Airbus zeigt fliegende Hubschrauber-Testplattform PioneerLab.

Ziel: 30 Prozent weniger Verbrauch und Abgas
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Airbus zeigt H145-Testträger PioneerLab

© Sebastian Steinke

Eine leuchtend orange lackierte H145 zeigt auf der ILA bereits heute die Zukunft des Hubschrauberbaus. Die avantgardistische Testplattform PioneerLab gehört der Airbus-Forschungsabteilung und soll durch viele neue Technologien einmal 30 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen und Schadstoff ausstoßen, als ihre heutigen Serienschwestern.

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Die H145, D-HADS aus Donauwörth ist ein besonderer Hubschrauber. Als Testplattform der Airbus-Forschungsabteilung erprobt sie früh neue Technologien, die einmal den Serienhubschrauberbau und viele andere Programme verbessern sollen. Als Langzeitziel gilt eine Verbrauchseinsparung von 30 Prozent gegenüber der heutigen H145, einem der Airbus-Erfolgsmodelle unter den Hubschraubern.

Hybrid-Antrieb soll Kerosin sparen

Das Pioneer-Lab fliegt seit April 2023 und erprobt neue Kamera- und Lasersysteme, mit denen der Hubschrauber künftig vollautomatisch fliegen und landen kann. Ab etwa 2026/2027 soll die Antriebsanlage auf einen neuen Hybrid-Antrieb umgestellt werden. Dann tritt an die Stelle der beiden Strahltriebwerke ein batterieelektrischer Antrieb mit 500kW, der dann von nur noch einem Strahltriebwerk ergänzt wird.

In Verbindung mit einem großen Paket zur Aerodynamik-Optimierung könnte am Ende daraus ein Verbrauchsvorteil von 30 Prozent entstehen. Die Forschungsabteilung testet, ergebnisoffen, die vielversprechendsten neuen Technologien, die anschließend durch die Entwicklungsabteilung anwendungsreif gemacht werden. Die Sicherheit darf dabei keinesfalls verschlechtert werden, deshalb steht vor der Serienanwendung ein langwieriger Test- und Zulassungsprozess. Er wird durch die hauseigenen Testplattformen verkürzt.

Leichtbau-Recycling-Material

Neu ist an Bord der H145 auch ein Tausch der Materialien. So wurde die Frontverkleidung der Zelle versuchsweise auf neuartiges Leichtbaumaterial aus wiederverarbeiteten Produktionsresten umgestellt. Ziel ist es, "Abfälle" hochwertiger Werkstoffe aus der Produktion vollständig weiterzuverwenden und möglichst viel nachwachsende Rohstoffe zu nutzen.

Rundumblick per Kamera und Laser

Das PioneerLab ist mit Elektronik vollgestopft. Oberhalb der beiden Kufen blicken zwei doppelte, optische Kameraeinheiten voraus. Ihr Bild wird eränzt durch ein LIDAR-Lasersystem unterhalb des Cockpits, das den Flugweg voraus vermisst, auch bei Dunkelheit und schlechtem Wetter. Weitere LIDAR-Einheiten über dem Cockpit und seitwärts ergänzen die Lagewahrnehmung. Die Informationen laufen in einem digitalen Bordsystem zusammen, das, mit Hilfe künstlicher Intelligenz, das Datenbild mit einer elektronischen Landkarte vergleicht und einen 4D-Autopiloten steuert. Damit wird es möglich, dass der Hubschrauber, völlig ohne menschliche Eingriffe, Flüge durchführt, Landeplätze findet und anfliegt und dort sanft aufsetzt. Dies könnte für Hubschrauber-Rettungsdrohnen interessant werden, die jederzeit abrufbare, wetterunabhängige Flüge durchführen könnten.

Das PioneerLab fliegt normalerweise mit einem Testpiloten und einem Versuchsingenieur im Glas-Cockpit. Zur ILA wurde ein dritter Sitz installiert, um noch einen Mechaniker mitzunehmen, wie Johannes Plaum, Leiter Forschung und Technologie am Standort Donauwörth bei Airbus Helicopters, bei einem ausführlichen Vorfeldrundgang gegenüber der FLUG REVUE erläuterte.

Nachbestellung als Windkraft-Versorger

Am Donnerstag bestellte der Offshore-Spezialist HTM Helicopters, auf der ILA und direkt vor dem "PioneerLab", eine weitere Serien-H145 und erteilte zwei Optionen. Die Hubschrauber sollen Windfarmen in der Nordsee vor der deutschen und französischen Küste versorgen.

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