Im Zweiten Weltkrieg wurde die Nachtjagd immer weiter vorangetrieben. Viele Muster wurden für diesen Zweck umgebaut, doch nur zwei waren von Grund auf dafür gemacht: Die P-61 Black Widow der Amerikaner und die Heinkel He219 Uhu der Luftwaffe.
Die Heinkel He 219 Uhu war zwar anfangs als schwerer Zerstörer geplant, doch die stetig wachsende Anzahl britischer Bomber, die bei Nacht in das Reichsgebiet einflogen, machte ein Umdenken nötig. Und so wurde aus der 219 ein ausschließlich für die Nachtjagd entwickeltes Muster, das am 6. November 1942 seinen Erstflug hatte. 1943 wurde die zweimotorige Maschine bei der Luftwaffe eingeführt und war für ihre Zeit sehr fortschrittlich. Sie war mit einem Lichtenstein-Abfangradar ausgestattet und das erste Flugzeug, das einen Schleudersitz besaß. Um die angestrebten hohen Geschwindigkeiten zu erreichen – sie sollte auch britische Mosquitos jagen –, wurden zwei Daimler-Benz DB 603 mit jeweils 1750 PS verbaut. Die Geschwindigkeit von 580 km/h erreichte die Uhu mit angebauten Antennen und Flammenvernichtern an den Motoren. Ohne diese lag der Topspeed bei mehr als 600 Kilometern in der Stunde.
Hier der Rumpf der Heinkel He 219 mit der Kennung VO + BC in Wien-Schwechat noch auf den rollbaren Gestellen für die spätere Flügelmontage. An der Nase ist die gepanzerte Frontscheibe zu erkennen.
Der Uhu im Einsatz
Doch wie liefen die Einsätze der Uhu eigentlich ab? Als Beispiel sei einer der bekanntesten Nachtjäger-Einsätze genannt: In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1943 machten sich die Piloten der ersten Gruppe des Nachjagdgeschwaders 1 in Venlo für eine Premiere bereit. Sie flogen seit April den neuartigen Nachtjäger He 219. Als der Alarm für den Einsatz kam, saß Major Werner Streib bereits im Cockpit der ersten Heinkel der Gruppe. Die Heinkel He 219A-9 (G9+FB) war mit allem ausgerüstet, was die damalige Technik hergab, darunter auch dem Lichtenstein-Abfangradar. Hinter Streib saß sein Messfunker, Unteroffizier Fischer, der für die Bedienung der neuartigen Anlagen zuständig war. Vom Boden aus wurden Streib und Fischer von der Leitzentrale anhand der Grobanweisung an den Feind herangeführt. Die Leitzentrale hatte die aus Großbritannien kommenden Lancaster und Halifax-Bomber bereits über den Niederlanden erfasst. Als sie nah genug an den gegnerischen Bombern waren, übernahm der Messfunker die finale Annäherung. Dazu schaltete er in kurzen Abständen das Lichtensteingerät mit seinen großen Antennen am Bug des Flugzeugs an, um damit die Lage zum Ziel zu kontrollieren.
Das Wrack einer He-219-Uhu. Die V23 liegt hier in Teilen auf dem Wiener Flugplatz Schwechat. Von den insgesamt 280 gebauten Exemplaren, hat nur ein einziges in den USA überlebt.
Erfolgreiches Debüt
Streib nahm den ersten feindlichen Lancaster-Bomber ins Visier seiner sechs MG 151. Der erste Abschuss entfesselte ein Inferno, vier weitere britische Bomber sollten folgen – Streib hatte das Einsatzdebüt der Uhu erfolgreich beendet. Für das Flugzeug, die G9+FB, ging der Einsatz allerdings nicht so glücklich zu Ende, denn auch dieses hatte sich einige Treffer eingefangen und zerbrach bei der Landung in Venlo. Streib und Fischer überstanden den Crash unverletzt, auch ohne den ersten einsatzfähigen Schleudersitz der Welt zu aktivieren. Dieser beförderte im weiteren Verlauf des Kriegs vermutlich rund 60 He-219-Besatzungen aus ihren havarierten Maschinen und rettete ihnen somit das Leben. Von der He 219 wurden zwischen 1943 und 1945 insgesamt 280 Maschinen in Rostock und Wien gebaut. Bis heute hat nur ein einziges Exemplar in den USA überlebt.
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