Chinas größte Militärfrachter landen erstmals in Kabul

Xian Y-20
:
Chinas größte Militärfrachter landen erstmals in Kabul

© Chinesische Botschaft in Kabul 14 Bilder

Ein schweres Erdbeben erschütterte vor rund zwei Wochen Afghanistan, mehr als 1.000 Menschen starben. Die Taliban-Regierung bat international um Unterstützung. Die Chinesen fackelten nicht lange – und schickten sechs mit Hilfsgütern beladene Xian Y-20 nach Kabul.

Kompletten Artikel anzeigen

So viele Militärtransporter aus dem Ausland hat der Flughafen Kabul lange nicht mehr gesehen. Seit vor rund einem Jahr die USA und ihre Verbündeten Afghanistan Hals über Kopf verlassen haben und dabei am wichtigsten Airport des Landes für Chaos und verstörende Bilder sorgten, ist die Frequenz an- und abfliegender Frachtflugzeuge merklich zurückgegangen. Das änderte sich Ende Juni, als innerhalb weniger Tage gleich sechs chinesische Xian Y-20 in Kabul eintrafen – und insgesamt 105 Tonnen Hilfsgüter und Lebensmittel aus dem Reich der Mitte ablieferten.

Social Media Inhalt

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

Social Media Inhalt

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle zeigen wir weitere Inhalte, die den Artikel ergänzen. Mit Klick auf den Button geht es weiter zu unserer mobilen Website.

"Manifestation der Freundschaft"

Die Hilfsfracht war für den Südosten Afghanistans gedacht, der am 22. Juni von einem heftigen Erdbeben heimgesucht wurde. Dabei kamen laut offiziellen Angaben etwa 1.000 Menschen ums Leben, zehntausende wurden obdachlos. Die von den Taliban gestellte Regierung in Kabul richtete in den Folgetagen mehrere Hilferufe an die Weltgemeinschaft. China sagte den Taliban daraufhin humanitäre Hilfe im großen Stil zu – und hielt Wort. Vom Flughafen Ürümqi-Diwopu in der an Afghanistan grenzenden Region Xinjiang aus richtete die chinesische Luftwaffe eine Luftbrücke ein. Zusätzlich zu den sechs Y-20 flogen fünf gecharterte Zivilmaschinen weitere Hilfsgüter nach Kabul. Von dort aus wurde das Material in die schwer zugängliche Katastrophenregion an der afghanisch-pakistanischen Grenze gebracht. Chinas Botschafter in Afghanistan, Wang Yu, bezeichnete die Maßnahmen seines Landes als "beste Manifestation" der Freundschaft zwischen beiden Nationen.

© VCG via Getty Images
Xian Y-20 Was machten 6 Militärfrachter aus China zeitgleich in Belgrad?

Chinas Pendant zur C-17

Die Xian Y-20 ist Chinas größtes militärisches Transportflugzeug und in ihren Dimensionen etwa vergleichbar mit der US-amerikanischen Boeing C-17. Der Vierstrahler bietet maximal 66 Tonnen Nutzlast, fliegt bis zu 10.000 Kilometer weit und besitzt zeitgemäße Avionik. Weniger zeitgemäß sind dagegen die Triebwerke. Diese hat die Y-20 von der russischen Iljuschin Il-76 geerbt: Der chinesische Transporter fliegt mit vier D-30KP-2-Turbofans aus dem Hause Solowjow – einem Uralt-Antrieb aus sowjetischer Produktion, dessen erste Generation bereits seit Mitte der Sechzigerjahre in der Tupolew Tu-134 zum Einsatz kam. Das D-30KP zeigt sich gegenüber dieser Originalvariante zwar stark verbessert und besitzt unter anderem einen größeren Fan, ist vom heutigen Gesichtspunkt aus betrachtet aber trotzdem eher technisches Mittelalter. Es ist deshalb geplant, spätere Serienmaschinen mit dem in China gebauten WS-20 Huanghe auszustatten. Die Erprobung dieser Y-20B genannten Variante läuft.

Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen FLUG REVUE eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.

Meist gelesen 1 Schafft der US-Gigant die Trendwende? Neuer Schub für Boeing 2 USA blockieren Triebwerkslieferung Bekommt der „China-Airbus“ Comac C919 Probleme? 3 Dassault Rafale B Frankreichs nukleare Abschreckung 4 Starfighters Inc. will F-4 kaufen Private Phantom-Flotte neben F-104-Jets? 5 Erste Su-30SM2 für Belarus Weißrussland fliegt jetzt die „Super Suchoi“