Laut einer Umfrage von Roland Berger berichten zwei Drittel der europäischen Unternehmen in der Luftfahrtindustrie weiter von Produktionsstörungen durch Lieferkettenprobleme. Die Lage hat sich gegenüber 2023 sogar verschlechtert.
Jedes dritte Unternehmen der europäischen Luftfahrtindustrie sieht sich derzeit nicht gut aufgestellt, um die aktuell anstehenden Produktionssteigerungen umzusetzen. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ist die Situation jedoch schwierig, ihnen fehlt unter anderem Kapital für Investitionen, dazu kommt ein Mangel an Fachkräften und anderen Ressourcen, wie Rohmaterialien oder Vorprodukten.
Insbesondere beim Thema Lieferkette gibt es nach wie vor Probleme: 66 Prozent der Unternehmen berichten von Produktionsstörungen durch Lieferunterbrechungen und bewerten deren Folgen noch schwerwiegender als 2023. Dennoch arbeitet nur knapp die Hälfte an einer Umstellung oder Optimierung ihrer Lieferkettenstruktur, um diese resilienter gegenüber Disruptionen zu machen.
"Die Aufholjagd nach dem Einbruch in den Coronajahren ist in vollem Gange und die Orderbücher der europäischen Luftfahrtindustrie sind entsprechend voll", sagt Stephan Baur, Partner bei Roland Berger. "Um diesen Auftragsbestand abzuarbeiten, muss die Anzahl der ausgelieferten zivilen Flugzeuge bis 2030 fast verdoppelt werden. Doch viele der Unternehmen, vor allem aus dem Kreis der kleinen und mittelständischen Zulieferer, sehen sich derzeit nicht in der Lage, ihre Produktion entsprechend hochzufahren."
"Angesichts der Vielzahl an Krisen, denen die Unternehmen ausgesetzt sind, ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl derer, die im Feuerwehr-Modus sind, gegenüber dem Vorjahr nochmals zugenommen hat", so Baur. Doch nur reaktiv zu handeln reiche nicht: "Damit lässt sich vielleicht kurzfristig eine Disruption bewältigen, aber für eine langfristige Stabilisierung braucht es mehr Resilienz der Lieferketten – und die ist nur mit strukturellen Anpassungen zu erreichen."
Die Empfehlung der Roland Berger-Experten lautet, zunächst eine grundlegende Analyse der Lieferkette durchzuführen. Auf dieser Basis lassen sich dann, unter anderem anhand von Best-Practice-Beispielen, Maßnahmen erarbeiten und umsetzen, mit denen sich eine Lieferkette aufbauen lässt, die wirklich krisensicher ist und darüber hinaus auch Kostenvorteile bietet.
Auch die Luftfahrtverbände unterstützen dies. So hat der BDLI die Initiative "AeroExcellence" gestartet. "Damit wollen wir Zuliefer-Unternehmen helfen, Optimierungspotenziale entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren", sagt Stefan Berndes, Leiter Luftfahrt, Ausrüstung und Werkstoffe beim BDLI. Er verweist zudem auf einen anderen wichtigen Punkt: "Abgesehen von Maßnahmen auf der individuellen Unternehmensebene brauchen wir auch mehr europäische und internationale Kooperation in der Luftfahrtindustrie, um Lieferketten zu diversifizieren und so resilienter zu machen
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