Rolls-Royce gab am Donnerstag bekannt, dass die ersten Tests des UltraFan-Technologiedemonstrators in seinem Werk in Derby erfolgreich abgeschlossen wurden. Details wurden nicht genannt.
Es ist laut Rolls-Royce das erste Mal seit 54 Jahren, dass der Triebwerkshersteller eine brandneue Triebwerksarchitektur testet. Die ersten Versuche wurden mit 100 Prozent nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) durchgeführt.
Der UltraFan bietet eine zehnprozentige Effizienzverbesserung gegenüber dem Trent XWB, dem angeblich weltweit effizientesten Triebwerk für große Flugzeuge, das den Airbus A350 XWB antreibt.
Zu den wichtigsten technischen Merkmalen des Demonstrators gehören:
# Eine neue, bewährte Advance3-Kernarchitektur in Kombination mit dem ALECSys-Magerverbrennungssystem, das eine maximale Treibstoffverbrennung und niedrige Emissionen gewährleistet
# Fan-Blätter aus Kohlenstoff-Titan und ein Gehäuse aus Verbundwerkstoff
# Ein Getriebedesign, das effiziente Leistung für die Motoren der Zukunft mit hoher Schubkraft und hohem Nebenstromverhältnis liefert. Das Leistungsgetriebe läuft mit 64 MW, ein Rekord in der Luft- und Raumfahrt
Größtes Triebwerk der Welt
Das Testtriebwerk hat einen Fan mit einem Durchmesser von 355 cm (140 Zoll), verfügt über ein Bypass-Verhältnis von 14:1 und ist für eine Schubleistung von 355 Kilonewton ausgelegt. Am Ende des Projekts, im Dezember 2026, soll der UltraFan das Technology Readiness Level 6 erreichen, was eine mögliche Inbetriebnahme um 2035 ermöglichen würde.
Längerfristig bietet die skalierbare Technologie des UltraFan von 111 bis 490 kN Schub das Potenzial, neue Narrowbody- und Widebody-Flugzeuge anzutreiben, die in den 2030er Jahren erwartet werden. Aktuell gibt es allerdings noch keinen Flugzeughersteller, der sich für den UltraFan bzw. eine mögliche Serienvariante des Triebwerks entschieden hat.
In naher Zukunft besteht laut Hersteller die Möglichkeit, Technologien aus dem UltraFan-Entwicklungsprogramm auf aktuelle Trent-Triebwerke zu übertragen, um eine noch höhere Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Effizienz zu bieten. Dazu gehören beispielsweise neue Materialien und Fertigungsverfahren für die Hochdruckturbine, aber auch Dichtungen und Lager für die Hot Section (Brennkammer, Turbine, Abgasdüse).
Getriebe aus Deutschland
Die Tests fanden in der weltweit größten und nach eigenen Angaben intelligentesten Indoor-Testanlage für Flugzeugtriebwerke – Testbed 80 am Rolls-Royce-Hauptsitz in Derby – statt. Die Erprobung des Demonstrators ist der Höhepunkt langjähriger Arbeit, die von der britischen Regierung über das Aerospace Technology Institute (ATI), Innovate UK, die Clean-Sky-Programme der EU sowie LuFo und das Land Brandenburg in Deutschland unterstützt wurde. Das Leistungsgetriebe des UltraFan wurde bei Rolls-Royce Deutschland in Dahlewitz entwickelt, gebaut und getestet.
Die Entwicklung des UltraFan hat ein Jahrzehnt gedauert; das Konzept wurde 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um eine grundlegend andere Konstruktionsarchitektur als die der rund 4200 zivilen Großtriebwerke von Rolls-Royce, die derzeit in Betrieb sind. Neben dem Getriebe zwischen Niederdruckturbine und Bläser ist der wohl größte Unterschied, dass Rolls-Royce von seine traditionellen dre auf zwei Wellen umgestiegen ist.
Gary Elliott, Chief Executive Officer, Aerospace Technology Institute, sagte: "Das UltraFan-Programm von Rolls-Royce hat einen enormen Fortschritt bei der Treibstoffeffizienz von Flugzeugtriebwerken gebracht. Es ist ein Programm, das Großbritannien an die Spitze des Weltmarktes bringt und für die Zukunft der britischen Flugzeugtriebwerksindustrie absolut entscheidend ist."
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