cockpit durch Dachluken oder Seitenfenster.
Viele US Airlines hatten in den letzten Jahren aus Kostengründen ihre Kabinenbestuhlungen verdichtet, so dass der vorhandene Platz an Bord für die Passagiere immer enger wurde. Teilweise wurde der Abstand der Sitzreihen auf nur noch 28 Zoll verkürzt, umgerechnet 71,12 cm. Viele beleibtere Fluggäste passen nicht mehr in die üblichen Sitze, auch nicht von der Sitzbreite her, und können nur in für sie sehr unbequemen oder sogar medizinisch bedenklichen Positionen Platz nehmen. Auch direkte Sitznachbarn werden dadurch oft in ihrem Sitzkomfort eingeschränkt. Verschärft wird die Enge an Bord durch immer mehr Handgepäck in der Kabine, weil die Airlines Aufgabegepäck oft nur noch gegen Zusatzgebühr zulassen.
Bisher keine feste Sitzmaßvorgabe
Für Sitzmaße und Sicherheitsgurtlängen gibt es bisher keine bindenden US-Vorgaben. Die planerisch angenommenen US-Raummaße für Verkehrsflugzeuge wurden seit dem Zweiten Weltkrieg auf Basis damaliger, relativ kleiner und sehniger US-Fallschirmjäger bis heute fortgeführt. Heutige Durchschnittsamerikaner sind aber deutlich größer und schwerer geworden.
Die Enge an Bord wird auch für die steigende Zahl von "unruly Passengers" verwantwortlich gemacht, stark gestreßten Fluggästen, die randalieren oder sich den Anweisungen der Besatzung widersetzen.
Mit der grundsätzlichen Befragung der fliegenden Öffentlichkeit folgt die FAA einer Vorgabe des US-Parlaments, das die Aktualisierung der Sitzmaße zum Teil eines Gesetzespaketes mit Handlungsanweisungen für eine erneuerte FAA mit verschärfter Gangart gemacht hatte.
Unser Archivbild zeigt Crashtest-Dummies der NASA, die für Messungen in einer früheren Fokker-F28-Zelle platziert wurden und auf einen Kollisionstest am Boden vorbereitet werden.
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