Erste Tests: Schießen F-16 und Co. bald mit Laserwaffen?

Ein Hauch von „Star Wars“
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Schießen F-16 und Co. bald mit Laserwaffen?

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Lockheed Martin und die US Air Force arbeiten gemeinsam an Laserwaffen für taktische Kampfjets. Was klingt wie Science Fiction, könnte bald schon Wirklichkeit sein: Lockheed Martin hat die erste Hochenergiewaffe zum Unterschnallen bereits geliefert.

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Das Ziel ist ehrgeizig – und es ist nicht neu. Im Herbst 2020 kündigte Mark Stephen, Laserexperte bei Lockheed Martin, in einem Gespräch mit US-Reportern an, sein Unternehmen arbeite daran, "innerhalb der nächsten fünf Jahre" den ersten Kampfjet mit einem Laser auszustatten. Die US Air Force hatte 2017 gar davon gesprochen, entsprechende Tests schon 2021 zu beginnen. Später wurde dieser Zeitrahmen auf 2023 korrigiert. Rein technisch betrachtet dürfte das realistisch sein: Wie das Portal Breaking Defense berichtet, lieferte Lockheed Martin bereits im Februar dieses Jahres einen Prototypen seiner Hochenergie-Laserwaffe LANCE an das Air Force Research Laboratory (AFRL) – die Forschungsabteilung der US-Luftwaffe.

© Lockheed Martin

Die Laserwaffe LANCE ist klein genug, um sie an einen Kampfjet zu montieren. Sie soll zur Verteidigung gegen heranfliegende Lenkwaffen dienen.

Laser zum Unterschnallen

Die Abkürzung LANCE steht für "Laser Advancements for Next-Generation Compact Environments". Dahinter verbirgt sich ein Lasersystem, das in seinen Abmessungen kompakt genug ist, um es – integriert in einen Waffenbehälter – als Außenlast an einen Fighter zu montieren. Damit scheint der Weg für die ersten Flugtests mit der neuen Waffe frei, sobald Finanzierungsfragen und weitere bürokratische Formalia geklärt sind. Einen konkreten Starttermin gibt es offiziell noch nicht. Kent Wood, zuständiger Programmdirektor beim AFRL, erklärte gegenüber dem Portal Breaking Defense, man habe noch keine Entscheidung über "Folgeaktivitäten" getroffen. Auch die Frage, welches Flugzeugmuster für die Tests verwendet wird, ist offiziell noch nicht geklärt. In früheren Animationen zeigte Lockheed Martin den Laser im Einsatz an einer F-16.

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Schutz vor feindlichen Raketen

Das von Lockheed Martin entwickelte Lasersystem LANCE ist Teil des von der Air Force initiierten SHiELD-Programms (Self-protect High Energy Laser Demonstrator). SHiELD sieht den Laser als Verteidigungswaffe vor, der US-Flugzeuge im Einsatz gegen anfliegende Boden-Luft- oder Luft-Luft-Lenkraketen schützen soll. Zum hierfür angedachten Gesamtsystem zählen neben der Laserwaffe selbst auch eine von Northrop Grumman entwickelte Steuerung, die den Laserstrahl auf sein Ziel ausrichten soll, sowie ein Energie- und Kühlsystem. Auch Boeing ist an dem Projekt beteiligt und liefert den Waffenbehälter. Dieser flog bereits 2019 an einer F-15 Eagle spazieren. Der Laser selbst trat ebenfalls 2019 erstmals in Aktion, als er, vom Boden aus, über der Wüste von New Mexico mehrere Luft-Luft-Raketen abschoss.

© USAF

Von 2001 bis 2012 testete die US Air Force einen Laser an Bord einer Boeing 747-400F (Projekt-Bezeichnung YAL-1). Seitdem hat sich viel getan.

Klein, leicht, praktisch

Den Hochenergie-Lichtstrahl als Waffe in einem beengten taktischen Luftfahrzeug unterzubringen ist wesentlich schwieriger als bisherige Test-Einbauten von 60 kW-Lasern in Panzern oder auf Schiffen. Von 2001 bis 2012 hatte die US Air Force ein bordgestütztes Lasersystem für Flugzeuge erprobt, das noch einen kompletten Jumbo Jet gefüllt hatte. Die testweise zum Raketenabwehrflugzeug YAL-1 umgebaute Boeing 747-400F war im Wesentlichen mit Chemikalientanks gefüllt, die ihren im Bug eingebauten Laser zur Raketenabwehr mit Energie versorgten.

Kent Wood vom AFRL hielt vor diesem Hintergrund fest, dass die im Rahmen des SHiELD-Programms entwickelten Komponenten "die kompaktesten und leistungsfähigsten Laserwaffentechnologien darstellen, die bisher geliefert wurden". Tyler Griffin, bei Lockheed Martin mit dem Projekt betraut, ergänzte, LANCE sei "der kleinste und leichteste Hochenergielaser seiner Leistungsklasse", den der US-Konzern bisher gebaut habe. Was Gewicht, Platz- und Energiebedarf betreffe, entspreche der neue Laser einem "Sechstel dessen, was wir seit 2017 für die Armee produziert haben."

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