Rückschlag für US-Kampfjet - Portugal will wegen Trump keine F-35 mehr kaufen

Angst vor Trump und dem „Kill Switch“?
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Wegen USA - Portugal will keine F-35 mehr kaufen

© USAF, Patrick Hoeveler (Montage FR) 11 Bilder

Eigentlich hatte sich die portugiesische Luftwaffe bereits für die F-35 als Nachfolger der alternden F-16 entschieden. Aber aufgrund der aktuellen Haltung der Trump-Regierung will sich das Land lieber nach einem anderen Muster umschauen – nicht aus den USA.

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Wie viele andere NATO-Partner und F-16-Betreiber hatte sich auch Portugal auf die Lockheed Martin F-35 Lightning II als zukünftiges Kampfflugzeug festgelegt. Allerdings hat noch kein formaler Beschaffungsprozess begonnen – sicher auch aufgrund von Budget-Fragen. Im vergangenen Jahr hatte der Luftwaffenchef General João Cartaxo Alves die Kosten für den Kauf und die Einführung des Stealth-Jets auf rund 5,5 Milliarden Euro beziffert.

Nun könnte das Geld in andere Länder fließen, denn Nuno Melo lehnt den Kauf von F-35-Kampfjets aus den USA wegen Trump ab. Zumindest titelt ein portugiesisches News-Portal so ein Interview mit dem Verteidigungsminister des Landes.

"Die Welt hat sich verändert"

Auf die Frage, ob die Regierung den Kauf von F-35-Flugzeugen genehmigen werde, antwortete er: "Die F-16 sind am Ende ihres Zyklus angelangt, und wir müssen über ihren Ersatz nachdenken. Aber bei unseren Entscheidungen dürfen wir das geopolitische Umfeld nicht aus den Augen verlieren. Die jüngste Position der Vereinigten Staaten im Rahmen der NATO und auf der internationalen geostrategischen Ebene muss uns dazu veranlassen, über die besten Optionen nachzudenken, denn die Vorhersehbarkeit unserer Verbündeten ist ein wichtiges Gut, das es zu berücksichtigen gilt. Wir müssen darauf vertrauen, dass diese Verbündeten unter allen Umständen auf unserer Seite stehen werden."

© Patrick Zwerger
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USA unberechenbar geworden?

Damit scheint der Erwerb der F-35 in die Ferne gerückt zu sein: "Die Welt hat sich verändert. Es gab Wahlen in den USA, es gab eine Position zur NATO und zur Welt, die vom Verteidigungsminister und vom Präsidenten der USA selbst vertreten wurde, die auch in Europa und in Bezug auf Portugal berücksichtigt werden muss. Und dieser Verbündete von uns, der über Jahrzehnte hinweg immer berechenbar war, könnte Einschränkungen in Bezug auf die Nutzung, die Wartung, die Komponenten und alles, was damit zu tun hat, die Einsatzfähigkeit des Flugzeugs zu gewährleisten und es in allen möglichen Szenarien zu verwenden, mit sich bringen."

© US Air Force

Wie kaum ein anderer Jet ist die F-35 auf kontinuierliche Updates und Support aus den USA angewiesen.

"Kill Switch" an Bord der F-35?

Gerade aufgrund der jüngsten Signale aus Washington kamen in letzter Zeit immer wieder Gerüchte auf, die USA könnten die F-35 internationaler Kunden bei Bedarf einfach abschalten, quasi mit einem "Kill Switch". Verschiedene Kunden der Lightning haben dem widersprochen, unter anderem die Schweiz. So teilte das Eidgenössische Departement für Verteidigung mit: "Die Schweiz braucht keine Einwilligung, wenn sie ihre Waffensysteme oder Lenkwaffen zu ihrer Verteidigung einsetzen will. Sie kann dies autonom, selbständig, unabhängig und jederzeit machen." Allerdings haben sich die Eidgenossen auch vertraglich einen tieferen Einblick in die Systeme des Kampfjets gesichert.

© Koninklijke Luchtmacht
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Ausschalter nicht nötig

Eine so eingebaute Hintertür scheint auch gar nicht nötig. Sollte ein Betreiber in Ungnade gefallen sein, dürfte es vollkommen ausreichen, den Support etwa durch Software-Upgrades einzustellen. Ein so von Computer-Technik abhängiges Flugzeug wie der F-16-Nachfolger ließe sich so in der seiner Leistungsfähigkeit recht einfach einschränken oder ganz am Boden halten.

© via X
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Alternativen aus Europa

Melo bringt daher eine europäische Lösung ins Spiel: "Es gibt verschiedene Optionen, die in Betracht gezogen werden müssen, insbesondere im Zusammenhang mit der europäischen Produktion und auch unter Berücksichtigung des Nutzens, den diese Optionen für die portugiesische Wirtschaft haben können." Details wollte er indes nicht duskutieren. Mögliche Alternativen wären die Dassault Rafale aus Frankreich oder der Eurofighter. Bei der Saab Gripen könnte sich das Triebwerk als Lizenzversion eines US-Antriebs als problematisch erweisen, wie jüngst in Kolumbien.

© Patrick Hoeveler

Die F-16 befindet sich seit 1994 in Portugal in Dienst.

F-16 seit 30 Jahren in Dienst

Portugal hatte 1994 die Falcon als Ersatz für die bis dahin verwendeten A-7P Corsair II erhalten. Insgesamt kamen 20 neue Exemplare der F-16A/B Block 15 ins Inventar. Fünf Jahre später folgten 25 gebrauchte Maschinen der USAF. Sie fliegen heute bei zwei Staffeln (Esquadra 201 und 301) in Monte Real.

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