Italien sucht einen neuen Seeaufklärer zum Einsatz gegen U-Boote im Mittelmeer. Die Südeuropäer erwägen auch ein nicht aus den USA stammendes Muster.
Vor rund acht Jahren hatten die italienischen Luftstreitkräfte ihre letzten Atlantic-Seeaufklärer außer Dienst gestellt. Als Ersatz kommt derzeit die P-72A zum Einsatz. Bei dem in Sigonella stationierten Patrouillen-Flugzeug handelt es sich um eine Ableitung des Regional-Turboprops ATR 72. Italien hatte ab 2017 insgesamt vier Exemplare eingeführt. Allerdings weist das Muster Nachteile bei der Bekämpfung von U-Booten auf.
Daher suchen die Streitkräfte nach einer dementsprechenden Ergänzung in diesem Bereich. Naheliegendster Kandidat wäre die Boeing P-8 Poseidon. Aber angesichts der aktuellen politischen Lage erwägt die Militärführung auch die Beschaffung eines nicht aus den USA stammenden Musters.
Ein möglicher Kandidat wäre die in Japan entwickelte und gebaute Kawasaki P-1. Laut dem Kommandeur der Aeronautica Militare Italiana, General Luca Goretti, zählt der Typ zu den "verfügbaren, möglichen Optionen". Zumindest sagte er dies in einer Anhörung vor dem italienischen Senats-Komitee für auswärtige Angelegenheiten. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die engen Beziehungen der beiden Länder hin.
Zusammenarbeit beim neuen Jäger
Italien und Japan arbeiten bereits im Global Combat Air Programme (GCAP) für ein neues Kampfflugzeug der sechsten Generation zusammen. Außerdem könnten die Südeuropäer im Fall des Kaufs der P-1 im Gegenzug die Leonardo M-346 als Nachfolger der Kawasaki T-4 als Trainer bei der Japan Air Self-Defense Force anbieten. Viele schnell verfügbare Alternativen bei der Seeüberwachung gibt es nicht: Die meisten Verbündeten setzen auf die P-8. Nur Frankreich arbeitet an einem eigenen Muster auf Basis des Airbus A321. Bis dessen Einsatzreife dürften jedoch noch fünf bis zehn Jahre vergehen.
Die vierstrahlige P-1 wurde speziell für die Seeaufklärung entwickelt.
Speziell entworfen
Die P-1 ist einer der wenigen Seeaufklärer überhaupt, der speziell für diese Rolle entstanden ist und nicht auf einem Verkehrsflugzeug gründet. Die Japan Maritime Self-Defense Force (JMSDF) ist bis dato der einzige Betreiber des vierstrahligen Jets, der die Lockheed P-3 Orion bei den japanischen Marinefliegern ersetzt. Rund 30 Exemplare sind in Atsugi und Kanoya stationiert.
Besser aber teurer
Das japanische Eigengewächs befindet sich seit 2013 in Dienst bei der JMSDF. Als Antrieb kommt das ebenfalls in japanischer Eigenregie entwickelte F7 der IHI Corporation zum Einsatz. Die P-1 mit ihrer größeren Reichweite und höheren Zuladung gilt als leistungsfähiger, aber auch teurer als die P-8 von Boeing. Die bisherigen Exportbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt.
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