Die schlechten Prognosen für den Luftverkehr machen auch vor Island nicht Halt. Flag Carrier Icelandair will deshalb in nächster Zeit kräftig Hand an seine 757-Flotte legen. Von mindestens sieben 757-200 werden sich die Isländer trennen. Vier werden verschrottet.
25 Boeing 757-200 tummeln sich derzeit in der Flotte von Islands größter Airline. Ihr Durchschnittsalter liegt bei mehr als 25 Jahren, die ältesten Exemplare haben die 30 bereits überschritten. Schon seit Jahren hält Icelandair deshalb nach einem geeigneten Nachfolger für die bewährte 757 Ausschau – und hat ihn bislang nicht gefunden, weil es, zumindest im Boeing-Portfolio, keinen gibt. Deshalb erwägte Icelandair Ende 2019, erstmals in ihrer Geschichte bei Airbus zu bestellen und auf die A321XLR zu setzen. Denn eins war schon vor Corona klar: Spätestens 2025 soll die 757 aus der Flotte verschwunden sein.
Vier 757 werden verschrottet
Für mindestens sieben Exemplare kommt das Ende nun noch deutlich früher. Angesichts der schlechten Marktaussichten infolge der Corona-Krise sieht sich Icelandair gewzungen, die Zahl ihrer Flugzeuge bis auf Weiteres zu reduzieren. Deshalb, so berichtet die isländische Webseite Visir.is, hat sich die Airline entschlossen, in den kommenden Wochen vier 757-200 verschrotten zu lassen. Der erste Todeskandidat, die knapp 29-jährige TF-ISL, hat bereits seine letzte Reise angetreten und ist am 8. Oktober von Keflavik nach Kansas City in die USA geflogen. Eine weitere 757 wird diesem Beispiel demnächst folgen, die beiden anderen will Icelandair nach Angaben von Unternehmenssprecherin Sigrún Össurardóttir in Keflavik selbst zerlegen. Die Ersatzteile sollen teils verkauft, teils für den Weiterbetrieb der hauseigenen 757-Flotte verwendet werden.
Die Boeing 757 ist seit Jahrzehnten das Rückgrat der Icelandair-Flotte. Vor Corona flogen die Isländer mit dem Jet unter anderem nach Teneriffa (Foto).
Drei 757 werden zu Frachtern
Zusätzlich zur Verschrottung der vier Flugzeuge hat sich Icelandair nach eigenen Angaben mit einem ungenannten Kunden auf den Verkauf von weiteren drei 757-200 geeinigt. Diesen drei Jets, zwei 1994 und einer im Jahr 2000 gebaut, blüht eine zweite Karriere: Sie sollen zu Frachtern umgebaut werden. Der Nettoverkaufspreis liegt laut Icelandair bei 21 Millionen US-Dollar "und damit zwei bis drei Millionen US-Dollar über dem Buchwert." Icelandair-Chef Bogi Nils Bogason sprach angesichts des Verkaufs von einem positiven Schritt "in dieser Zeit, in der der Flugbetrieb auf einem Mindestniveau ist."
Zahlreiche einst als Airliner gebaute 757 sind heute als konvertierte Frachter unterwegs - bald teilen auch drei Icelandair-Maschinen dieses Schicksal.
Neun 757 halten Winterschlaf in der Wüste
Da sich dieses "Mindestniveau" bislang nur unzureichend erholt, will Icelandair zudem neun 757-200 über den Winter in der Wüste von New Mexico einlagern. Die Maschinen sollen in Roswell geparkt und reaktiviert werden, sobald die Nachfrage nach Flügen wieder auf ein vertretbares Level klettert, so Icelandair-Sprecherin Össurardóttir.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.