Die allerletzte Martin Mars ist zurück auf dem Wasser
17 lange Jahre ist sie nicht mehr geflogen, seit 2012 ist die "Philippine Mars" offiziell ausgemustert. Jetzt erwacht das Riesenflugboot wieder zum Leben – und wird bald das letzte Exemplar der Martin Mars sein, das noch einmal in den Himmel steigt.
Die "Philippine Mars" schien eigentlich fast vergessen. Festgesetzt auf dem Trockenen am Rande des Sproat Lake in Kanada, musste das 1946 gebaute Großflugboot jahrelang mitansehen, wie ihre Schwester "Hawaii Mars II" munter zu Feuerlöscheinsätzen startete. Als 2016 auch die Karriere der "Hawaii Mars II" endete, standen sich die beiden letzten existenten Vertreterinnen ihrer Spezies zusammen am Ufer die Schwimmkörper platt. Bis im Frühjahr dieses Jahres klar wurde, dass beide Flugboote ins Museum kommen sollen: die "Hawaii Mars II" ins British Columbia Aviation Museum (BCAM) nach North Saanich, und die "Philippine Mars" in die Wüste, nach Tucson in Arizona, ins Pima Air & Space Museum.
Die letzte Martin Mars am See
Ein Team der Eigentümerin Coulson Aviation machte zunächst die "Hawaii Mars" wieder flott – und entsandte sie schließlich im August, tatsächlich auf dem Luftweg, in Richtung ihrer letzten Ruhestätte. Blieb am Sproat Lake also noch die "Philippine Mars", die nicht nur wegen ihres dunkelblauen Lacks im Schatten ihrer rot-weißen Schwester gestanden hatte – sondern auch deshalb, weil sie eigentlich weit vom Prädikat "lufttüchtig" entfernt war. Eine andere Möglichkeit, als sie vom Sproat Lake auszufliegen, erschloss sich aber nicht, auch weil die Zufahrtswege zur Mars-Residenz schlicht nicht für Tieflader der benötigten Dimension geeignet sind. Ganz zu schweigen von der großen Entfernung zwischen Start und Ziel.
Social Media Inhalt
Es sprotzt und bollert wieder
Und so begab es sich, dass nach der Abreise der rot-weißen "Hawaii Mars II" auch wieder Leben in die "Philippine Mars" einkehrte. Nach all den Jahren im Trockendock mussten hierfür zunächst sämtliche Systeme, Kabel, die Flugsteuerung und die Motoren gründlich durchgecheckt und überholt werden. Hatte Coulson bereits für die "Hawaii Mars" rund 10.000 Arbeitsstunden veranschlagt, dürfte die Erweckung der "Philippine Mars" in Summe noch deutlich mehr Zeit verschlingen.
Doch davon ließ sich das Team nicht abschrecken: Im Oktober fingen die insgesamt 72 Zylinder der nunmehr letzten Martin Mars, verteilt auf vier Wright R-3350 Duplex-Cyclone-Sternmotoren, wieder zu feuern an. Aus allen Auspuffrohren sprotzt es seither wieder, als wäre nie Ruhe gewesen. Und am 4. November schließlich bugsierte das Coulson-Team sein dunkelblaues, wiedererwachtes Monster zum ersten Mal seit Ewigkeiten zurück ins Wasser. Inzwischen absolviert die "Philippine Mars" auf dem Sproat Lake bereits munter Taxi-Tests – und soll, möglichst noch vor Weihnachten, zu ihrem letzten, sechsstündigen Flug in Richtung Arizona aufbrechen.
Social Media Inhalt
Wie kommt die Mars ins Museum?
Wo genau sie dort dann landen wird, darüber schweigen sie bislang bei Coulson noch. Ein Flug direkt zum Pima Museum – oder auch nur in dessen Nähe – scheint eigentlich kaum machbar, denn Tucson liegt inmitten der Sonora-Wüste, nennenswerte Landegewässer gibt es in näherer Umgebung nicht. Zumindest nicht auf US-Gebiet, sondern mit dem Golf von Kalifornien allenfalls in Mexiko. Ein vollwertiges Fahrwerk für die Landung auf dem Festland besitzt die Martin Mars ebenfalls keins. Doch wer das alte Monster nach Jahren des Tiefschlafs wieder aufwecken kann, wird für derlei Lappalien sicher einen Plan in petto haben. Eins ist jedenfalls klar: Es bleibt spannend.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.