UPDATE: Darum war die ukrainische Antonow am Bodensee: An-26 besucht Friedrichshafen

UPDATE: An-26 besucht Friedrichshafen
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Darum war die ukrainische Antonow wirklich am Bodensee

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Am Flughafen Friedrichshafen ist nicht wirklich viel geboten – normalerweise. Am vergangenen Sonntag war das anders: Eine Antonow An-26 der ukrainischen Luftwaffe landete am Bodensee-Airport. Das war der Grund dafür.

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Die Polizei ist auf Zack an diesem Sonntagmorgen in Friedrichshafen: Emsig sammeln Beamte am Zaun des Flughafens die Personalien sämtlicher Planespotter und Schaulustiger ein, die einen Blick auf das graue Flugzeug erhaschen möchten, das da vor wenigen Minuten auf seinen Parkplatz gerollt ist. "Akute Gefahrenlage", gibt ein mit MP bestückter Polizist zur Auskunft an, als ihn jemand nach dem Grund für das Gebaren fragt. Die "Gefahrenlage" bezieht sich – natürlich – auf das graue Ungetüm jenseits des Maschendrahts, handelt es sich dabei doch um eine Antonow An-26 der ukrainischen Luftwaffe. Und solch ein Besucher aus einem kriegsgeplagten Land zieht an einem sonst so verschlafenen Flughafen wie dem Bodensee Airport in Friedrichshafen eben jede Menge Aufmerksamkeit auf sich.

Das hängt auch damit zusammen, dass die Flugroute der "01 Blau", so das taktische Kennzeichen der Antonow, vom Startpunkt in Kopenhagen bis zur Ankunft am Bodensee für jedermann sichtbar auf der Tracking-App Flightradar 24 zu verfolgen war. Schon tags zuvor hatte Flightradar24 den Flug gelistet – und als die An-26 dann am Sonntagmorgen gegen 6:40 Uhr Ortszeit in Dänemarks Hauptstadt abhob, machten sich auch zahlreiche Flugzeugfans in Richtung Friedrichshafen auf, um den Besuch der 49 Jahre alten Turboprop-Schönheit mitzuerleben. Sie wurden nicht enttäuscht, bei schönster Frühlingssonne setzte die Antonow um 9:14 Uhr ihre Räder auf die Landebahn 24 des südlichsten Verkehrsflughafens Deutschlands.

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Die An-26 "01 Blau" (57051) nach ihrer Landung am Morgen des 9. März in Friedrichshafen. 

Minister an Bord

Wie die Transparenz des Flugplans zur polizeilichen "Gefahrenlage" passt, bleibt rätselhaft. "Wir fragen uns schon auch, warum man die Route nachverfolgen konnte und der Flug nicht versteckt war", kommentiert der Personalien sammelnde Staatsdiener am Zaun mit Schulterzucken.

Im Dunkeln blieb derweil der Grund für die Anwesenheit der "01 Blau" am Bodensee. Offizielle Stellen gaben – Sie ahnen es – darüber keine Auskunft. "Gefahrenlage" eben. Die Spekulation, der Besuch könnte mit einem ukrainisch-katholischen Gottesdienst in Konstanz am selben Tag zusammenhängen, bei dem der ukrainische Bischof Bohdan Dsjurach erwartet wurde, bewahrheitete sich nicht. Stattdessen gibt eine Meldung im sozialen Netzwerk "Bluesky" Auskunft über die Hintergründe. Demnach unterzeichnete der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow am Sonntag beim Rüstungsunternehmen Diehl Defence eine Absichtserklärung zur "Verdreifachung der Lieferung von Raketen und Flugabwehrsystemen" an die Ukraine.

Nach der Unterzeichnung am Diehl-Firmensitz in Überlingen begab sich Minister Umerow zurück an den Flughafen – und die "01 Blau" verließ den Bodensee wieder gegen 13:30 Uhr mit unbekanntem Flugziel in der Ukraine. Dieses Mal ohne verfolgbares Transponder-Signal.

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