Russland verlegt MiG-31 mit Hyperschallraketen an die Ostsee

Hyperschallwaffe
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Russland verlegt MiG-31K mit Kinschal nach Kaliningrad

© Russisches Verteidigungsministerium 20 Bilder

Die russische Luftwaffe hat offenbar mehrere MiG-31K in die westrussische Exklave Kaliningrad verlegt. Ein über Twitter geteiltes Video zeigt eines der Flugzeuge beim Anflug auf den Fliegerhorst Tschkalowsk – mitsamt der Hyperschallrakete Kinschal unterm Rumpf.

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Die Ch-47M2 Kinschal, zu Deutsch "Dolch", ist einer der "Superstars" im Raketen-Arsenal der russischen Luftstreitkräfte. Das liegt zum Teil in ihren schieren Dimensionen begründet: Der Durchmesser der Luft-Boden-Lenkwaffe liegt bei rund einem Meter, in der Länge misst sie etwa sieben Meter. Das Gewicht der Kinschal soll über vier Tonnen betragen. Selbst unter dem Rumpf der wuchtigen Mikojan-Gurewitsch MiG-31 wirkt die Waffe riesig – und schon allein deshalb ziemlich bedrohlich. Vor allem aber ist die Kinschal brachial schnell: mit bis zu zehnfacher Schallgeschwindigkeit soll sie, einmal in der Luft ausgeklinkt, ihr Ziel anfliegen. Im Falle eines Angriffs würde sie dieses Ziel binnen Minuten erreichen. Da die Kinschal zudem auf einer semiballistischen Flugbahn unterwegs und manövrierfähig ist, bliebe der gegnerischen Luftabwehr kaum Zeit für eine Reaktion.

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Kinschal-MiGs in Kaliningrad

Die MiG-31 ist bislang das einzige Flugzeug, das die Kinschal verwendet. Die speziell zu diesem Zweck modifizierte Version MiG-31K fliegt bereits seit 2018 Test-Einsätze. Auf dem Fliegerhorst Achtubinsk im Südwesten von Russland sollen inzwischen rund zehn Kinschal-fähige MiG-31K zu Hause sein. Eine ging jüngst bei einem missglückten Startversuch auf dem Flugplatz Solzy in der Oblast Nowgorod zu Bruch. Mehrere andere sollen dagegen kürzlich ebenfalls Achtubinsk verlassen haben – allerdings mit einem anderen Ziel: Mindestens eine MiG-31K wurde beim Anflug auf den Militärflugplatz Tschkalowsk vor den Toren Kaliningrads geischtet. Ein über Telegram und Twitter gestreutes Amateurvideo, datiert auf den 7. Februar, zeigt den Kampfjet, wie er auf seinen letzten Metern eine Straße kreuzt. Deutlich sichtbar dabei: die mächtige Kinschal-Rakete unter dem Rumpf.

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"Bewusste Warnung an die NATO"

Laut Angaben des russischen Telegram-Kanals Operativnaya Liniya kamen mindestens zwei KInschal-fähige MiG-31K bereits am 3. Februar in Kaliningrad an. Angeführt von einer Tupolew Tu-154B-2 und eskortiert von Su-35 und Su-30SM, seien sie von Solzy aus nach Tschkalowsk aufgebrochen. Die NATO hatte den Tross offenbar im Blick, wie ein Bericht des US-Militärmagazins "Stars an Stripes" nahelegt – in dem jedoch lediglich von "MiG-31s" die Rede ist, nicht von deren Waffenlast. Ob in den folgenden Tagen noch mehr Kinschal-MiGs folgten, ist nicht bekannt. Der schwedische Politiker Carl Bildt, Vizechef der Berliner Denkfabrik European Council of Foreign Relations, geht in einem Twitter-Beitrag davon aus, "die Hälfte" aller verfügbaren Kinschal-Träger sei in die russische Exklave verlegt worden. Quellen dafür nennt er nicht.

Kaliningrad liegt bekanntlich in direkter Nachbarschaft zu den baltischen NATO-Staaten und zu Polen. Das US-Magazin Forbes sieht in der Verlegung der Raketen daher eine "bewusste Warnung an die NATO", angesichts der aktuell sehr angespannten Lage im Ukraine-Konflikt. Vom Kaliningrader Luftraum aus könne eine in der Luft abgefeuerte Kinschal problemlos London, Paris oder Rom, sowie "die meisten westeuropäischen Hauptstädte und Ankara erreichen".

© Russisches Verteidigungsministerium

Die Kinschal-Hyperschallrakete soll bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen können. Die MiG-31 fliegt schnell und hoch genug, um sie abzufeuern.

Unklare Gründe

Ein solches Worst-Case-Szenario wird natürlich, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht eintreten. Was genau die russischen Militärs mit den MiG-31K und ihren Kinschals in Kaliningrad vorhaben, ist aber tatsächlich unklar. Eine offizielle Stellungnahme gibt es bislang nicht dazu. Es könnte jedoch eine Reaktion darauf sein, dass die USA und die NATO jüngst große Militärverbände nach Polen und ins Baltikum verlegt haben. Man zeigt, was man hat.

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